Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
Tochter an Schnitzern zu verheirathen, und klagte ihm endlich seine itzige Verlegenheit wegen der 24 Thaler. Jch weis wohl, sagte er, daß ichs nur der Suse sagen dürfte: denn sie hat noch Geld; und der Dieust, den sie von mir erwartet, ist wich- tig. Jch könnte ihr ihn auch leisten: denn Schni- tzer muß, wie ich will: aber es wäre doch Scha- de, wenn das Soldatenmädchen in unsrer Stadt eine solche Heirath thun sollte. Nein, eine so gute Versorgung gehört für Jhre Tochter. Jch bitte Sie, helfen Sie mir nur vor allen Dingen zu den 24 Thalern, und sehn Sie zu, wie Sie mir in ein Paar Monaten so viel schaffen, daß ich das Mensch dort bezahlen kann: so mache ich gleich die Partie. Der Kupferstecher hatte gegen die Versorgung, welche Vetter Confuselius seiner Tochter zudachte, nichts; aber er war weder Willens, die 24 Thaler, noch jene weit größere Summe voraus zu bezahlen, sondern meinte, wenn der Herr Vetter Confuselius die Heirath zu Stande brächte, wollte er, oder vielmehr sollte die Tochter erkenntlich sein. Vor- her aber könnte man sich in nichts einlassen. Was nun zu thun? dachte Confuselius. Das ist doch ein schreckliches Mißtrauen, eine sehr un- vetterliche Lieblosigkeit von dem Mann! aber war- te;
Tochter an Schnitzern zu verheirathen, und klagte ihm endlich ſeine itzige Verlegenheit wegen der 24 Thaler. Jch weis wohl, ſagte er, daß ichs nur der Suſe ſagen duͤrfte: denn ſie hat noch Geld; und der Dieuſt, den ſie von mir erwartet, iſt wich- tig. Jch koͤnnte ihr ihn auch leiſten: denn Schni- tzer muß, wie ich will: aber es waͤre doch Scha- de, wenn das Soldatenmaͤdchen in unſrer Stadt eine ſolche Heirath thun ſollte. Nein, eine ſo gute Verſorgung gehoͤrt fuͤr Jhre Tochter. Jch bitte Sie, helfen Sie mir nur vor allen Dingen zu den 24 Thalern, und ſehn Sie zu, wie Sie mir in ein Paar Monaten ſo viel ſchaffen, daß ich das Menſch dort bezahlen kann: ſo mache ich gleich die Partie. Der Kupferſtecher hatte gegen die Verſorgung, welche Vetter Confuſelius ſeiner Tochter zudachte, nichts; aber er war weder Willens, die 24 Thaler, noch jene weit groͤßere Summe voraus zu bezahlen, ſondern meinte, wenn der Herr Vetter Confuſelius die Heirath zu Stande braͤchte, wollte er, oder vielmehr ſollte die Tochter erkenntlich ſein. Vor- her aber koͤnnte man ſich in nichts einlaſſen. Was nun zu thun? dachte Confuſelius. Das iſt doch ein ſchreckliches Mißtrauen, eine ſehr un- vetterliche Liebloſigkeit von dem Mann! aber war- te;
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Tochter an Schnitzern zu verheirathen, und klagte
ihm endlich ſeine itzige Verlegenheit wegen der 24
Thaler. Jch weis wohl, ſagte er, daß ichs nur
der Suſe ſagen duͤrfte: denn ſie hat noch Geld;
und der Dieuſt, den ſie von mir erwartet, iſt wich-
tig. Jch koͤnnte ihr ihn auch leiſten: denn Schni-
tzer muß, wie ich will: aber es waͤre doch Scha-
de, wenn das Soldatenmaͤdchen in unſrer Stadt
eine ſolche Heirath thun ſollte. Nein, eine ſo
gute Verſorgung gehoͤrt fuͤr Jhre Tochter. Jch
bitte Sie, helfen Sie mir nur vor allen Dingen
zu den 24 Thalern, und ſehn Sie zu, wie Sie mir
in ein Paar Monaten ſo viel ſchaffen, daß ich das
Menſch dort bezahlen kann: ſo mache ich gleich
die Partie.
Der Kupferſtecher hatte gegen die Verſorgung,
welche Vetter Confuſelius ſeiner Tochter zudachte,
nichts; aber er war weder Willens, die 24 Thaler,
noch jene weit groͤßere Summe voraus zu bezahlen,
ſondern meinte, wenn der Herr Vetter Confuſelius
die Heirath zu Stande braͤchte, wollte er, oder
vielmehr ſollte die Tochter erkenntlich ſein. Vor-
her aber koͤnnte man ſich in nichts einlaſſen.
Was nun zu thun? dachte Confuſelius. Das
iſt doch ein ſchreckliches Mißtrauen, eine ſehr un-
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