Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.Phaethon an Theodor. O im Freyen ist mir so schmerzlich wohl. Und Phaethon an Theodor. O im Freyen iſt mir ſo ſchmerzlich wohl. Und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0096" n="86"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Phaethon an Theodor.</hi> </hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">O</hi> im Freyen iſt mir ſo ſchmerzlich wohl. Und<lb/> iſt’s nicht natuͤrlich? Du reine, heilige Luft, du<lb/> umſaͤuſelſt mich ja, Ewige, Endloſe! Jn deinen<lb/> Armen ruhet die Erde, wie der Saͤugling im<lb/> Schooß der Mutter! Du kuͤſſeſt die jaͤhen Rieſen-<lb/> ſtirnen einer Felswand, wie das beſcheidene Bluͤm-<lb/> chen, das um eine Quelle wanket. Du biſt’s, die<lb/> tauſendjaͤhr’ge Eichenſtaͤmme mit ſtarkem Arm an<lb/> ihrer Krone faßt und aus der Wurzel die Gewalt’-<lb/> gen wirbelt, du biſt es, die in kindiſch-heiter’m<lb/> Spiel um eines Maͤdchens Locken, wie um eine<lb/> volle Roſe wehet, Mutter! Allliebende! Du kuͤhlſt<lb/> mir, wie das Fluͤſtern einer fernen Ahnung, oft<lb/> die heiße Stirne, und legſt dich ſchmeichelnd an<lb/> meinen gluͤhenden Buſen. Nach dir duͤrſten alle<lb/> Weſen, du Allernaͤhrende! Ach! und ſie haſt du lie-<lb/> bend ſchon umfangen, als ſie, ein harmlos laͤchelnd<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0096]
Phaethon an Theodor.
O im Freyen iſt mir ſo ſchmerzlich wohl. Und
iſt’s nicht natuͤrlich? Du reine, heilige Luft, du
umſaͤuſelſt mich ja, Ewige, Endloſe! Jn deinen
Armen ruhet die Erde, wie der Saͤugling im
Schooß der Mutter! Du kuͤſſeſt die jaͤhen Rieſen-
ſtirnen einer Felswand, wie das beſcheidene Bluͤm-
chen, das um eine Quelle wanket. Du biſt’s, die
tauſendjaͤhr’ge Eichenſtaͤmme mit ſtarkem Arm an
ihrer Krone faßt und aus der Wurzel die Gewalt’-
gen wirbelt, du biſt es, die in kindiſch-heiter’m
Spiel um eines Maͤdchens Locken, wie um eine
volle Roſe wehet, Mutter! Allliebende! Du kuͤhlſt
mir, wie das Fluͤſtern einer fernen Ahnung, oft
die heiße Stirne, und legſt dich ſchmeichelnd an
meinen gluͤhenden Buſen. Nach dir duͤrſten alle
Weſen, du Allernaͤhrende! Ach! und ſie haſt du lie-
bend ſchon umfangen, als ſie, ein harmlos laͤchelnd
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |