Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.Bildung auszugießen. Unsre Kunst, wie unsre ganze Kul¬ Stellen wir uns zunächst dar, wie die moderne Bildung auszugießen. Unſre Kunſt, wie unſre ganze Kul¬ Stellen wir uns zunächſt dar, wie die moderne <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0201" n="185"/> Bildung auszugießen. Unſre Kunſt, wie unſre ganze Kul¬<lb/> tur verhält ſich zum Leben der europäiſchen Gegenwart<lb/> nicht anders, wie die von Außen in Rußland eingeführte<lb/> Civiliſation zum Nationalcharakter des Ruſſen: nicht nur<lb/> daß unter der äußerlichſten Tünche dieſer Civiliſation der<lb/> eigentliche Ruſſe Barbar, und zwar gerade furchtbar-<lb/> geknechteter Barbar bleibt, ſondern der an ihr Theil¬<lb/> nehmende aus dem Volke, wird durch ſie zugleich der<lb/> nichtswürdigſte, verworfenſte Hallunke, indem er in ihr<lb/> nur die Schule der Heuchelei und Abſeimung erkennt und<lb/> durchmacht. Im beſten Falle gleicht aber unſere Kultur¬<lb/> kunſt doch nur demjenigen, der in einer fremden Sprache<lb/> einem Volke ſich mittheilen will, das dieſe nicht kennt:<lb/> Alles, und namentlich auch das Geiſtreichſte, was er her¬<lb/> vorbringt, kann nur zu den lächerlichſten Verwirrungen<lb/> und Mißverſtändniſſen führen. —</p><lb/> <p>Stellen wir uns zunächſt dar, wie die moderne<lb/> Kunſt zu verfahren haben müßte, um <hi rendition="#g">theoretiſch</hi> zu ihrer<lb/> Erlöſung aus der einſamen Stellung ihres unbegriffenen<lb/> Weſens heraus und zum allgemeinſten Verſtändniß des<lb/> öffentlichen Lebens vorzuſchreiten: wie dieſe Erlöſung aber<lb/> durch die <hi rendition="#g">praktiſche</hi> Vermittelung des öffentlichen Lebens<lb/> allein möglich werden kann, wird ſich dann leicht von ſelbſt<lb/> herausſtellen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [185/0201]
Bildung auszugießen. Unſre Kunſt, wie unſre ganze Kul¬
tur verhält ſich zum Leben der europäiſchen Gegenwart
nicht anders, wie die von Außen in Rußland eingeführte
Civiliſation zum Nationalcharakter des Ruſſen: nicht nur
daß unter der äußerlichſten Tünche dieſer Civiliſation der
eigentliche Ruſſe Barbar, und zwar gerade furchtbar-
geknechteter Barbar bleibt, ſondern der an ihr Theil¬
nehmende aus dem Volke, wird durch ſie zugleich der
nichtswürdigſte, verworfenſte Hallunke, indem er in ihr
nur die Schule der Heuchelei und Abſeimung erkennt und
durchmacht. Im beſten Falle gleicht aber unſere Kultur¬
kunſt doch nur demjenigen, der in einer fremden Sprache
einem Volke ſich mittheilen will, das dieſe nicht kennt:
Alles, und namentlich auch das Geiſtreichſte, was er her¬
vorbringt, kann nur zu den lächerlichſten Verwirrungen
und Mißverſtändniſſen führen. —
Stellen wir uns zunächſt dar, wie die moderne
Kunſt zu verfahren haben müßte, um theoretiſch zu ihrer
Erlöſung aus der einſamen Stellung ihres unbegriffenen
Weſens heraus und zum allgemeinſten Verſtändniß des
öffentlichen Lebens vorzuſchreiten: wie dieſe Erlöſung aber
durch die praktiſche Vermittelung des öffentlichen Lebens
allein möglich werden kann, wird ſich dann leicht von ſelbſt
herausſtellen.
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