Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.Bild des Lebens im ungekränkten Busen trug, Mein Leben war wie ein weicher ver- Schon den Knaben ergriff ein tief und Sie waren so mild, so voll Huld und Bild des Lebens im ungekraͤnkten Buſen trug, Mein Leben war wie ein weicher ver- Schon den Knaben ergriff ein tief und Sie waren ſo mild, ſo voll Huld und <TEI> <text> <body> <div type="dedication"> <p><pb facs="#f0006"/> Bild des Lebens im ungekraͤnkten Buſen trug,<lb/> und nur manchmal quoll, wie der Mond im<lb/> im klaren Waſſer, eine blaſſe wunderbare Ahn-<lb/> ung in den naſſen Augen des Knaben. Da<lb/> war ich gluͤcklich.</p><lb/> <p>Mein Leben war wie ein weicher ver-<lb/> verſchwebender Morgenhauch. <hi rendition="#g">Jhre</hi> Lieder wa-<lb/> waren da meine heitern ewigjungen Geſpielen,<lb/> schlangen ſich liebend und laͤchelnd um mein<lb/> heißes Herz. Jch fuͤhlte <hi rendition="#g">Sie,</hi> verſtand <hi rendition="#g">Sie,</hi><lb/> und war das nicht viel?</p><lb/> <p>Schon den Knaben ergriff ein tief und<lb/> heftig Verlangen, den Mann zu ſehen, den<lb/> den er ſo liebte, ſo verſtand, und doch .... nicht<lb/> kannte. Der Juͤngling kam, ſchwieg.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Sie</hi> waren ſo mild, ſo voll Huld und<lb/> Nachſicht, verwarfen nicht die erſten Verſuche.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0006]
Bild des Lebens im ungekraͤnkten Buſen trug,
und nur manchmal quoll, wie der Mond im
im klaren Waſſer, eine blaſſe wunderbare Ahn-
ung in den naſſen Augen des Knaben. Da
war ich gluͤcklich.
Mein Leben war wie ein weicher ver-
verſchwebender Morgenhauch. Jhre Lieder wa-
waren da meine heitern ewigjungen Geſpielen,
schlangen ſich liebend und laͤchelnd um mein
heißes Herz. Jch fuͤhlte Sie, verſtand Sie,
und war das nicht viel?
Schon den Knaben ergriff ein tief und
heftig Verlangen, den Mann zu ſehen, den
den er ſo liebte, ſo verſtand, und doch .... nicht
kannte. Der Juͤngling kam, ſchwieg.
Sie waren ſo mild, ſo voll Huld und
Nachſicht, verwarfen nicht die erſten Verſuche.
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