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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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und ich habe Sie verleugnet. Aber ewig können
Sie doch nicht hier stecken: und wollten Sie es
auch noch so lange aushalten, und ich versteckte
Sie; so würd' es doch heißen, Sie wären davon
gelaufen; dann ließe Sie Busch wohl gar in den
Zeitungen eitiren, denn er ist sehr aufgebracht.

Jch will Jhnen einen Vorschlag thun, fuhr
sie fort: wenn Sie treu und ehrlich versprechen,
was ich verlange; so will ich selbst Jhnen auf der
Stelle vorschießen, so viel Sie brauchen: denn
ich habe mir hier schon etwas gesammelt.

Confuselius wurde himmelfroh, dieses zu hö-
ren. Er frühstückte sehr ruhig, bat sie, sich zu
erklären, und nahm sich vor, alles zu versprechen,
was Suschen nur verlangen möchte,

Nun rückte diese mit dem Bekenntniß heraus,
daß sie große Neigung hätte, Madame Schnitzern
zu werden, und zwar um der guten Versorgung
willen; denn sonst könnte sie wohl unter jüngern
und hübschern Mannsleuten wählen: also bedinge
sie sich für die Hülfe, welche sie dem Magister itzt
leisten wollte, von ihm weiter nichts aus, als daß
er den Herrn Schnitzer dazu bereden helfen möchte.
Es würde ihm dieses nicht schwer werden, meinte
sie, weil Herr Schnitzer ihr ohnehin schon sehr ge-
wogen wäre, und viel Vertrauen zu ihr hätte.
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und ich habe Sie verleugnet. Aber ewig koͤnnen
Sie doch nicht hier ſtecken: und wollten Sie es
auch noch ſo lange aushalten, und ich verſteckte
Sie; ſo wuͤrd’ es doch heißen, Sie waͤren davon
gelaufen; dann ließe Sie Buſch wohl gar in den
Zeitungen eitiren, denn er iſt ſehr aufgebracht.

Jch will Jhnen einen Vorſchlag thun, fuhr
ſie fort: wenn Sie treu und ehrlich verſprechen,
was ich verlange; ſo will ich ſelbſt Jhnen auf der
Stelle vorſchießen, ſo viel Sie brauchen: denn
ich habe mir hier ſchon etwas geſammelt.

Confuſelius wurde himmelfroh, dieſes zu hoͤ-
ren. Er fruͤhſtuͤckte ſehr ruhig, bat ſie, ſich zu
erklaͤren, und nahm ſich vor, alles zu verſprechen,
was Suschen nur verlangen moͤchte,

Nun ruͤckte dieſe mit dem Bekenntniß heraus,
daß ſie große Neigung haͤtte, Madame Schnitzern
zu werden, und zwar um der guten Verſorgung
willen; denn ſonſt koͤnnte ſie wohl unter juͤngern
und huͤbſchern Mannsleuten waͤhlen: alſo bedinge
ſie ſich fuͤr die Huͤlfe, welche ſie dem Magiſter itzt
leiſten wollte, von ihm weiter nichts aus, als daß
er den Herrn Schnitzer dazu bereden helfen moͤchte.
Es wuͤrde ihm dieſes nicht ſchwer werden, meinte
ſie, weil Herr Schnitzer ihr ohnehin ſchon ſehr ge-
wogen waͤre, und viel Vertrauen zu ihr haͤtte.
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[149/0155] und ich habe Sie verleugnet. Aber ewig koͤnnen Sie doch nicht hier ſtecken: und wollten Sie es auch noch ſo lange aushalten, und ich verſteckte Sie; ſo wuͤrd’ es doch heißen, Sie waͤren davon gelaufen; dann ließe Sie Buſch wohl gar in den Zeitungen eitiren, denn er iſt ſehr aufgebracht. Jch will Jhnen einen Vorſchlag thun, fuhr ſie fort: wenn Sie treu und ehrlich verſprechen, was ich verlange; ſo will ich ſelbſt Jhnen auf der Stelle vorſchießen, ſo viel Sie brauchen: denn ich habe mir hier ſchon etwas geſammelt. Confuſelius wurde himmelfroh, dieſes zu hoͤ- ren. Er fruͤhſtuͤckte ſehr ruhig, bat ſie, ſich zu erklaͤren, und nahm ſich vor, alles zu verſprechen, was Suschen nur verlangen moͤchte, Nun ruͤckte dieſe mit dem Bekenntniß heraus, daß ſie große Neigung haͤtte, Madame Schnitzern zu werden, und zwar um der guten Verſorgung willen; denn ſonſt koͤnnte ſie wohl unter juͤngern und huͤbſchern Mannsleuten waͤhlen: alſo bedinge ſie ſich fuͤr die Huͤlfe, welche ſie dem Magiſter itzt leiſten wollte, von ihm weiter nichts aus, als daß er den Herrn Schnitzer dazu bereden helfen moͤchte. Es wuͤrde ihm dieſes nicht ſchwer werden, meinte ſie, weil Herr Schnitzer ihr ohnehin ſchon ſehr ge- wogen waͤre, und viel Vertrauen zu ihr haͤtte. Uebri- K 3

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/155>, abgerufen am 21.11.2024.