Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.Ach! jene Zeiten waren verschunden, Mich umgab die unermeßliche Welt, die Warum war ich herausgegangen aus Ach! jene Zeiten waren verſchunden, Mich umgab die unermeßliche Welt, die Warum war ich herausgegangen aus <TEI> <text> <body> <div type="dedication"> <pb facs="#f0007"/> <p>Ach! jene Zeiten waren verſchunden,<lb/> und das ſo bald! Mit ihnen jene ſtille Ein-<lb/> falt des heitern kindlichen Sinnes, des unge-<lb/> truͤbten, warmen Herzens, jenes ahnende ſchwel-<lb/> lende Hangen an Allem, jenes Wogen und<lb/> Fuͤhlen einer ſo vollen, ſo zarten, und doch<lb/> ſo geſtillten Bruſt! Das all’ war dahin!</p><lb/> <p>Mich umgab die unermeßliche Welt, die<lb/> Bilder alles Schoͤnen und Großen, mit rau-<lb/> ſchender Fuͤlle. Mit kuͤhnem, unbefriedigtem<lb/> Sinne griff ich nach allem, draͤngte mich ſu-<lb/> chend und ſtrebend in alles. Aber alles war<lb/> ſo weit, ſo auseinander, ſo fern und kalt, ſo<lb/> gar nicht mein, und ich wollte doch etwas ſo<lb/> ganz Anderes! Was mir oft, wie ein heißer,<lb/> liebender Kuß, meine gluͤhenden Wangen<lb/> druͤckte, das fand ich nicht!</p><lb/> <p>Warum war ich herausgegangen aus<lb/> mir? Suchte mit namenloſem Drange nach<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0007]
Ach! jene Zeiten waren verſchunden,
und das ſo bald! Mit ihnen jene ſtille Ein-
falt des heitern kindlichen Sinnes, des unge-
truͤbten, warmen Herzens, jenes ahnende ſchwel-
lende Hangen an Allem, jenes Wogen und
Fuͤhlen einer ſo vollen, ſo zarten, und doch
ſo geſtillten Bruſt! Das all’ war dahin!
Mich umgab die unermeßliche Welt, die
Bilder alles Schoͤnen und Großen, mit rau-
ſchender Fuͤlle. Mit kuͤhnem, unbefriedigtem
Sinne griff ich nach allem, draͤngte mich ſu-
chend und ſtrebend in alles. Aber alles war
ſo weit, ſo auseinander, ſo fern und kalt, ſo
gar nicht mein, und ich wollte doch etwas ſo
ganz Anderes! Was mir oft, wie ein heißer,
liebender Kuß, meine gluͤhenden Wangen
druͤckte, das fand ich nicht!
Warum war ich herausgegangen aus
mir? Suchte mit namenloſem Drange nach
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