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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

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Sylbe davon über die Zunge bringen kann.
Ein dreyfaches Unglück für die Musik, daß
bey dieser Kunst grade so eine Menge Hände
nöthig sind, damit das Werk nur existirt!
Ich sammle und erhebe meine ganze Seele,
um ein großes Werk zu Stande zu brin¬
gen; -- und hundert empfindungslose und
leere Köpfe reden mit ein, und verlangen
dieses und jenes."

"Ich gedachte in meiner Jugend dem ir¬
dischen Jammer zu entfliehen, und bin nun
erst recht in den Schlamm hineingerathen.
Es ist wohl leider gewiß; man kann mit al¬
ler Anstrengung unsrer geistigen Fittige der
Erde nicht entkommen; sie zieht uns mit Ge¬
walt zurück, und wir fallen wieder unter
den gemeinsten Haufen der Menschen." --

"Es sind bedauernswürdige Künstler, die
ich um mich herum sehe. Auch die edelsten

Sylbe davon über die Zunge bringen kann.
Ein dreyfaches Unglück für die Muſik, daß
bey dieſer Kunſt grade ſo eine Menge Hände
nöthig ſind, damit das Werk nur exiſtirt!
Ich ſammle und erhebe meine ganze Seele,
um ein großes Werk zu Stande zu brin¬
gen; — und hundert empfindungsloſe und
leere Köpfe reden mit ein, und verlangen
dieſes und jenes.«

»Ich gedachte in meiner Jugend dem ir¬
diſchen Jammer zu entfliehen, und bin nun
erſt recht in den Schlamm hineingerathen.
Es iſt wohl leider gewiß; man kann mit al¬
ler Anſtrengung unſrer geiſtigen Fittige der
Erde nicht entkommen; ſie zieht uns mit Ge¬
walt zurück, und wir fallen wieder unter
den gemeinſten Haufen der Menſchen.« —

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[262/0270] Sylbe davon über die Zunge bringen kann. Ein dreyfaches Unglück für die Muſik, daß bey dieſer Kunſt grade ſo eine Menge Hände nöthig ſind, damit das Werk nur exiſtirt! Ich ſammle und erhebe meine ganze Seele, um ein großes Werk zu Stande zu brin¬ gen; — und hundert empfindungsloſe und leere Köpfe reden mit ein, und verlangen dieſes und jenes.« »Ich gedachte in meiner Jugend dem ir¬ diſchen Jammer zu entfliehen, und bin nun erſt recht in den Schlamm hineingerathen. Es iſt wohl leider gewiß; man kann mit al¬ ler Anſtrengung unſrer geiſtigen Fittige der Erde nicht entkommen; ſie zieht uns mit Ge¬ walt zurück, und wir fallen wieder unter den gemeinſten Haufen der Menſchen.« — »Es ſind bedauernswürdige Künſtler, die ich um mich herum ſehe. Auch die edelſten

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Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/270>, abgerufen am 21.11.2024.