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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.

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Phaethon an Theodor.

Noch bin ich wie von Sinnen. Es kam zu uner-
wartet. Jch saß die halbe Nacht hindurch bey den
drey Säulen. Fürchterliche Ahnungen stiegen aus
den Schatten.

Sie zu verlassen .... Gott! das ist zu viel
für mich. Wenn ich des Morgens aufstehe, lächelten
mir ihre Wangen zum Kusse, wie die frische Mor-
genröthe: eh' ich des Abends zu Bette gehe, drück'
ich sie noch einmal an meine Brust und blicke mit
ihr zu den Sternen, und danke dem Schöpfer für
unser Glück, für unsere Wonne. O ich war wie-
der zum Kind geworden, zum liebenden, geliebten
Kinde, das sein göttliches Daseyn kaum fühlte
vor seiner Trunkenheit, seiner lautern, innigen Be-
geisterung.

5 *
Phaethon an Theodor.

Noch bin ich wie von Sinnen. Es kam zu uner-
wartet. Jch ſaß die halbe Nacht hindurch bey den
drey Saͤulen. Fuͤrchterliche Ahnungen ſtiegen aus
den Schatten.

Sie zu verlaſſen .... Gott! das iſt zu viel
fuͤr mich. Wenn ich des Morgens aufſtehe, laͤchelten
mir ihre Wangen zum Kuſſe, wie die friſche Mor-
genroͤthe: eh’ ich des Abends zu Bette gehe, druͤck’
ich ſie noch einmal an meine Bruſt und blicke mit
ihr zu den Sternen, und danke dem Schoͤpfer fuͤr
unſer Gluͤck, fuͤr unſere Wonne. O ich war wie-
der zum Kind geworden, zum liebenden, geliebten
Kinde, das ſein goͤttliches Daſeyn kaum fuͤhlte
vor ſeiner Trunkenheit, ſeiner lautern, innigen Be-
geiſterung.

5 *
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[67/0067] Phaethon an Theodor. Noch bin ich wie von Sinnen. Es kam zu uner- wartet. Jch ſaß die halbe Nacht hindurch bey den drey Saͤulen. Fuͤrchterliche Ahnungen ſtiegen aus den Schatten. Sie zu verlaſſen .... Gott! das iſt zu viel fuͤr mich. Wenn ich des Morgens aufſtehe, laͤchelten mir ihre Wangen zum Kuſſe, wie die friſche Mor- genroͤthe: eh’ ich des Abends zu Bette gehe, druͤck’ ich ſie noch einmal an meine Bruſt und blicke mit ihr zu den Sternen, und danke dem Schoͤpfer fuͤr unſer Gluͤck, fuͤr unſere Wonne. O ich war wie- der zum Kind geworden, zum liebenden, geliebten Kinde, das ſein goͤttliches Daſeyn kaum fuͤhlte vor ſeiner Trunkenheit, ſeiner lautern, innigen Be- geiſterung. 5 *

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/67>, abgerufen am 24.11.2024.