Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.Das ist eben das Größte, daß bey den Grie- Stelle dich vor den Laokoon und erkenn' in Wie der gewaltige Phidias nur das Riesenmäs- Es ist alles Einheit und Harmonie bey den Das iſt eben das Groͤßte, daß bey den Grie- Stelle dich vor den Laokoon und erkenn’ in Wie der gewaltige Phidias nur das Rieſenmaͤſ- Es iſt alles Einheit und Harmonie bey den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0041" n="31"/> <p>Das iſt eben das Groͤßte, daß bey den Grie-<lb/> chen alle Werke Ein Geiſt beſeelt.</p><lb/> <p>Stelle dich vor den Laokoon und erkenn’ in<lb/> ihm den tiefen Geiſt der Ruhe des Sophokles. Er<lb/> hat den Knoten der Begebenheiten, wie der Schlan-<lb/> gen, geſchlungen.</p><lb/> <p>Wie der gewaltige Phidias nur das Rieſenmaͤſ-<lb/> ſige liebte, ſo geht auch Aeſchylos uͤber das Gewoͤhn-<lb/> liche hinaus, und ſein hoher maͤchtiger Geiſt regt<lb/> ſich wie im alten Reiche der Urgoͤtter. Die Geſtal-<lb/> ten des Sophokles haben die Rundung des vatikan-<lb/> iſchen Apoll, aber ſie ſind noch keuſch, wie die<lb/> Tochter Latona’s. Jm Euripides ſchweifen ſie ins<lb/> Weichliche, Ueppige hinuͤber, wie in den rundlich<lb/> ſchwellenden Formen des Dionyſos. Wenn der<lb/> Blick an den uͤbermaͤßigen Formen des Phidias und<lb/> Aeſchylos aufgehalten wurde, ſo gleitet er ruhig<lb/> und ſelig uͤber die liebliche Fuͤlle des Sophokles und<lb/> des Antinoos hin.</p><lb/> <p>Es iſt alles Einheit und Harmonie bey den<lb/> Griechen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0041]
Das iſt eben das Groͤßte, daß bey den Grie-
chen alle Werke Ein Geiſt beſeelt.
Stelle dich vor den Laokoon und erkenn’ in
ihm den tiefen Geiſt der Ruhe des Sophokles. Er
hat den Knoten der Begebenheiten, wie der Schlan-
gen, geſchlungen.
Wie der gewaltige Phidias nur das Rieſenmaͤſ-
ſige liebte, ſo geht auch Aeſchylos uͤber das Gewoͤhn-
liche hinaus, und ſein hoher maͤchtiger Geiſt regt
ſich wie im alten Reiche der Urgoͤtter. Die Geſtal-
ten des Sophokles haben die Rundung des vatikan-
iſchen Apoll, aber ſie ſind noch keuſch, wie die
Tochter Latona’s. Jm Euripides ſchweifen ſie ins
Weichliche, Ueppige hinuͤber, wie in den rundlich
ſchwellenden Formen des Dionyſos. Wenn der
Blick an den uͤbermaͤßigen Formen des Phidias und
Aeſchylos aufgehalten wurde, ſo gleitet er ruhig
und ſelig uͤber die liebliche Fuͤlle des Sophokles und
des Antinoos hin.
Es iſt alles Einheit und Harmonie bey den
Griechen.
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