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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.

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war zart gebogen, wie ein schlanker Zweig. Die
Weste spielten mit ihren losgewund'nen Locken.

Da blickte Cäcilie die gekrönte Statue an, und
dann mich, mit ihrem lichten Feuerauge und sag-
te: warum krönen wir immer die Götter und nicht
auch die Menschen? ich fühlt' es, was sie wollte;
Meine glühende Röthe verrieth mich. Doch schnell,
wie ein junger Baumsproß, war ich aufrecht, und
nahm den Kranz vom Haupt des Gottes, und
drückt' ihn zitternd Atalanten in die Locken.

Ach! wie sie sich sträubte, die Bescheidene, und
feuriger glühend, als die Rosen auf ihrem Haupte,
ein Hochroth ihr im schönen Antlitz brannte, und
das große keusche Auge unter den grünen Zweigen
dunkelschauernd sich bewegte und das meinige traf,
und sichtbar das blaue Band erbebte vom Drang,
der ihren zarten Busen schwellte, und meine zit-
ternde Hand zum erstenmal ihr Haupt berührte --
Lieber! und von der Berührung alle meine Nerven
in Einem Wirbel bebten -- ach! warum bin ich
ihr da nicht in den Schooß gesunken, warum hab'
ich da nicht meine flammenden Lippen auf die ihri-
gen gedrückt, und ausgeweint mein unendlich Ge-
fühl an ihrem Busen?

war zart gebogen, wie ein ſchlanker Zweig. Die
Weſte ſpielten mit ihren losgewund’nen Locken.

Da blickte Caͤcilie die gekroͤnte Statue an, und
dann mich, mit ihrem lichten Feuerauge und ſag-
te: warum kroͤnen wir immer die Goͤtter und nicht
auch die Menſchen? ich fuͤhlt’ es, was ſie wollte;
Meine gluͤhende Roͤthe verrieth mich. Doch ſchnell,
wie ein junger Baumſproß, war ich aufrecht, und
nahm den Kranz vom Haupt des Gottes, und
druͤckt’ ihn zitternd Atalanten in die Locken.

Ach! wie ſie ſich ſtraͤubte, die Beſcheidene, und
feuriger gluͤhend, als die Roſen auf ihrem Haupte,
ein Hochroth ihr im ſchoͤnen Antlitz brannte, und
das große keuſche Auge unter den gruͤnen Zweigen
dunkelſchauernd ſich bewegte und das meinige traf,
und ſichtbar das blaue Band erbebte vom Drang,
der ihren zarten Buſen ſchwellte, und meine zit-
ternde Hand zum erſtenmal ihr Haupt beruͤhrte —
Lieber! und von der Beruͤhrung alle meine Nerven
in Einem Wirbel bebten — ach! warum bin ich
ihr da nicht in den Schooß geſunken, warum hab’
ich da nicht meine flammenden Lippen auf die ihri-
gen gedruͤckt, und ausgeweint mein unendlich Ge-
fuͤhl an ihrem Buſen?

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[75/0085] war zart gebogen, wie ein ſchlanker Zweig. Die Weſte ſpielten mit ihren losgewund’nen Locken. Da blickte Caͤcilie die gekroͤnte Statue an, und dann mich, mit ihrem lichten Feuerauge und ſag- te: warum kroͤnen wir immer die Goͤtter und nicht auch die Menſchen? ich fuͤhlt’ es, was ſie wollte; Meine gluͤhende Roͤthe verrieth mich. Doch ſchnell, wie ein junger Baumſproß, war ich aufrecht, und nahm den Kranz vom Haupt des Gottes, und druͤckt’ ihn zitternd Atalanten in die Locken. Ach! wie ſie ſich ſtraͤubte, die Beſcheidene, und feuriger gluͤhend, als die Roſen auf ihrem Haupte, ein Hochroth ihr im ſchoͤnen Antlitz brannte, und das große keuſche Auge unter den gruͤnen Zweigen dunkelſchauernd ſich bewegte und das meinige traf, und ſichtbar das blaue Band erbebte vom Drang, der ihren zarten Buſen ſchwellte, und meine zit- ternde Hand zum erſtenmal ihr Haupt beruͤhrte — Lieber! und von der Beruͤhrung alle meine Nerven in Einem Wirbel bebten — ach! warum bin ich ihr da nicht in den Schooß geſunken, warum hab’ ich da nicht meine flammenden Lippen auf die ihri- gen gedruͤckt, und ausgeweint mein unendlich Ge- fuͤhl an ihrem Buſen?

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton01_1823/85>, abgerufen am 21.11.2024.