abschildern soll, gehört ein lebendiges und aufgewecktes Gemüth; denn es soll ja durch allmählige mühsame Arbeit endlich ein voll¬ kommenes Werk, zum Wohlgefallen aller Sinne, hervorgebracht werden, und traurige und in sich verschlossene Gemüther haben keinen Hang, keine Lust, keinen Muth und keine Stetigkeit hervorzubringen. Solch ein aufgewecktes Gemüth besaß der Jüngling Leonardo da Vinci; und er übte sich nicht nur mit Eifer im Zeichnen und im Setzen der Farben, sondern auch in der Bildhauerey, und zur Erhohlung spielte er auf der Geige, und sang artige Lieder. Wohin also sein vielbefassender Geist sich auch wandte, so ward er immer von den Musen und Gra¬ zien, als ihr Liebling, in ihrer Atmosphäre schwebend getragen, und berührte nie, auch in den Stunden der Erhohlung nicht, den Boden des alltäglichen Lebens. Von allen
abſchildern ſoll, gehört ein lebendiges und aufgewecktes Gemüth; denn es ſoll ja durch allmählige mühſame Arbeit endlich ein voll¬ kommenes Werk, zum Wohlgefallen aller Sinne, hervorgebracht werden, und traurige und in ſich verſchloſſene Gemüther haben keinen Hang, keine Luſt, keinen Muth und keine Stetigkeit hervorzubringen. Solch ein aufgewecktes Gemüth beſaß der Jüngling Leonardo da Vinci; und er übte ſich nicht nur mit Eifer im Zeichnen und im Setzen der Farben, ſondern auch in der Bildhauerey, und zur Erhohlung ſpielte er auf der Geige, und ſang artige Lieder. Wohin alſo ſein vielbefaſſender Geiſt ſich auch wandte, ſo ward er immer von den Muſen und Gra¬ zien, als ihr Liebling, in ihrer Atmosphäre ſchwebend getragen, und berührte nie, auch in den Stunden der Erhohlung nicht, den Boden des alltäglichen Lebens. Von allen
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aufgewecktes Gemüth; denn es ſoll ja durch
allmählige mühſame Arbeit endlich ein voll¬
kommenes Werk, zum Wohlgefallen aller
Sinne, hervorgebracht werden, und traurige
und in ſich verſchloſſene Gemüther haben
keinen Hang, keine Luſt, keinen Muth und
keine Stetigkeit hervorzubringen. Solch ein
aufgewecktes Gemüth beſaß der Jüngling
Leonardo da Vinci; und er übte ſich nicht
nur mit Eifer im Zeichnen und im Setzen
der Farben, ſondern auch in der Bildhauerey,
und zur Erhohlung ſpielte er auf der Geige,
und ſang artige Lieder. Wohin alſo ſein
vielbefaſſender Geiſt ſich auch wandte, ſo
ward er immer von den Muſen und Gra¬
zien, als ihr Liebling, in ihrer Atmosphäre
ſchwebend getragen, und berührte nie, auch
in den Stunden der Erhohlung nicht, den
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/74>, abgerufen am 25.11.2024.
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