Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.Lokalität sehr richtig auch außerhalb des scenischen Rah¬ So im wechselvollen Reigen sich ergänzend werden Lokalität ſehr richtig auch außerhalb des ſceniſchen Rah¬ So im wechſelvollen Reigen ſich ergänzend werden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0215" n="199"/> Lokalität ſehr richtig auch außerhalb des ſceniſchen Rah¬<lb/> mens in den vertieften Vordergrund geſtellt, — macht es<lb/> zugleich aber den vollkommen ergänzenden Abſchluß dieſer<lb/> ſceniſchen Umgebung des Darſtellers aus, indem es das<lb/> unerſchöpfliche <hi rendition="#g">phyſiſche</hi> Naturelement zu dem nicht min¬<lb/> der unerſchöpflichen künſtleriſch <hi rendition="#g">menſchlichen</hi> Gefühls¬<lb/> elemente erweitert, das vereinigt den Darſteller wie mit<lb/> dem atmosphäriſchen Ringe des Natur- und Kunſtelemen¬<lb/> tes umſchließt, in welchem er ſich, gleich dem Himmelskör¬<lb/> per, in höchſter Fülle ſicher bewegt, und aus welchem er<lb/> zugleich nach allen Seiten hin ſeine Gefühle und An¬<lb/> ſchauungen, bis in das Unendlichſte erweitert, gleichſam in<lb/> die ungemeſſenſten Fernen, wie der Himmelskörper ſeine<lb/> Lichtſtrahlen, zu entſenden vermag.</p><lb/> <p>So im wechſelvollen Reigen ſich ergänzend werden<lb/> die vereinigten Schweſterkünſte bald gemeinſam, bald zu<lb/> zweien, bald einzeln je nach Bedürfniß der einzig Maß<lb/> und Abſicht gebenden dramatiſchen Handlung, ſich zeigen<lb/> und geltend machen. Bald wird die plaſtiſche Mimik dem<lb/> leidenſchaftsloſen Erwägen des Gedankens lauſchen; bald<lb/> der Wille des entſchloſſenen Gedankens ſich in den unmit¬<lb/> telbaren Ausdruck der Gebärde ergießen; bald die Ton¬<lb/> kunſt die Strömung des Gefühles, die Schauer der Er¬<lb/> griffenheit allein auszuſprechen haben; bald aber werden<lb/> in gemeinſamer Umſchlingung alle drei dem Willen des<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [199/0215]
Lokalität ſehr richtig auch außerhalb des ſceniſchen Rah¬
mens in den vertieften Vordergrund geſtellt, — macht es
zugleich aber den vollkommen ergänzenden Abſchluß dieſer
ſceniſchen Umgebung des Darſtellers aus, indem es das
unerſchöpfliche phyſiſche Naturelement zu dem nicht min¬
der unerſchöpflichen künſtleriſch menſchlichen Gefühls¬
elemente erweitert, das vereinigt den Darſteller wie mit
dem atmosphäriſchen Ringe des Natur- und Kunſtelemen¬
tes umſchließt, in welchem er ſich, gleich dem Himmelskör¬
per, in höchſter Fülle ſicher bewegt, und aus welchem er
zugleich nach allen Seiten hin ſeine Gefühle und An¬
ſchauungen, bis in das Unendlichſte erweitert, gleichſam in
die ungemeſſenſten Fernen, wie der Himmelskörper ſeine
Lichtſtrahlen, zu entſenden vermag.
So im wechſelvollen Reigen ſich ergänzend werden
die vereinigten Schweſterkünſte bald gemeinſam, bald zu
zweien, bald einzeln je nach Bedürfniß der einzig Maß
und Abſicht gebenden dramatiſchen Handlung, ſich zeigen
und geltend machen. Bald wird die plaſtiſche Mimik dem
leidenſchaftsloſen Erwägen des Gedankens lauſchen; bald
der Wille des entſchloſſenen Gedankens ſich in den unmit¬
telbaren Ausdruck der Gebärde ergießen; bald die Ton¬
kunſt die Strömung des Gefühles, die Schauer der Er¬
griffenheit allein auszuſprechen haben; bald aber werden
in gemeinſamer Umſchlingung alle drei dem Willen des
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