Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

v. Gröningseck. Sehn! aber nicht sprechen!
Evchen. Jch werde jeden Blick verstehn. --
(sie gehn der Thüre zu.) Zwey Monat, sagten sie?
v. Gröningseck. Zwey Monat aufs längste!
das schwör ich ihnen nochmals, im Angesicht des
Monds und aller der Sterne, die dort am Firma-
ment glänzen: mein letzter Blick, wenn ich mor-
gen in Wagen steig, solls ihnen noch einmal
schwören. -- Nur ruhig, mein Liebchen! (drückt
Evchen die Hand, und geht ab; Evchen öfnet halb die
Thüre, steckt den Kopf hinaus und ruft mit gedämpfter
Stimme.)
Evchen. Gröningseck! noch eins! (er kommt
zurück, sie küßt ihn mit den Worten) Den kann ich
ihnen morgen nicht auf die Reis geben! (und rie-
gelt die Thür schnell hinter ihm zu.)
Der Vorhang fällt.
Fünf-

v. Groͤningseck. Sehn! aber nicht ſprechen!
Evchen. Jch werde jeden Blick verſtehn. —
(ſie gehn der Thuͤre zu.) Zwey Monat, ſagten ſie?
v. Groͤningseck. Zwey Monat aufs laͤngſte!
das ſchwoͤr ich ihnen nochmals, im Angeſicht des
Monds und aller der Sterne, die dort am Firma-
ment glaͤnzen: mein letzter Blick, wenn ich mor-
gen in Wagen ſteig, ſolls ihnen noch einmal
ſchwoͤren. — Nur ruhig, mein Liebchen! (druͤckt
Evchen die Hand, und geht ab; Evchen oͤfnet halb die
Thuͤre, ſteckt den Kopf hinaus und ruft mit gedaͤmpfter
Stimme.)
Evchen. Groͤningseck! noch eins! (er kommt
zuruͤck, ſie kuͤßt ihn mit den Worten) Den kann ich
ihnen morgen nicht auf die Reis geben! (und rie-
gelt die Thuͤr ſchnell hinter ihm zu.)
Der Vorhang faͤllt.
Fuͤnf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0078" n="76"/>
        <fw place="top" type="header">
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </fw>
        <sp who="#GRN">
          <speaker> <hi rendition="#b">v. Gro&#x0364;ningseck.</hi> </speaker>
          <p>Sehn! aber nicht &#x017F;prechen!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EHUM">
          <speaker> <hi rendition="#b">Evchen.</hi> </speaker>
          <p>Jch werde jeden Blick ver&#x017F;tehn. &#x2014;<lb/><stage>(&#x017F;ie gehn der Thu&#x0364;re zu.)</stage> Zwey Monat, &#x017F;agten &#x017F;ie?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GRN">
          <speaker> <hi rendition="#b">v. Gro&#x0364;ningseck.</hi> </speaker>
          <p>Zwey Monat aufs la&#x0364;ng&#x017F;te!<lb/>
das &#x017F;chwo&#x0364;r ich ihnen nochmals, im Ange&#x017F;icht des<lb/>
Monds und aller der Sterne, die dort am Firma-<lb/>
ment gla&#x0364;nzen: mein letzter Blick, wenn ich mor-<lb/>
gen in Wagen &#x017F;teig, &#x017F;olls ihnen noch <hi rendition="#fr">einmal</hi><lb/>
&#x017F;chwo&#x0364;ren. &#x2014; Nur ruhig, mein Liebchen!</p>
          <stage>(dru&#x0364;ckt<lb/>
Evchen die Hand, und geht ab; Evchen o&#x0364;fnet halb die<lb/>
Thu&#x0364;re, &#x017F;teckt den Kopf hinaus und ruft mit geda&#x0364;mpfter<lb/>
Stimme.)</stage>
        </sp><lb/>
        <sp who="#EHUM">
          <speaker> <hi rendition="#b">Evchen.</hi> </speaker>
          <p>Gro&#x0364;ningseck! noch eins! <stage>(er kommt<lb/>
zuru&#x0364;ck, &#x017F;ie ku&#x0364;ßt ihn mit den Worten)</stage> <hi rendition="#fr">Den</hi> kann ich<lb/>
ihnen morgen nicht auf die Reis geben!</p>
          <stage>(und rie-<lb/>
gelt die Thu&#x0364;r &#x017F;chnell hinter ihm zu.)</stage>
        </sp><lb/>
        <stage> <hi rendition="#et">Der Vorhang fa&#x0364;llt.</hi> </stage>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nf-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0078] v. Groͤningseck. Sehn! aber nicht ſprechen! Evchen. Jch werde jeden Blick verſtehn. — (ſie gehn der Thuͤre zu.) Zwey Monat, ſagten ſie? v. Groͤningseck. Zwey Monat aufs laͤngſte! das ſchwoͤr ich ihnen nochmals, im Angeſicht des Monds und aller der Sterne, die dort am Firma- ment glaͤnzen: mein letzter Blick, wenn ich mor- gen in Wagen ſteig, ſolls ihnen noch einmal ſchwoͤren. — Nur ruhig, mein Liebchen! (druͤckt Evchen die Hand, und geht ab; Evchen oͤfnet halb die Thuͤre, ſteckt den Kopf hinaus und ruft mit gedaͤmpfter Stimme.) Evchen. Groͤningseck! noch eins! (er kommt zuruͤck, ſie kuͤßt ihn mit den Worten) Den kann ich ihnen morgen nicht auf die Reis geben! (und rie- gelt die Thuͤr ſchnell hinter ihm zu.) Der Vorhang faͤllt. Fuͤnf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/78
Zitationshilfe: Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/78>, abgerufen am 23.11.2024.