Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850. Wer also wird der Künstler der Zukunft sein? Ohne Zweifel der Dichter*). Wer aber wird der Dichter sein? Unstreitig der Darsteller. Wer wird jedoch wiederum der Darsteller sein? Nothwendig die Genossenschaft aller Künstler.-- Um Darsteller und Dichter naturgemäß entstehen zu Das Kunstwerk der Zukunft ist ein gemeinsames, und *) Den Tondichter sei es uns gestattet als im Sprachdich¬
ter mit inbegriffen anzusehen, -- ob persönlich oder genossenschaft¬ lich, das gilt hier gleich. Wer alſo wird der Künſtler der Zukunft ſein? Ohne Zweifel der Dichter*). Wer aber wird der Dichter ſein? Unſtreitig der Darſteller. Wer wird jedoch wiederum der Darſteller ſein? Nothwendig die Genoſſenſchaft aller Künſtler.— Um Darſteller und Dichter naturgemäß entſtehen zu Das Kunſtwerk der Zukunft iſt ein gemeinſames, und *) Den Tondichter ſei es uns geſtattet als im Sprachdich¬
ter mit inbegriffen anzuſehen, — ob perſönlich oder genoſſenſchaft¬ lich, das gilt hier gleich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0222" n="206"/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#g">Wer</hi> alſo wird der <hi rendition="#g">Künſtler der Zukunft ſein</hi>?</l><lb/> <l>Ohne Zweifel der Dichter<note place="foot" n="*)"><lb/> Den <hi rendition="#g">Ton</hi>dichter ſei es uns geſtattet als im <hi rendition="#g">Sprach</hi>dich¬<lb/> ter mit inbegriffen anzuſehen, — ob perſönlich oder genoſſenſchaft¬<lb/> lich, das gilt hier gleich.</note>.</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Wer</hi> aber wird der Dichter ſein?</l><lb/> <l>Unſtreitig der <hi rendition="#g">Darſteller</hi>.</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Wer</hi> wird jedoch wiederum der Darſteller ſein?</l><lb/> <l>Nothwendig die <hi rendition="#g">Genoſſenſchaft aller Künſtler</hi>.—</l><lb/> </lg> <p>Um Darſteller und Dichter naturgemäß entſtehen zu<lb/> ſehen, ſtellen wir uns zuvörderſt die künſtleriſche Genoſſen¬<lb/> ſchaft der Zukunft vor, und zwar nicht nach willkürlichen<lb/> Annahmen, ſondern nach der nothwendigen Folgerichtig¬<lb/> keit, mit der wir von dem Kunſtwerke ſelbſt auf diejenigen<lb/> künſtleriſchen Organe weiter zu ſchließen haben, die es ſei¬<lb/> nem Weſen nach einzig in das Leben rufen können. —</p><lb/> <p>Das Kunſtwerk der Zukunft iſt ein gemeinſames, und<lb/> nur aus einem gemeinſamen Verlangen kann es hervor¬<lb/> gehen. Dieſes Verlangen, das wir bisher nur, als der<lb/> Weſenheit der einzelnen Kunſtarten nothwendig eigen,<lb/><hi rendition="#g">theoretiſch</hi> dargeſtellt haben, iſt <hi rendition="#g">praktiſch</hi> nur in der<lb/><hi rendition="#g">Genoſſenſchaft aller Künſtler</hi> denkbar, und die <hi rendition="#g">Ver¬<lb/> einigung</hi> aller Künſtler nach Zeit und Ort, und zu<lb/><hi rendition="#g">einem beſtimmten Zwecke</hi>, bildet dieſe Genoſſenſchaft.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [206/0222]
Wer alſo wird der Künſtler der Zukunft ſein?
Ohne Zweifel der Dichter *).
Wer aber wird der Dichter ſein?
Unſtreitig der Darſteller.
Wer wird jedoch wiederum der Darſteller ſein?
Nothwendig die Genoſſenſchaft aller Künſtler.—
Um Darſteller und Dichter naturgemäß entſtehen zu
ſehen, ſtellen wir uns zuvörderſt die künſtleriſche Genoſſen¬
ſchaft der Zukunft vor, und zwar nicht nach willkürlichen
Annahmen, ſondern nach der nothwendigen Folgerichtig¬
keit, mit der wir von dem Kunſtwerke ſelbſt auf diejenigen
künſtleriſchen Organe weiter zu ſchließen haben, die es ſei¬
nem Weſen nach einzig in das Leben rufen können. —
Das Kunſtwerk der Zukunft iſt ein gemeinſames, und
nur aus einem gemeinſamen Verlangen kann es hervor¬
gehen. Dieſes Verlangen, das wir bisher nur, als der
Weſenheit der einzelnen Kunſtarten nothwendig eigen,
theoretiſch dargeſtellt haben, iſt praktiſch nur in der
Genoſſenſchaft aller Künſtler denkbar, und die Ver¬
einigung aller Künſtler nach Zeit und Ort, und zu
einem beſtimmten Zwecke, bildet dieſe Genoſſenſchaft.
*)
Den Tondichter ſei es uns geſtattet als im Sprachdich¬
ter mit inbegriffen anzuſehen, — ob perſönlich oder genoſſenſchaft¬
lich, das gilt hier gleich.
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