Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.Soll ich in mir selbst verschmachten, Und in Liebe ganz vergehn? Wird das Schicksal mein nicht achten, Dieses Sinnen, dieses Trachten Stets mit Mißvergnügen sehn? Bin ich denn so ganz verloren, Den Verstoßnen zugeweiht? O beglückt, wer auserkohren, Für die Künste nur gebohren, Ihnen Herz und Leben weiht! Ach mein Glück liegt wohl noch ferne, Kömmt noch lange mir nicht nah! Freilich zweifelt' ich so gerne, -- Doch noch oft drehn sich die Sterne, -- Endlich, endlich ist es da! Dann ohne Säumen,
Nach langen Träumen, Nach tiefer Ruh, Durch Wies' und Wälder, Durch blüh'nde Felder Der Heimath zu! Soll ich in mir ſelbſt verſchmachten, Und in Liebe ganz vergehn? Wird das Schickſal mein nicht achten, Dieſes Sinnen, dieſes Trachten Stets mit Mißvergnügen ſehn? Bin ich denn ſo ganz verloren, Den Verſtoßnen zugeweiht? O beglückt, wer auserkohren, Für die Künſte nur gebohren, Ihnen Herz und Leben weiht! Ach mein Glück liegt wohl noch ferne, Kömmt noch lange mir nicht nah! Freilich zweifelt' ich ſo gerne, — Doch noch oft drehn ſich die Sterne, — Endlich, endlich iſt es da! Dann ohne Säumen,
Nach langen Träumen, Nach tiefer Ruh, Durch Wies' und Wälder, Durch blüh'nde Felder Der Heimath zu! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0033" n="25"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Soll ich in mir ſelbſt verſchmachten,</l><lb/> <l>Und in Liebe ganz vergehn?</l><lb/> <l>Wird das Schickſal mein nicht achten,</l><lb/> <l>Dieſes Sinnen, dieſes Trachten</l><lb/> <l>Stets mit Mißvergnügen ſehn?</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Bin ich denn ſo ganz verloren,</l><lb/> <l>Den Verſtoßnen zugeweiht?</l><lb/> <l>O beglückt, wer auserkohren,</l><lb/> <l>Für die Künſte nur gebohren,</l><lb/> <l>Ihnen Herz und Leben weiht!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Ach mein Glück liegt wohl noch ferne,</l><lb/> <l>Kömmt noch lange mir nicht nah!</l><lb/> <l>Freilich zweifelt' ich ſo gerne, —</l><lb/> <l>Doch noch oft drehn ſich die Sterne, —</l><lb/> <l>Endlich, endlich iſt es da!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Dann ohne Säumen,</l><lb/> <l>Nach langen Träumen,</l><lb/> <l>Nach tiefer Ruh,</l><lb/> <l>Durch Wies' und Wälder,</l><lb/> <l>Durch blüh'nde Felder</l><lb/> <l>Der Heimath zu!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [25/0033]
Soll ich in mir ſelbſt verſchmachten,
Und in Liebe ganz vergehn?
Wird das Schickſal mein nicht achten,
Dieſes Sinnen, dieſes Trachten
Stets mit Mißvergnügen ſehn?
Bin ich denn ſo ganz verloren,
Den Verſtoßnen zugeweiht?
O beglückt, wer auserkohren,
Für die Künſte nur gebohren,
Ihnen Herz und Leben weiht!
Ach mein Glück liegt wohl noch ferne,
Kömmt noch lange mir nicht nah!
Freilich zweifelt' ich ſo gerne, —
Doch noch oft drehn ſich die Sterne, —
Endlich, endlich iſt es da!
Dann ohne Säumen,
Nach langen Träumen,
Nach tiefer Ruh,
Durch Wies' und Wälder,
Durch blüh'nde Felder
Der Heimath zu!
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