Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.Die bildende Kunst, sahen wir, kaum zu schöpfe¬ Der künstlerische Mensch kann sich nur in der Ver¬ Das wahre Streben der Kunst ist daher das all¬ Das höchste gemeinsame Kunstwerk ist das Drama: Das wahre Drama ist nur denkbar als aus dem Die bildende Kunſt, ſahen wir, kaum zu ſchöpfe¬ Der künſtleriſche Menſch kann ſich nur in der Ver¬ Das wahre Streben der Kunſt iſt daher das all¬ Das höchſte gemeinſame Kunſtwerk iſt das Drama: Das wahre Drama iſt nur denkbar als aus dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0202" n="186"/> <p>Die <hi rendition="#g">bildende Kunſt</hi>, ſahen wir, kaum zu ſchöpfe¬<lb/> riſchem Gedeihen einzig dadurch gelangen, daß ſie nur<lb/> noch im Bunde mit dem <hi rendition="#g">künſtleriſchen</hi>, nicht dem auf<lb/> bloße <hi rendition="#g">Nützlichkeit bedachten</hi> Menſchen zu ihren Wer¬<lb/> ken ſich anläßt.</p><lb/> <p>Der künſtleriſche Menſch kann ſich nur in der Ver¬<lb/> einigung aller Kunſtarten zum <hi rendition="#g">gemeinſamen</hi> Kunſtwerke<lb/> vollkommen genügen: in jeder <hi rendition="#g">Vereinzelung</hi> ſeiner<lb/> künſtleriſchen Fähigkeiten iſt er <hi rendition="#g">unfrei</hi>, nicht vollſtändig<lb/> das, was er ſein kann; wogegen er im <hi rendition="#g">gemeinſamen</hi><lb/> Kunſtwerke <hi rendition="#g">frei</hi>, und vollſtändig das iſt, was er ſein<lb/> kann.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">wahre</hi> Streben der Kunſt iſt daher das <hi rendition="#g">all¬<lb/> umfaſſende</hi>: jeder vom wahren <hi rendition="#g">Kunſttriebe</hi> Beſeelte<lb/> will durch die höchſte Entwickelung ſeiner beſonderen<lb/> Fähigkeit nicht die Verherrlichung <hi rendition="#g">dieſer beſonderen<lb/> Fähigkeit</hi>, ſondern die Verherrlichung <hi rendition="#g">des Menſchen<lb/> in der Kunſt überhaupt</hi> erreichen.</p><lb/> <p>Das höchſte gemeinſame Kunſtwerk iſt das <hi rendition="#g">Drama</hi>:<lb/> nach ſeiner <hi rendition="#g">möglichen Fülle</hi> kann es nur vorhanden<lb/> ſein, wenn in ihm <hi rendition="#g">jede Kunſtart in ihrer höchſten<lb/> Fülle</hi> vorhanden iſt.</p><lb/> <p>Das wahre Drama iſt nur denkbar als aus dem<lb/><hi rendition="#g">gemeinſamen Drange aller Künſte</hi> zur unmittel¬<lb/> barſten Mittheilung an eine <hi rendition="#g">gemeinſame Oeffent¬<lb/></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [186/0202]
Die bildende Kunſt, ſahen wir, kaum zu ſchöpfe¬
riſchem Gedeihen einzig dadurch gelangen, daß ſie nur
noch im Bunde mit dem künſtleriſchen, nicht dem auf
bloße Nützlichkeit bedachten Menſchen zu ihren Wer¬
ken ſich anläßt.
Der künſtleriſche Menſch kann ſich nur in der Ver¬
einigung aller Kunſtarten zum gemeinſamen Kunſtwerke
vollkommen genügen: in jeder Vereinzelung ſeiner
künſtleriſchen Fähigkeiten iſt er unfrei, nicht vollſtändig
das, was er ſein kann; wogegen er im gemeinſamen
Kunſtwerke frei, und vollſtändig das iſt, was er ſein
kann.
Das wahre Streben der Kunſt iſt daher das all¬
umfaſſende: jeder vom wahren Kunſttriebe Beſeelte
will durch die höchſte Entwickelung ſeiner beſonderen
Fähigkeit nicht die Verherrlichung dieſer beſonderen
Fähigkeit, ſondern die Verherrlichung des Menſchen
in der Kunſt überhaupt erreichen.
Das höchſte gemeinſame Kunſtwerk iſt das Drama:
nach ſeiner möglichen Fülle kann es nur vorhanden
ſein, wenn in ihm jede Kunſtart in ihrer höchſten
Fülle vorhanden iſt.
Das wahre Drama iſt nur denkbar als aus dem
gemeinſamen Drange aller Künſte zur unmittel¬
barſten Mittheilung an eine gemeinſame Oeffent¬
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