Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.lichen Kunstwerkes zu der seinigen macht, wenn er die Be¬ Aber auch die schönste Form, das üppigste Gemäuer lichen Kunſtwerkes zu der ſeinigen macht, wenn er die Be¬ Aber auch die ſchönſte Form, das üppigſte Gemäuer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0206" n="190"/> lichen Kunſtwerkes zu der ſeinigen macht, wenn er die Be¬<lb/> dingungen ihres <choice><sic>Lebendigwerdeus</sic><corr>Lebendigwerdens</corr></choice> aus ſeinem eigenthüm¬<lb/> lichen künſtleriſchen Vermögen heraus in das Daſein ruft.<lb/> Wie kalt, regungslos und todt ſtellt ſich hiergegen ſein<lb/> Bauwerk dar, wenn er, ohne einer höheren Abſicht als der<lb/> des Luxus ſich anzuſchließen, ohne die künſtleriſche Noth¬<lb/> wendigkeit, welche ihn im Theater nach jeder Seite hin das<lb/> Sinnigſte anordnen und erfinden läßt, nur nach der ſpekuli¬<lb/> renden Laune ſeiner ſelbſtverherrlichungsſüchtigen Willkür zu<lb/> verfahren, Maſſen und Zierrathen zu ſchichten und zu reihen<lb/> hat, um heute die Ehre eines übermüthigen Reichen, mor¬<lb/> gen die eines abſtrakten Gottes zu verſinnlichen! —</p><lb/> <p>Aber auch die ſchönſte Form, das üppigſte Gemäuer<lb/> von Stein, genügt dem dramatiſchen Kunſtwerke nicht allein<lb/> zur vollkommen entſprechenden räumlichen Bedingung ſei¬<lb/> nes Erſcheinens. Die Scene, die dem Zuſchauer das Bild<lb/> des menſchlichen Lebens vorführen ſoll, muß zum vollen<lb/> Verſtändniſſe des Lebens auch das lebendige Abbild der<lb/> Natur darzuſtellen vermögen, in welchem der künſtleriſche<lb/> Menſch erſt ganz als ſolcher ſich geben kann. Die Wände<lb/> dieſer Scene, die kalt und theilnahmlos auf den Künſtler<lb/> herab und zu dem Publikum hin ſtarren, müſſen ſich mit<lb/> den friſchen Farben der Natur, mit dem warmen Lichte<lb/> des Aethers ſchmücken, um würdig zu ſein an dem menſch¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [190/0206]
lichen Kunſtwerkes zu der ſeinigen macht, wenn er die Be¬
dingungen ihres Lebendigwerdens aus ſeinem eigenthüm¬
lichen künſtleriſchen Vermögen heraus in das Daſein ruft.
Wie kalt, regungslos und todt ſtellt ſich hiergegen ſein
Bauwerk dar, wenn er, ohne einer höheren Abſicht als der
des Luxus ſich anzuſchließen, ohne die künſtleriſche Noth¬
wendigkeit, welche ihn im Theater nach jeder Seite hin das
Sinnigſte anordnen und erfinden läßt, nur nach der ſpekuli¬
renden Laune ſeiner ſelbſtverherrlichungsſüchtigen Willkür zu
verfahren, Maſſen und Zierrathen zu ſchichten und zu reihen
hat, um heute die Ehre eines übermüthigen Reichen, mor¬
gen die eines abſtrakten Gottes zu verſinnlichen! —
Aber auch die ſchönſte Form, das üppigſte Gemäuer
von Stein, genügt dem dramatiſchen Kunſtwerke nicht allein
zur vollkommen entſprechenden räumlichen Bedingung ſei¬
nes Erſcheinens. Die Scene, die dem Zuſchauer das Bild
des menſchlichen Lebens vorführen ſoll, muß zum vollen
Verſtändniſſe des Lebens auch das lebendige Abbild der
Natur darzuſtellen vermögen, in welchem der künſtleriſche
Menſch erſt ganz als ſolcher ſich geben kann. Die Wände
dieſer Scene, die kalt und theilnahmlos auf den Künſtler
herab und zu dem Publikum hin ſtarren, müſſen ſich mit
den friſchen Farben der Natur, mit dem warmen Lichte
des Aethers ſchmücken, um würdig zu ſein an dem menſch¬
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