auch den Bewegungsgrund finden wollen, daß er zeitlebens unverheirathet blieb. -- Während des Aufenthaltes in seiner länd¬ lichen Einsamkeit trug er nun auch die Re¬ sultate seines Studiums, durch seinen Geist gesteigert und geläutert, und mit seinen eige¬ nen sehr scharfsinnigen Gedanken und Beob¬ achtungen versetzt, in ausführlichen Werken zusammen, welche sich, von seiner eigenen theuren Hand geschrieben, noch itzt in dem großen ambrosianischen Bücherschatze zu May¬ land befinden.
Aber ach! es ist auch diese, wie so manche andre uralte, mit ehrwürdigem Staube be¬ deckte Handschrift in den Bücherschätzen der Großen, ein unangerührtes Heiligthum, vor welchem die unverständigen Söhne unsers Zeitalters, höchstens mit einer leeren Ehr¬ furchtsbezeugung, vorübergehn. Das Ma¬ nuscript wartet noch auf denjenigen, welcher
den
auch den Bewegungsgrund finden wollen, daß er zeitlebens unverheirathet blieb. — Während des Aufenthaltes in ſeiner länd¬ lichen Einſamkeit trug er nun auch die Re¬ ſultate ſeines Studiums, durch ſeinen Geiſt geſteigert und geläutert, und mit ſeinen eige¬ nen ſehr ſcharfſinnigen Gedanken und Beob¬ achtungen verſetzt, in ausführlichen Werken zuſammen, welche ſich, von ſeiner eigenen theuren Hand geſchrieben, noch itzt in dem großen ambroſianiſchen Bücherſchatze zu May¬ land befinden.
Aber ach! es iſt auch dieſe, wie ſo manche andre uralte, mit ehrwürdigem Staube be¬ deckte Handſchrift in den Bücherſchätzen der Großen, ein unangerührtes Heiligthum, vor welchem die unverſtändigen Söhne unſers Zeitalters, höchſtens mit einer leeren Ehr¬ furchtsbezeugung, vorübergehn. Das Ma¬ nuſcript wartet noch auf denjenigen, welcher
den
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0088"n="80"/>
auch den Bewegungsgrund finden wollen,<lb/>
daß er zeitlebens unverheirathet blieb. —<lb/>
Während des Aufenthaltes in ſeiner länd¬<lb/>
lichen Einſamkeit trug er nun auch die Re¬<lb/>ſultate ſeines Studiums, durch ſeinen Geiſt<lb/><choice><sic>geſeigert</sic><corr>geſteigert</corr></choice> und geläutert, und mit ſeinen eige¬<lb/>
nen ſehr ſcharfſinnigen Gedanken und Beob¬<lb/>
achtungen verſetzt, in ausführlichen Werken<lb/>
zuſammen, welche ſich, von ſeiner eigenen<lb/>
theuren Hand geſchrieben, noch itzt in dem<lb/>
großen ambroſianiſchen Bücherſchatze zu May¬<lb/>
land befinden.</p><lb/><p>Aber ach! es iſt auch dieſe, wie ſo manche<lb/>
andre uralte, mit ehrwürdigem Staube be¬<lb/>
deckte Handſchrift in den Bücherſchätzen der<lb/>
Großen, ein unangerührtes Heiligthum, vor<lb/>
welchem die unverſtändigen Söhne unſers<lb/>
Zeitalters, höchſtens mit einer leeren Ehr¬<lb/>
furchtsbezeugung, <hirendition="#g">vorübergehn</hi>. Das Ma¬<lb/>
nuſcript wartet noch auf denjenigen, welcher<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[80/0088]
auch den Bewegungsgrund finden wollen,
daß er zeitlebens unverheirathet blieb. —
Während des Aufenthaltes in ſeiner länd¬
lichen Einſamkeit trug er nun auch die Re¬
ſultate ſeines Studiums, durch ſeinen Geiſt
geſteigert und geläutert, und mit ſeinen eige¬
nen ſehr ſcharfſinnigen Gedanken und Beob¬
achtungen verſetzt, in ausführlichen Werken
zuſammen, welche ſich, von ſeiner eigenen
theuren Hand geſchrieben, noch itzt in dem
großen ambroſianiſchen Bücherſchatze zu May¬
land befinden.
Aber ach! es iſt auch dieſe, wie ſo manche
andre uralte, mit ehrwürdigem Staube be¬
deckte Handſchrift in den Bücherſchätzen der
Großen, ein unangerührtes Heiligthum, vor
welchem die unverſtändigen Söhne unſers
Zeitalters, höchſtens mit einer leeren Ehr¬
furchtsbezeugung, vorübergehn. Das Ma¬
nuſcript wartet noch auf denjenigen, welcher
den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/88>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.