Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.ter den Tüchern. Sie sagte mit einem tiefen Seuf- O das sagte sie so unendlich traurig, so zer- Er aber raste. Mit einem gräßlichen Oh! Wir hörten sie weinen. Sie konnte sich nicht Wie sie sich wieder frey sah, weinte sie noch Sie schien sich wieder zu sammeln. Wieder Dann verschwamm ihr Blick in den Wogen Sie ward verklärt. Dahinein, sagte sie mit einer Engelsstimme, 10
ter den Tuͤchern. Sie ſagte mit einem tiefen Seuf- O das ſagte ſie ſo unendlich traurig, ſo zer- Er aber raste. Mit einem graͤßlichen Oh! Wir hoͤrten ſie weinen. Sie konnte ſich nicht Wie ſie ſich wieder frey ſah, weinte ſie noch Sie ſchien ſich wieder zu ſammeln. Wieder Dann verſchwamm ihr Blick in den Wogen Sie ward verklaͤrt. Dahinein, ſagte ſie mit einer Engelsſtimme, 10
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ter den Tuͤchern. Sie ſagte mit einem tiefen Seuf-
zer: ach warum biſt du ſo gefallen?
O das ſagte ſie ſo unendlich traurig, ſo zer-
floſſen in Wehmuth, und doch ſo ganz voll Liebe!
Er aber raste. Mit einem graͤßlichen Oh!
ſtuͤrzt’ er von neuem uͤber ſie. Seine Lippen brann-
ten auf den ihren.
Wir hoͤrten ſie weinen. Sie konnte ſich nicht
los machen. Wir richteten den Wahnſinnigen auf.
Wie ſie ſich wieder frey ſah, weinte ſie noch
ſtaͤrker. Dann liſpelte ſie wieder wie betend: Ach!
warum muß ich ihn ſo wieder ſehen!
Sie ſchien ſich wieder zu ſammeln. Wieder
ergriff ſie ſeine Hand und ſagte: auch ſo biſt du
noch mein!
Dann verſchwamm ihr Blick in den Wogen
des Abendroths durch die hohen offenen Bogenfen-
ſter.
Sie ward verklaͤrt.
Dahinein, ſagte ſie mit einer Engelsſtimme,
dahinein werd’ ich tauchen, ein unſterblicher Geiſt,
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Zitationshilfe: | Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/145>, abgerufen am 16.07.2024. |