ganzes Nachdenken auf das Studium der Komposition im Großen, und des Effektes der Farben. Und es war außerordentlich, wie schnell es ihm gelang, Werke hervorzu¬ bringen, die ganz Bologna in Verwunde¬ rung setzten. Er ward in der That ein vor¬ züglicher Mahler; denn wenn er auch meh¬ rere Mitstreiter hatte, und selbst der gött¬ liche Raphael zu der Zeit in Rom arbei¬ tete, so konnte man immer mit Recht auch seine Werke zu den vornehmsten rechnen. Denn allerdings ist die Schönheit in der Kunst nicht etwas so armes und dürftiges, daß eines Menschen Leben sie erschöpfen könnte; und ihr Preis ist kein Loos, das nur allein auf Einen Auserwählten fällt: ihr Licht zerspaltet sich vielmehr in tausend Strah¬ len, deren Wiederschein auf mannigfache Weise von den großen Künstlern, die der
ganzes Nachdenken auf das Studium der Kompoſition im Großen, und des Effektes der Farben. Und es war außerordentlich, wie ſchnell es ihm gelang, Werke hervorzu¬ bringen, die ganz Bologna in Verwunde¬ rung ſetzten. Er ward in der That ein vor¬ züglicher Mahler; denn wenn er auch meh¬ rere Mitſtreiter hatte, und ſelbſt der gött¬ liche Raphael zu der Zeit in Rom arbei¬ tete, ſo konnte man immer mit Recht auch ſeine Werke zu den vornehmſten rechnen. Denn allerdings iſt die Schönheit in der Kunſt nicht etwas ſo armes und dürftiges, daß eines Menſchen Leben ſie erſchöpfen könnte; und ihr Preis iſt kein Loos, das nur allein auf Einen Auserwählten fällt: ihr Licht zerſpaltet ſich vielmehr in tauſend Strah¬ len, deren Wiederſchein auf mannigfache Weiſe von den großen Künſtlern, die der
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ganzes Nachdenken auf das Studium der
Kompoſition im Großen, und des Effektes
der Farben. Und es war außerordentlich,
wie ſchnell es ihm gelang, Werke hervorzu¬
bringen, die ganz Bologna in Verwunde¬
rung ſetzten. Er ward in der That ein vor¬
züglicher Mahler; denn wenn er auch meh¬
rere Mitſtreiter hatte, und ſelbſt der gött¬
liche Raphael zu der Zeit in Rom arbei¬
tete, ſo konnte man immer mit Recht auch
ſeine Werke zu den vornehmſten rechnen.
Denn allerdings iſt die Schönheit in der
Kunſt nicht etwas ſo armes und dürftiges,
daß eines Menſchen Leben ſie erſchöpfen
könnte; und ihr Preis iſt kein Loos, das
nur allein auf Einen Auserwählten fällt: ihr
Licht zerſpaltet ſich vielmehr in tauſend Strah¬
len, deren Wiederſchein auf mannigfache
Weiſe von den großen Künſtlern, die der
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/39>, abgerufen am 28.04.2024.
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