Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
sie des Morgens um sechs Uhr zum Magister, trat
bloß in seine Thüre, und sagte: ich kann mich nicht
aufhalten, Herr Magister; also sag' ich Jhnen nur
in der Geschwindigkeit, daß Sie diesen Morgen
arretirt werden sollen. Kommen Sie hurtig durch
die Hinterthüre zu uns; ich werde Sie da erwar-
ten und will Sie verbergen.

Confuselius warf sich eilig in die Kleider, lief,
was er konnte, und wurde von Suschen versteckt.

Etwa zwo Stunden hernach suchten ihn die
Gerichtsdiener im Gasthofe. Suschen hatte das
nur abgewartet, weil sie wußte, daß es so kommen
würde; sie wies also die Gerichtsdiener ab; und da
kein andrer den Magister hatte kommen sehen,
wurde nichts verrathen.

Nunmehr begab sie sich erst zu dem Verheim-
lichten, welcher die ganze Zeit auf das, was sie
ihm mehr sagen wollte, ängstlich geharret hatte.
Sie brachte ihm ein gutes Frühstück, und hob nun
ihren Spruch folgendermaßen an: frühstücken Sie,
Herr Magister, und machen Sie sich keinen Kum-
mer. Wenn Sie mir versprechen, daß Sie mir wie-
der einen Gefallen thun wollen; so will ich Jhnen
aus der Noth helfen. Die Gerichtsdiener waren
eben hier und suchten Sie: kein Mensch weis,
daß Sie bei uns sind, selbst Herr Schnitzer nicht;
und
ſie des Morgens um ſechs Uhr zum Magiſter, trat
bloß in ſeine Thuͤre, und ſagte: ich kann mich nicht
aufhalten, Herr Magiſter; alſo ſag’ ich Jhnen nur
in der Geſchwindigkeit, daß Sie dieſen Morgen
arretirt werden ſollen. Kommen Sie hurtig durch
die Hinterthuͤre zu uns; ich werde Sie da erwar-
ten und will Sie verbergen.

Confuſelius warf ſich eilig in die Kleider, lief,
was er konnte, und wurde von Suschen verſteckt.

Etwa zwo Stunden hernach ſuchten ihn die
Gerichtsdiener im Gaſthofe. Suschen hatte das
nur abgewartet, weil ſie wußte, daß es ſo kommen
wuͤrde; ſie wies alſo die Gerichtsdiener ab; und da
kein andrer den Magiſter hatte kommen ſehen,
wurde nichts verrathen.

Nunmehr begab ſie ſich erſt zu dem Verheim-
lichten, welcher die ganze Zeit auf das, was ſie
ihm mehr ſagen wollte, aͤngſtlich geharret hatte.
Sie brachte ihm ein gutes Fruͤhſtuͤck, und hob nun
ihren Spruch folgendermaßen an: fruͤhſtuͤcken Sie,
Herr Magiſter, und machen Sie ſich keinen Kum-
mer. Wenn Sie mir verſprechen, daß Sie mir wie-
der einen Gefallen thun wollen; ſo will ich Jhnen
aus der Noth helfen. Die Gerichtsdiener waren
eben hier und ſuchten Sie: kein Menſch weis,
daß Sie bei uns ſind, ſelbſt Herr Schnitzer nicht;
und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#SUS">
          <p><pb facs="#f0154" n="148"/>
&#x017F;ie des Morgens um &#x017F;echs Uhr zum Magi&#x017F;ter, trat<lb/>
bloß in &#x017F;eine Thu&#x0364;re, und &#x017F;agte: ich kann mich nicht<lb/>
aufhalten, Herr Magi&#x017F;ter; al&#x017F;o &#x017F;ag&#x2019; ich Jhnen nur<lb/>
in der Ge&#x017F;chwindigkeit, daß Sie die&#x017F;en Morgen<lb/>
arretirt werden &#x017F;ollen. Kommen Sie hurtig durch<lb/>
die Hinterthu&#x0364;re zu uns; ich werde Sie da erwar-<lb/>
ten und will Sie verbergen.</p><lb/>
          <p>Confu&#x017F;elius warf &#x017F;ich eilig in die Kleider, lief,<lb/>
was er konnte, und wurde von Suschen ver&#x017F;teckt.</p><lb/>
          <p>Etwa zwo Stunden hernach &#x017F;uchten ihn die<lb/>
Gerichtsdiener im Ga&#x017F;thofe. Suschen hatte das<lb/>
nur abgewartet, weil &#x017F;ie wußte, daß es &#x017F;o kommen<lb/>
wu&#x0364;rde; &#x017F;ie wies al&#x017F;o die Gerichtsdiener ab; und da<lb/>
kein andrer den Magi&#x017F;ter hatte kommen &#x017F;ehen,<lb/>
wurde nichts verrathen.</p><lb/>
          <p>Nunmehr begab &#x017F;ie &#x017F;ich er&#x017F;t zu dem Verheim-<lb/>
lichten, welcher die ganze Zeit auf das, was &#x017F;ie<lb/>
ihm mehr &#x017F;agen wollte, a&#x0364;ng&#x017F;tlich geharret hatte.<lb/>
Sie brachte ihm ein gutes Fru&#x0364;h&#x017F;tu&#x0364;ck, und hob nun<lb/>
ihren Spruch folgendermaßen an: fru&#x0364;h&#x017F;tu&#x0364;cken Sie,<lb/>
Herr Magi&#x017F;ter, und machen Sie &#x017F;ich keinen Kum-<lb/>
mer. Wenn Sie mir ver&#x017F;prechen, daß Sie mir wie-<lb/>
der einen Gefallen thun wollen; &#x017F;o will ich Jhnen<lb/>
aus der Noth helfen. Die Gerichtsdiener waren<lb/>
eben hier und &#x017F;uchten Sie: kein Men&#x017F;ch weis,<lb/>
daß Sie bei uns &#x017F;ind, &#x017F;elb&#x017F;t Herr Schnitzer nicht;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0154] ſie des Morgens um ſechs Uhr zum Magiſter, trat bloß in ſeine Thuͤre, und ſagte: ich kann mich nicht aufhalten, Herr Magiſter; alſo ſag’ ich Jhnen nur in der Geſchwindigkeit, daß Sie dieſen Morgen arretirt werden ſollen. Kommen Sie hurtig durch die Hinterthuͤre zu uns; ich werde Sie da erwar- ten und will Sie verbergen. Confuſelius warf ſich eilig in die Kleider, lief, was er konnte, und wurde von Suschen verſteckt. Etwa zwo Stunden hernach ſuchten ihn die Gerichtsdiener im Gaſthofe. Suschen hatte das nur abgewartet, weil ſie wußte, daß es ſo kommen wuͤrde; ſie wies alſo die Gerichtsdiener ab; und da kein andrer den Magiſter hatte kommen ſehen, wurde nichts verrathen. Nunmehr begab ſie ſich erſt zu dem Verheim- lichten, welcher die ganze Zeit auf das, was ſie ihm mehr ſagen wollte, aͤngſtlich geharret hatte. Sie brachte ihm ein gutes Fruͤhſtuͤck, und hob nun ihren Spruch folgendermaßen an: fruͤhſtuͤcken Sie, Herr Magiſter, und machen Sie ſich keinen Kum- mer. Wenn Sie mir verſprechen, daß Sie mir wie- der einen Gefallen thun wollen; ſo will ich Jhnen aus der Noth helfen. Die Gerichtsdiener waren eben hier und ſuchten Sie: kein Menſch weis, daß Sie bei uns ſind, ſelbſt Herr Schnitzer nicht; und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/154
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/154>, abgerufen am 17.05.2024.