Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

ich ausgeprügelt, oder ins Gefängniß gesetzt wor-
den bin; daß ich habe Spießruthen laufen müssen,
u. d. g. so bitte ich sie, was das erste betrift, zu
bedenken, daß ein reicher junger Herr, wie ich war,
wohl einmal zur Veränderung einen tollen Streich
machen könne, und in Ansehung des übrigen dem
Ausspruche beizutreten, den meine Mutter seli-
ger, bei solchen Gelegenheiten, immer im Munde
führte, daß es lauter impertinentes, nichtswürdi-
ges Geschmeiß, oder lauter unbarmherzige Men-
schen wären, die mir dergleichen Leiden zufügten.
Sie werden auch besagten Ausspruch sehr billig fin-
den, da aus meiner Geschichte überall erhellen wird
daß es pure lautere Kleinigkeiten waren, wegen de-
ren mich die böse Welt mißhandelte.

Daß ich das Schicksal hatte, um mein Ver-
mögen zu kommen, war ein Unglück, welches ihr
Mitleiden im höchsten Grade erregen muß, wenn
sie sehen, daß ich nichts weiter dazu beigetragen
habe, als daß ich eine Lebensart führte, wie sie
jungen Herren von meiner Erziehung zukommt, de-
nen von Jugend auf nichts versagt wird, und die
jeden ihrer Einfälle befriedigen können. Was konn-
te ich dafür, daß dieses so viel kostete, und daß
manche Leute so viel Vortheil davon zogen?
Freilich blieb mir am Ende kein anderer ehr-

licher
A 2

ich ausgepruͤgelt, oder ins Gefaͤngniß geſetzt wor-
den bin; daß ich habe Spießruthen laufen muͤſſen,
u. d. g. ſo bitte ich ſie, was das erſte betrift, zu
bedenken, daß ein reicher junger Herr, wie ich war,
wohl einmal zur Veraͤnderung einen tollen Streich
machen koͤnne, und in Anſehung des uͤbrigen dem
Ausſpruche beizutreten, den meine Mutter ſeli-
ger, bei ſolchen Gelegenheiten, immer im Munde
fuͤhrte, daß es lauter impertinentes, nichtswuͤrdi-
ges Geſchmeiß, oder lauter unbarmherzige Men-
ſchen waͤren, die mir dergleichen Leiden zufuͤgten.
Sie werden auch beſagten Ausſpruch ſehr billig fin-
den, da aus meiner Geſchichte uͤberall erhellen wird
daß es pure lautere Kleinigkeiten waren, wegen de-
ren mich die boͤſe Welt mißhandelte.

Daß ich das Schickſal hatte, um mein Ver-
moͤgen zu kommen, war ein Ungluͤck, welches ihr
Mitleiden im hoͤchſten Grade erregen muß, wenn
ſie ſehen, daß ich nichts weiter dazu beigetragen
habe, als daß ich eine Lebensart fuͤhrte, wie ſie
jungen Herren von meiner Erziehung zukommt, de-
nen von Jugend auf nichts verſagt wird, und die
jeden ihrer Einfaͤlle befriedigen koͤnnen. Was konn-
te ich dafuͤr, daß dieſes ſo viel koſtete, und daß
manche Leute ſo viel Vortheil davon zogen?
Freilich blieb mir am Ende kein anderer ehr-

licher
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0009" n="3"/>
ich ausgepru&#x0364;gelt, oder ins Gefa&#x0364;ngniß ge&#x017F;etzt wor-<lb/>
den bin; daß ich habe Spießruthen laufen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
u. d. g. &#x017F;o bitte ich &#x017F;ie, was das er&#x017F;te betrift, zu<lb/>
bedenken, daß ein reicher junger Herr, wie ich war,<lb/>
wohl einmal zur Vera&#x0364;nderung einen tollen Streich<lb/>
machen ko&#x0364;nne, und in An&#x017F;ehung des u&#x0364;brigen dem<lb/>
Aus&#x017F;pruche beizutreten, den meine Mutter &#x017F;eli-<lb/>
ger, bei &#x017F;olchen Gelegenheiten, immer im Munde<lb/>
fu&#x0364;hrte, daß es lauter impertinentes, nichtswu&#x0364;rdi-<lb/>
ges Ge&#x017F;chmeiß, oder lauter unbarmherzige Men-<lb/>
&#x017F;chen wa&#x0364;ren, die mir dergleichen Leiden zufu&#x0364;gten.<lb/>
Sie werden auch be&#x017F;agten Aus&#x017F;pruch &#x017F;ehr billig fin-<lb/>
den, da aus meiner Ge&#x017F;chichte u&#x0364;berall erhellen wird<lb/>
daß es pure lautere Kleinigkeiten waren, wegen de-<lb/>
ren mich die bo&#x0364;&#x017F;e Welt mißhandelte.</p><lb/>
        <p>Daß ich das Schick&#x017F;al hatte, um mein Ver-<lb/>
mo&#x0364;gen zu kommen, war ein Unglu&#x0364;ck, welches ihr<lb/>
Mitleiden im ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grade erregen muß, wenn<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ehen, daß ich nichts weiter dazu beigetragen<lb/>
habe, als daß ich eine Lebensart fu&#x0364;hrte, wie &#x017F;ie<lb/>
jungen Herren von meiner Erziehung zukommt, de-<lb/>
nen von Jugend auf nichts ver&#x017F;agt wird, und die<lb/>
jeden ihrer Einfa&#x0364;lle befriedigen ko&#x0364;nnen. Was konn-<lb/>
te ich dafu&#x0364;r, daß die&#x017F;es &#x017F;o viel ko&#x017F;tete, und daß<lb/>
manche Leute &#x017F;o viel Vortheil davon zogen?<lb/>
Freilich blieb mir am Ende kein anderer ehr-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 2</fw><fw place="bottom" type="catch">licher</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0009] ich ausgepruͤgelt, oder ins Gefaͤngniß geſetzt wor- den bin; daß ich habe Spießruthen laufen muͤſſen, u. d. g. ſo bitte ich ſie, was das erſte betrift, zu bedenken, daß ein reicher junger Herr, wie ich war, wohl einmal zur Veraͤnderung einen tollen Streich machen koͤnne, und in Anſehung des uͤbrigen dem Ausſpruche beizutreten, den meine Mutter ſeli- ger, bei ſolchen Gelegenheiten, immer im Munde fuͤhrte, daß es lauter impertinentes, nichtswuͤrdi- ges Geſchmeiß, oder lauter unbarmherzige Men- ſchen waͤren, die mir dergleichen Leiden zufuͤgten. Sie werden auch beſagten Ausſpruch ſehr billig fin- den, da aus meiner Geſchichte uͤberall erhellen wird daß es pure lautere Kleinigkeiten waren, wegen de- ren mich die boͤſe Welt mißhandelte. Daß ich das Schickſal hatte, um mein Ver- moͤgen zu kommen, war ein Ungluͤck, welches ihr Mitleiden im hoͤchſten Grade erregen muß, wenn ſie ſehen, daß ich nichts weiter dazu beigetragen habe, als daß ich eine Lebensart fuͤhrte, wie ſie jungen Herren von meiner Erziehung zukommt, de- nen von Jugend auf nichts verſagt wird, und die jeden ihrer Einfaͤlle befriedigen koͤnnen. Was konn- te ich dafuͤr, daß dieſes ſo viel koſtete, und daß manche Leute ſo viel Vortheil davon zogen? Freilich blieb mir am Ende kein anderer ehr- licher A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/9
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/9>, abgerufen am 23.11.2024.