Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.Atalanta an Phaethon. Warum dieß fürchterliche Glühen? dieß verwirrte O du, den ich liebe, mit dir ist's weit gekom- Warum hast du den Weg verloren? O Phae- Jch sah dich und bebte. Wie eine Erinnerung Da schwammen wir zusammen, Seele mit Atalanta an Phaethon. Warum dieß fuͤrchterliche Gluͤhen? dieß verwirrte O du, den ich liebe, mit dir iſt’s weit gekom- Warum haſt du den Weg verloren? O Phae- Jch ſah dich und bebte. Wie eine Erinnerung Da ſchwammen wir zuſammen, Seele mit <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0098" n="98"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#g">Atalanta an Phaethon.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>arum dieß fuͤrchterliche Gluͤhen? dieß verwirrte<lb/> innerliche Beben? dieſer Abfall von der Natur?</p><lb/> <p>O du, den ich liebe, mit dir iſt’s weit gekom-<lb/> men. Phaethon, mein Auge fuͤllt ſich mit Thraͤ-<lb/> nen, mit Thraͤnen fuͤr deine Seele!</p><lb/> <p>Warum haſt du den Weg verloren? O Phae-<lb/> thon, dachteſt du denn nicht an mich?</p><lb/> <p>Jch ſah dich und bebte. Wie eine Erinnerung<lb/> aus den Tagen eines ſchoͤneren Lebens, wie die Er-<lb/> fuͤllung einer ſeligen Ahnung, war der Blick deines<lb/> Auges.</p><lb/> <p>Da ſchwammen wir zuſammen, Seele mit<lb/> Seele, Geiſt mit Geiſt, ſchauernd in Wonne! Du<lb/> fuͤhlteſt, du lebteſt in mir, und ich in dir. Unſer<lb/> Daſeyn war verſchmolzen, uͤber und uͤber getaucht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0098]
Atalanta an Phaethon.
Warum dieß fuͤrchterliche Gluͤhen? dieß verwirrte
innerliche Beben? dieſer Abfall von der Natur?
O du, den ich liebe, mit dir iſt’s weit gekom-
men. Phaethon, mein Auge fuͤllt ſich mit Thraͤ-
nen, mit Thraͤnen fuͤr deine Seele!
Warum haſt du den Weg verloren? O Phae-
thon, dachteſt du denn nicht an mich?
Jch ſah dich und bebte. Wie eine Erinnerung
aus den Tagen eines ſchoͤneren Lebens, wie die Er-
fuͤllung einer ſeligen Ahnung, war der Blick deines
Auges.
Da ſchwammen wir zuſammen, Seele mit
Seele, Geiſt mit Geiſt, ſchauernd in Wonne! Du
fuͤhlteſt, du lebteſt in mir, und ich in dir. Unſer
Daſeyn war verſchmolzen, uͤber und uͤber getaucht
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