licher Weg übrig, als zu betteln, wo ich woll- te und durfte.
Dazu aber war nun ein Mann, wie ich, nicht gemacht. Also mu[ß]te ich wohl auf einen Nah- rungszweig sinnen, bei dem ich keine so demüthige Miene annehmen durfte, als die Geber von den Bittenden erwarten. Jch kam auf diesem Nah- rungswege, da ich ihn wirklich einschlug, gar zu schlecht fort; welches blos daher rührte, weil ich mich bei der Sache auf eine ganz ungezwungene Art benahm, worüber man mich eigentlich hätte loben sollen.
Jtzt ist alles überstanden. Jch sitze hier auf dem kleinen Landgütchen, welches mir meines Va- ters Bruder hinterlassen hat, stelle es der gerechten Rache des vergeltenden Schicksals anheim, die bö- sen Menschen, die mir oft das Leben sauer gemacht haben, zu bestrafen, und philosophire über die Hinfälligkeit des Glücks eines Muttersöhnchens.
Mein Vater pflegte immer zu sagen; -- doch von ihm habe ich noch kein Wort erwähnt, und sehe mich also genöthigt, den ersten Abschnitt mei- nes Berichts, der ohnehin, als Vorrede betrach- tet, schon lang genug ist, zu schließen, und mei- ne Leser vor allen Dingen mit diesem Ehrenmanne bekannt zu machen.
licher Weg uͤbrig, als zu betteln, wo ich woll- te und durfte.
Dazu aber war nun ein Mann, wie ich, nicht gemacht. Alſo mu[ß]te ich wohl auf einen Nah- rungszweig ſinnen, bei dem ich keine ſo demuͤthige Miene annehmen durfte, als die Geber von den Bittenden erwarten. Jch kam auf dieſem Nah- rungswege, da ich ihn wirklich einſchlug, gar zu ſchlecht fort; welches blos daher ruͤhrte, weil ich mich bei der Sache auf eine ganz ungezwungene Art benahm, woruͤber man mich eigentlich haͤtte loben ſollen.
Jtzt iſt alles uͤberſtanden. Jch ſitze hier auf dem kleinen Landguͤtchen, welches mir meines Va- ters Bruder hinterlaſſen hat, ſtelle es der gerechten Rache des vergeltenden Schickſals anheim, die boͤ- ſen Menſchen, die mir oft das Leben ſauer gemacht haben, zu beſtrafen, und philoſophire uͤber die Hinfaͤlligkeit des Gluͤcks eines Mutterſoͤhnchens.
Mein Vater pflegte immer zu ſagen; — doch von ihm habe ich noch kein Wort erwaͤhnt, und ſehe mich alſo genoͤthigt, den erſten Abſchnitt mei- nes Berichts, der ohnehin, als Vorrede betrach- tet, ſchon lang genug iſt, zu ſchließen, und mei- ne Leſer vor allen Dingen mit dieſem Ehrenmanne bekannt zu machen.
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licher Weg uͤbrig, als zu betteln, wo ich woll-
te und durfte.
Dazu aber war nun ein Mann, wie ich, nicht
gemacht. Alſo mußte ich wohl auf einen Nah-
rungszweig ſinnen, bei dem ich keine ſo demuͤthige
Miene annehmen durfte, als die Geber von den
Bittenden erwarten. Jch kam auf dieſem Nah-
rungswege, da ich ihn wirklich einſchlug, gar zu
ſchlecht fort; welches blos daher ruͤhrte, weil ich
mich bei der Sache auf eine ganz ungezwungene
Art benahm, woruͤber man mich eigentlich haͤtte
loben ſollen.
Jtzt iſt alles uͤberſtanden. Jch ſitze hier auf
dem kleinen Landguͤtchen, welches mir meines Va-
ters Bruder hinterlaſſen hat, ſtelle es der gerechten
Rache des vergeltenden Schickſals anheim, die boͤ-
ſen Menſchen, die mir oft das Leben ſauer gemacht
haben, zu beſtrafen, und philoſophire uͤber die
Hinfaͤlligkeit des Gluͤcks eines Mutterſoͤhnchens.
Mein Vater pflegte immer zu ſagen; — doch
von ihm habe ich noch kein Wort erwaͤhnt, und
ſehe mich alſo genoͤthigt, den erſten Abſchnitt mei-
nes Berichts, der ohnehin, als Vorrede betrach-
tet, ſchon lang genug iſt, zu ſchließen, und mei-
ne Leſer vor allen Dingen mit dieſem Ehrenmanne
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/10>, abgerufen am 23.11.2024.
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