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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.

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Phaethon an Theodor.

Die Sonne gieng auf. Heut ist der Abschiedstag.
Morgen vor Tagesanbruch reit' ich vom Schlosse
weg. O Theodor! bete für mich!



Den Abend saßen wir noch beysammen, und
sprachen von all' den Freuden, die wir genossen in
der Zeit. Näher und immer näher kam die Stunde
des Abschieds. Jch ergriff Atalanta's Hand und
zog sie mit mir hinaus ins Freye.

Der Himmel war mit Sternen übersä't. Mein
Jnneres war übervoll von der Empfindung der
Stunde: mein Auge irrte wild umher auf den Ge-
stalten der Nacht. Zwischen den drey Säulen blink-
te der Abendstern in mattem schwankendem Licht.
Alles schwieg: nur der leise Windhauch spielte mit
den Blättern des Rosengebüsches, und erklang,

Phaethon an Theodor.

Die Sonne gieng auf. Heut iſt der Abſchiedstag.
Morgen vor Tagesanbruch reit’ ich vom Schloſſe
weg. O Theodor! bete fuͤr mich!



Den Abend ſaßen wir noch beyſammen, und
ſprachen von all’ den Freuden, die wir genoſſen in
der Zeit. Naͤher und immer naͤher kam die Stunde
des Abſchieds. Jch ergriff Atalanta’s Hand und
zog ſie mit mir hinaus ins Freye.

Der Himmel war mit Sternen uͤberſaͤ’t. Mein
Jnneres war uͤbervoll von der Empfindung der
Stunde: mein Auge irrte wild umher auf den Ge-
ſtalten der Nacht. Zwiſchen den drey Saͤulen blink-
te der Abendſtern in mattem ſchwankendem Licht.
Alles ſchwieg: nur der leiſe Windhauch ſpielte mit
den Blaͤttern des Roſengebuͤſches, und erklang,

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[71/0071] Phaethon an Theodor. Die Sonne gieng auf. Heut iſt der Abſchiedstag. Morgen vor Tagesanbruch reit’ ich vom Schloſſe weg. O Theodor! bete fuͤr mich! Den Abend ſaßen wir noch beyſammen, und ſprachen von all’ den Freuden, die wir genoſſen in der Zeit. Naͤher und immer naͤher kam die Stunde des Abſchieds. Jch ergriff Atalanta’s Hand und zog ſie mit mir hinaus ins Freye. Der Himmel war mit Sternen uͤberſaͤ’t. Mein Jnneres war uͤbervoll von der Empfindung der Stunde: mein Auge irrte wild umher auf den Ge- ſtalten der Nacht. Zwiſchen den drey Saͤulen blink- te der Abendſtern in mattem ſchwankendem Licht. Alles ſchwieg: nur der leiſe Windhauch ſpielte mit den Blaͤttern des Roſengebuͤſches, und erklang,

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/71>, abgerufen am 21.11.2024.