Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.natur in ihrer Entäußerung zur mannigfaltigsten Vielheit In der Darstellung dieses großen Entwicklungs- Jene treibende Kraft, die eigentliche Lebenskraft, natur in ihrer Entäußerung zur mannigfaltigſten Vielheit In der Darſtellung dieſes großen Entwicklungs- Jene treibende Kraft, die eigentliche Lebenskraft, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0033" n="17"/> natur in ihrer Entäußerung zur mannigfaltigſten Vielheit<lb/> ſich befriedigt hatte, gelangte ſie ſomit in den Zuſtand von<lb/> Sättigung, Selbſtzufriedenheit, Selbſtgenuß, der ſich in<lb/> ihrer gegenwärtigen Harmonie kundgiebt; ſie wirkt jetzt<lb/> nicht mehr in maſſenhafter, totaler Umgeſtaltung, ihre<lb/> Periode der Revolution iſt abgeſchloſſen, ſie iſt jetzt das,<lb/> was ſie ſein kann, ſomit von jeher ſein konnte und werden<lb/> mußte; ſie hat ihre Lebenskraft nicht mehr an die Zeugungs¬<lb/> unfähigkeit zu vergeuden, ſie hat durch ihr ganzes, unend¬<lb/> lich weites Gebiet die Vielheit, das Männliche und das<lb/> Weibliche, das ewig ſich ſelbſt Erneuende und Erzeugende,<lb/> das ewig ſich ſelbſt Ergänzende, ſich ſelbſt Befriedigende,<lb/> in das Leben gerufen, — und in dieſem unendlichen Zuſam¬<lb/> menhange iſt ſie nun beſtändig, unbedingt ſie ſelbſt geworden.</p><lb/> <p>In der Darſtellung dieſes großen Entwicklungs-<lb/> Prozeſſes der Natur am <hi rendition="#g">Menſchen ſelbſt</hi> iſt nun das<lb/> menſchliche Geſchlecht, ſeit ſeiner Selbſtunterſcheidung von<lb/> der Natur, begriffen. Dieſelbe Nothwendigkeit iſt die<lb/> treibende Kraft in der großen Menſchheitsrevolution, die¬<lb/> ſelbe Befriedigung wird dieſe Revolution abſchließen.</p><lb/> <p>Jene treibende Kraft, die eigentliche Lebenskraft,<lb/> ſchlechtweg, wie ſie ſich im Lebensbedürfniſſe geltend macht,<lb/> iſt aber ihrer Natur nach eine unbewußte, unwillkürliche,<lb/> und eben wo ſie dieß iſt — im Volke — iſt ſie auch einzig<lb/> die wahre, entſcheidende. In großem Irrthume ſind daher<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0033]
natur in ihrer Entäußerung zur mannigfaltigſten Vielheit
ſich befriedigt hatte, gelangte ſie ſomit in den Zuſtand von
Sättigung, Selbſtzufriedenheit, Selbſtgenuß, der ſich in
ihrer gegenwärtigen Harmonie kundgiebt; ſie wirkt jetzt
nicht mehr in maſſenhafter, totaler Umgeſtaltung, ihre
Periode der Revolution iſt abgeſchloſſen, ſie iſt jetzt das,
was ſie ſein kann, ſomit von jeher ſein konnte und werden
mußte; ſie hat ihre Lebenskraft nicht mehr an die Zeugungs¬
unfähigkeit zu vergeuden, ſie hat durch ihr ganzes, unend¬
lich weites Gebiet die Vielheit, das Männliche und das
Weibliche, das ewig ſich ſelbſt Erneuende und Erzeugende,
das ewig ſich ſelbſt Ergänzende, ſich ſelbſt Befriedigende,
in das Leben gerufen, — und in dieſem unendlichen Zuſam¬
menhange iſt ſie nun beſtändig, unbedingt ſie ſelbſt geworden.
In der Darſtellung dieſes großen Entwicklungs-
Prozeſſes der Natur am Menſchen ſelbſt iſt nun das
menſchliche Geſchlecht, ſeit ſeiner Selbſtunterſcheidung von
der Natur, begriffen. Dieſelbe Nothwendigkeit iſt die
treibende Kraft in der großen Menſchheitsrevolution, die¬
ſelbe Befriedigung wird dieſe Revolution abſchließen.
Jene treibende Kraft, die eigentliche Lebenskraft,
ſchlechtweg, wie ſie ſich im Lebensbedürfniſſe geltend macht,
iſt aber ihrer Natur nach eine unbewußte, unwillkürliche,
und eben wo ſie dieß iſt — im Volke — iſt ſie auch einzig
die wahre, entſcheidende. In großem Irrthume ſind daher
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