macht schien, das menschliche Herz zu rüh¬ ren. In manchen trüben Stunden verzwei¬ felte er ganz, und dachte: "Was ist die Kunst so seltsam und sonderbar! Hat sie denn nur für mich allein so geheimnißvolle Kraft, und ist für alle andre Menschen nur Belustigung der Sinne und angenehmer Zeit¬ vertreib? Was ist sie denn wirklich und in der That, wenn sie für alle Menschen Nichts ist, und für mich allein nur Etwas? Ist es nicht die unglückseligste Idee, diese Kunst zu seinem ganzen Zweck und Hauptgeschäft zu machen, und sich von ihren großen Wirkun¬ gen auf die menschlichen Gemüther tausend schöne Dinge einzubilden? von dieser Kunst, die im wirklichen irdischen Leben keine andre Rolle spielt, als Kartenspiel oder jeder an¬ dre Zeitvertreib?"
Wenn er auf solche Gedanken kam, so
macht ſchien, das menſchliche Herz zu rüh¬ ren. In manchen trüben Stunden verzwei¬ felte er ganz, und dachte: »Was iſt die Kunſt ſo ſeltſam und ſonderbar! Hat ſie denn nur für mich allein ſo geheimnißvolle Kraft, und iſt für alle andre Menſchen nur Beluſtigung der Sinne und angenehmer Zeit¬ vertreib? Was iſt ſie denn wirklich und in der That, wenn ſie für alle Menſchen Nichts iſt, und für mich allein nur Etwas? Iſt es nicht die unglückſeligſte Idee, dieſe Kunſt zu ſeinem ganzen Zweck und Hauptgeſchäft zu machen, und ſich von ihren großen Wirkun¬ gen auf die menſchlichen Gemüther tauſend ſchöne Dinge einzubilden? von dieſer Kunſt, die im wirklichen irdiſchen Leben keine andre Rolle ſpielt, als Kartenſpiel oder jeder an¬ dre Zeitvertreib?«
Wenn er auf ſolche Gedanken kam, ſo
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macht ſchien, das menſchliche Herz zu rüh¬
ren. In manchen trüben Stunden verzwei¬
felte er ganz, und dachte: »Was iſt die
Kunſt ſo ſeltſam und ſonderbar! Hat ſie
denn nur für mich allein ſo geheimnißvolle
Kraft, und iſt für alle andre Menſchen nur
Beluſtigung der Sinne und angenehmer Zeit¬
vertreib? Was iſt ſie denn wirklich und in
der That, wenn ſie für alle Menſchen Nichts
iſt, und für mich allein nur Etwas? Iſt es
nicht die unglückſeligſte Idee, dieſe Kunſt zu
ſeinem ganzen Zweck und Hauptgeſchäft zu
machen, und ſich von ihren großen Wirkun¬
gen auf die menſchlichen Gemüther tauſend
ſchöne Dinge einzubilden? von dieſer Kunſt,
die im wirklichen irdiſchen Leben keine andre
Rolle ſpielt, als Kartenſpiel oder jeder an¬
dre Zeitvertreib?«
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/274>, abgerufen am 12.05.2024.
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