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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.

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Atalanta an Phaethon.

Empfange die letzten Worte deiner Atalanta, und
weine mit ihr, aber heilige, selige Thränen, wie
sie einst in deinem Auge schwammen, als wir noch,
blühend und gesund, wie befreundete Quellen, in
einander flossen.

Deine Geliebte gehört der Erde nicht mehr an.
Jhr einziges, ihr überschwänglich brünstiges Seh-
nen gieng nach dem Himmel. Er lächelt mich an,
o Phaethon, so unschuldig, so süß, wie die Mut-
ter ihr wiedergefundenes Kind.

Meine Hülle wird erstarren, aber meinen Geist
erfüllt die Wärme der Gottheit, meine Seele die
Fülle des Himmels. Ein tiefes seliges Wogen
durchbebt mein Tief-Jnnerstes. Wie sonst nur

Atalanta an Phaethon.

Empfange die letzten Worte deiner Atalanta, und
weine mit ihr, aber heilige, ſelige Thraͤnen, wie
ſie einſt in deinem Auge ſchwammen, als wir noch,
bluͤhend und geſund, wie befreundete Quellen, in
einander floſſen.

Deine Geliebte gehoͤrt der Erde nicht mehr an.
Jhr einziges, ihr uͤberſchwaͤnglich bruͤnſtiges Seh-
nen gieng nach dem Himmel. Er laͤchelt mich an,
o Phaethon, ſo unſchuldig, ſo ſuͤß, wie die Mut-
ter ihr wiedergefundenes Kind.

Meine Huͤlle wird erſtarren, aber meinen Geiſt
erfuͤllt die Waͤrme der Gottheit, meine Seele die
Fuͤlle des Himmels. Ein tiefes ſeliges Wogen
durchbebt mein Tief-Jnnerſtes. Wie ſonſt nur

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[134/0134] Atalanta an Phaethon. Empfange die letzten Worte deiner Atalanta, und weine mit ihr, aber heilige, ſelige Thraͤnen, wie ſie einſt in deinem Auge ſchwammen, als wir noch, bluͤhend und geſund, wie befreundete Quellen, in einander floſſen. Deine Geliebte gehoͤrt der Erde nicht mehr an. Jhr einziges, ihr uͤberſchwaͤnglich bruͤnſtiges Seh- nen gieng nach dem Himmel. Er laͤchelt mich an, o Phaethon, ſo unſchuldig, ſo ſuͤß, wie die Mut- ter ihr wiedergefundenes Kind. Meine Huͤlle wird erſtarren, aber meinen Geiſt erfuͤllt die Waͤrme der Gottheit, meine Seele die Fuͤlle des Himmels. Ein tiefes ſeliges Wogen durchbebt mein Tief-Jnnerſtes. Wie ſonſt nur

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/134>, abgerufen am 24.11.2024.