Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.Theater, das von dem Götteraltare -- als seinem Mit¬ So ordnete der künstlerische und nach künstleri¬ Das nächste, natürliche Bedürfniß drängte den Theater, das von dem Götteraltare — als ſeinem Mit¬ So ordnete der künſtleriſche und nach künſtleri¬ Das nächſte, natürliche Bedürfniß drängte den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0159" n="143"/><hi rendition="#g">Theater</hi>, das von dem Götteraltare — als ſeinem Mit¬<lb/> telpunkte — aus, ſich zu der verſtändnißgebenden Bühne,<lb/> wie zu den weiten Räumen für die, nach Verſtändniß ver¬<lb/> langenden, Zuſchauer erhob, führte der <hi rendition="#g">Tragöde</hi> das<lb/> lebendigſte Werk vollendetſter Kunſt aus.</p><lb/> <p>So ordnete der <hi rendition="#g">künſtleriſche</hi> und <hi rendition="#g">nach künſtleri¬<lb/> ſcher Selbſtdarſtellung</hi> verlangende Menſch nach<lb/> ſeinem <hi rendition="#g">künſtleriſchen</hi> Bedürfniſſe die Natur ſich unter,<lb/> damit ſie ihm nach ſeiner höchſten Abſicht diene. So<lb/> bedang der Lyriker und Tragöde den <hi rendition="#g">Architekten</hi>, der<lb/> das ſeiner Kunſt würdige, wiederum künſtleriſch ihr ent¬<lb/> ſprechende, Gebäude aufführen ſollte.</p><lb/> <p>Das nächſte, natürliche Bedürfniß drängte den<lb/> Menſchen zur Herrichtung von Wohn- und Schutzgebäu¬<lb/> den: in dem Lande und bei dem Volke, von dem ſich all<lb/> unſre Kunſt herſchreibt, ſollte aber nicht dieſes rein phy¬<lb/> ſiſche Bedürfniß, ſondern das Bedürfniß des künſtleriſch<lb/> ſich ſelbſt darſtellenden Menſchen das Bauhandwerk zur<lb/> wirklichen Kunſt entwickeln. Nicht die königlichen<lb/> Wohngebäude des Theſeus und Agamemnon, nicht die<lb/> rohen Felſengemäuer der pelasgiſchen <hi rendition="#g">Burgen</hi> ſind als<lb/> Baukunſtwerke uns zur Vorſtellung oder gar Anſchauung<lb/> gelangt, — ſondern die <hi rendition="#g">Tempel</hi> der Götter, die<lb/><hi rendition="#g">Tragödientheater</hi> des Volkes. Alles was nach dem<lb/> Verfall der Tragödie, d. h. der vollendeten griechiſchen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0159]
Theater, das von dem Götteraltare — als ſeinem Mit¬
telpunkte — aus, ſich zu der verſtändnißgebenden Bühne,
wie zu den weiten Räumen für die, nach Verſtändniß ver¬
langenden, Zuſchauer erhob, führte der Tragöde das
lebendigſte Werk vollendetſter Kunſt aus.
So ordnete der künſtleriſche und nach künſtleri¬
ſcher Selbſtdarſtellung verlangende Menſch nach
ſeinem künſtleriſchen Bedürfniſſe die Natur ſich unter,
damit ſie ihm nach ſeiner höchſten Abſicht diene. So
bedang der Lyriker und Tragöde den Architekten, der
das ſeiner Kunſt würdige, wiederum künſtleriſch ihr ent¬
ſprechende, Gebäude aufführen ſollte.
Das nächſte, natürliche Bedürfniß drängte den
Menſchen zur Herrichtung von Wohn- und Schutzgebäu¬
den: in dem Lande und bei dem Volke, von dem ſich all
unſre Kunſt herſchreibt, ſollte aber nicht dieſes rein phy¬
ſiſche Bedürfniß, ſondern das Bedürfniß des künſtleriſch
ſich ſelbſt darſtellenden Menſchen das Bauhandwerk zur
wirklichen Kunſt entwickeln. Nicht die königlichen
Wohngebäude des Theſeus und Agamemnon, nicht die
rohen Felſengemäuer der pelasgiſchen Burgen ſind als
Baukunſtwerke uns zur Vorſtellung oder gar Anſchauung
gelangt, — ſondern die Tempel der Götter, die
Tragödientheater des Volkes. Alles was nach dem
Verfall der Tragödie, d. h. der vollendeten griechiſchen
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