Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.von einer Welt zur andern, wie Bienen von Blu- Wir werden immer reiner und vollkomm'ner, Alles, was ist im Weltall, ist schön und gut, von einer Welt zur andern, wie Bienen von Blu- Wir werden immer reiner und vollkomm’ner, Alles, was iſt im Weltall, iſt ſchoͤn und gut, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="58"/> von einer Welt zur andern, wie Bienen von Blu-<lb/> me zu Blume. <hi rendition="#g">Denn unſer Seyn auf die-<lb/> ſer Erde iſt ſo wenig ein Leben, als ein<lb/> Atom eine Welt.</hi></p><lb/> <p>Wir werden immer reiner und vollkomm’ner,<lb/> je naͤher wir der Gottheit kommen, aus der wir<lb/> entſtanden ſind.</p><lb/> <p>Alles, was iſt im Weltall, iſt ſchoͤn und gut,<lb/> von den Millionen im Aether ſchwimmenden Wel-<lb/> ten bis zum Blumenblaͤttchen, das auf einer Spie-<lb/> gelwelle ſchwimmt, von der Rieſenſonne, die ihre<lb/> Lichtwogen durch den unermeßlichen Raum auf un-<lb/> ſere wandelnde Erde ſendet, bis zum einſamleuch-<lb/> tenden Weben des Gluͤhkaͤfers auf der daͤmmernden<lb/> Nebelhaide. Er iſt ja gebildet vom Geiſte des<lb/> Schoͤnen und Guten. Das ganz zu fuͤhlen, das<lb/> allein zu fuͤhlen, das iſt das Streben mit dem wir<lb/> wandeln von Sonne zu Sonne, von einer Mittel-<lb/> ſtraße zur andern, uns vollendend und annaͤhernd<lb/> dem Hoͤchſten, in ewiger, ununterbroch’ner Stu-<lb/> fenleiter. Unſer Daſeyn entfaltet ſich immer groͤ-<lb/> ßer und freyer; unſere Kraͤfte ſchwellen gewaltig<lb/> an, und wirken immer mit groͤßerer Staͤrke, ſchaf-<lb/> fen und weben immer mit reicherer Fuͤlle. Noch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0058]
von einer Welt zur andern, wie Bienen von Blu-
me zu Blume. Denn unſer Seyn auf die-
ſer Erde iſt ſo wenig ein Leben, als ein
Atom eine Welt.
Wir werden immer reiner und vollkomm’ner,
je naͤher wir der Gottheit kommen, aus der wir
entſtanden ſind.
Alles, was iſt im Weltall, iſt ſchoͤn und gut,
von den Millionen im Aether ſchwimmenden Wel-
ten bis zum Blumenblaͤttchen, das auf einer Spie-
gelwelle ſchwimmt, von der Rieſenſonne, die ihre
Lichtwogen durch den unermeßlichen Raum auf un-
ſere wandelnde Erde ſendet, bis zum einſamleuch-
tenden Weben des Gluͤhkaͤfers auf der daͤmmernden
Nebelhaide. Er iſt ja gebildet vom Geiſte des
Schoͤnen und Guten. Das ganz zu fuͤhlen, das
allein zu fuͤhlen, das iſt das Streben mit dem wir
wandeln von Sonne zu Sonne, von einer Mittel-
ſtraße zur andern, uns vollendend und annaͤhernd
dem Hoͤchſten, in ewiger, ununterbroch’ner Stu-
fenleiter. Unſer Daſeyn entfaltet ſich immer groͤ-
ßer und freyer; unſere Kraͤfte ſchwellen gewaltig
an, und wirken immer mit groͤßerer Staͤrke, ſchaf-
fen und weben immer mit reicherer Fuͤlle. Noch
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