Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776. Fr. Humbrecht (verneigt sich) Wie sie befeh- len: sie stehn mir doch Herr Major -- v. Gröningseck. Bravo! bravo! immer bes- ser! ha ha ha! Evchen. Ey, Mutter, stell sie sich doch nicht so artig; Major ist ja noch mehr als Hauptmann, sie weiß ja gar nichts. -- Der Herr Lieutenant wohnt schon einen ganzen Monat bey uns -- v. Gröningseck. Einen Monat und drey Ta- ge, mein Kind! ich hab jede Minute gezählt. Evchen. Denk doch! ist ihnen die Zeit so lang geworden. v. Gröningseck. Noch nicht! aber bald möch- te sie mirs werden, wenn du nicht -- Evchen. Du! seit wann so vertraut? v. Gröningseck. Zank nicht Evchen! zank nicht! müßt mir heut nichts übel nehmen Leut- chen, ich hab ein Gläschen Liqueur zuviel. Fr. Humbrecht. Was ich fragen wollt, Herr Leutenant, sie stehn mir doch davor, daß wir in einem honetten Haus sind? v. Gröningseck. So soll mich der Teufel leben- dig zerreißen, Frau Humbrecht! wenn hier nicht täglich alles, was beau monde heißt, zusam- menkommt: -- sehn sie nur an, wie schlecht das Zimmer meublirt ist. -- Fr. Humbrecht. Eben drum! v. Gröningseck. Eben drum! freilich, eben drum! Das macht die guten Zimmer sind alle schon besetzt. Meynt sie denn pardieu! der Lieutenant von
Fr. Humbrecht (verneigt ſich) Wie ſie befeh- len: ſie ſtehn mir doch Herr Major — v. Groͤningseck. Bravo! bravo! immer beſ- ſer! ha ha ha! Evchen. Ey, Mutter, ſtell ſie ſich doch nicht ſo artig; Major iſt ja noch mehr als Hauptmann, ſie weiß ja gar nichts. — Der Herr Lieutenant wohnt ſchon einen ganzen Monat bey uns — v. Groͤningseck. Einen Monat und drey Ta- ge, mein Kind! ich hab jede Minute gezaͤhlt. Evchen. Denk doch! iſt ihnen die Zeit ſo lang geworden. v. Groͤningseck. Noch nicht! aber bald moͤch- te ſie mirs werden, wenn du nicht — Evchen. Du! ſeit wann ſo vertraut? v. Groͤningseck. Zank nicht Evchen! zank nicht! muͤßt mir heut nichts uͤbel nehmen Leut- chen, ich hab ein Glaͤschen Liqueur zuviel. Fr. Humbrecht. Was ich fragen wollt, Herr Leutenant, ſie ſtehn mir doch davor, daß wir in einem honetten Haus ſind? v. Groͤningseck. So ſoll mich der Teufel leben- dig zerreißen, Frau Humbrecht! wenn hier nicht taͤglich alles, was beau monde heißt, zuſam- menkommt: — ſehn ſie nur an, wie ſchlecht das Zimmer meublirt iſt. — Fr. Humbrecht. Eben drum! v. Groͤningseck. Eben drum! freilich, eben drum! Das macht die guten Zimmer ſind alle ſchon beſetzt. Meynt ſie denn pardieu! der Lieutenant von
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Fr. Humbrecht (verneigt ſich) Wie ſie befeh-
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v. Groͤningseck. Bravo! bravo! immer beſ-
ſer! ha ha ha!
Evchen. Ey, Mutter, ſtell ſie ſich doch nicht ſo
artig; Major iſt ja noch mehr als Hauptmann,
ſie weiß ja gar nichts. — Der Herr Lieutenant
wohnt ſchon einen ganzen Monat bey uns —
v. Groͤningseck. Einen Monat und drey Ta-
ge, mein Kind! ich hab jede Minute gezaͤhlt.
Evchen. Denk doch! iſt ihnen die Zeit ſo lang
geworden.
v. Groͤningseck. Noch nicht! aber bald moͤch-
te ſie mirs werden, wenn du nicht —
Evchen. Du! ſeit wann ſo vertraut?
v. Groͤningseck. Zank nicht Evchen! zank
nicht! muͤßt mir heut nichts uͤbel nehmen Leut-
chen, ich hab ein Glaͤschen Liqueur zuviel.
Fr. Humbrecht. Was ich fragen wollt, Herr
Leutenant, ſie ſtehn mir doch davor, daß wir in
einem honetten Haus ſind?
v. Groͤningseck. So ſoll mich der Teufel leben-
dig zerreißen, Frau Humbrecht! wenn hier nicht
taͤglich alles, was beau monde heißt, zuſam-
menkommt: — ſehn ſie nur an, wie ſchlecht das
Zimmer meublirt iſt. —
Fr. Humbrecht. Eben drum!
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drum! Das macht die guten Zimmer ſind alle ſchon
beſetzt. Meynt ſie denn pardieu! der Lieutenant
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