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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.

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Phaethon an Theodor.

Jch lebe wie zu den Zeiten Homers. Die Wirk-
lichkeit berührt mich kaum, wie die Fluth den Fuß
des Gebirges, dessen wolkenumwob'ne Scheitel wei-
ter reichen, als das Auge trägt.

Jch saß vor dem Bilde Homers auf der unter-
sten Stufe. Atalanta saß neben mir. Sie spielte
mit den Epheublättern, die um ein altes Architrav
sich schlangen.

Die Sonne war nahe am Untergehen. Durch
die wilden Rosengebüsche blickte der blaue See mit
seinen grünen Ufern. Da zog ich den Homer her-
aus. Atalanta sah mich an, und lispelte, die
Hand mir drückend: Lesen wir? Jch sagte: ja.
Wie feyern wir schöner den Abend? Und welche
Rhapsodie schlag ich auf, Atalanta? Da hast du
das Buch! Nausikaa klang's von ihren Lippen.

Phaethon an Theodor.

Jch lebe wie zu den Zeiten Homers. Die Wirk-
lichkeit beruͤhrt mich kaum, wie die Fluth den Fuß
des Gebirges, deſſen wolkenumwob’ne Scheitel wei-
ter reichen, als das Auge traͤgt.

Jch ſaß vor dem Bilde Homers auf der unter-
ſten Stufe. Atalanta ſaß neben mir. Sie ſpielte
mit den Epheublaͤttern, die um ein altes Architrav
ſich ſchlangen.

Die Sonne war nahe am Untergehen. Durch
die wilden Roſengebuͤſche blickte der blaue See mit
ſeinen gruͤnen Ufern. Da zog ich den Homer her-
aus. Atalanta ſah mich an, und liſpelte, die
Hand mir druͤckend: Leſen wir? Jch ſagte: ja.
Wie feyern wir ſchoͤner den Abend? Und welche
Rhapſodie ſchlag ich auf, Atalanta? Da haſt du
das Buch! Nauſikaa klang’s von ihren Lippen.

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[140/0150] Phaethon an Theodor. Jch lebe wie zu den Zeiten Homers. Die Wirk- lichkeit beruͤhrt mich kaum, wie die Fluth den Fuß des Gebirges, deſſen wolkenumwob’ne Scheitel wei- ter reichen, als das Auge traͤgt. Jch ſaß vor dem Bilde Homers auf der unter- ſten Stufe. Atalanta ſaß neben mir. Sie ſpielte mit den Epheublaͤttern, die um ein altes Architrav ſich ſchlangen. Die Sonne war nahe am Untergehen. Durch die wilden Roſengebuͤſche blickte der blaue See mit ſeinen gruͤnen Ufern. Da zog ich den Homer her- aus. Atalanta ſah mich an, und liſpelte, die Hand mir druͤckend: Leſen wir? Jch ſagte: ja. Wie feyern wir ſchoͤner den Abend? Und welche Rhapſodie ſchlag ich auf, Atalanta? Da haſt du das Buch! Nauſikaa klang’s von ihren Lippen.

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton01_1823/150>, abgerufen am 04.12.2024.