Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
te; nun soll Suschen, die doch, wie ich sehe, viel besser zu leben weis, den reichen Gastwirth haben, und nicht deine Tochter! Jn dieser Stimmung lief er zu Schnitzers, und klagte Suschen sein neues Leiben. Ja, Herr Magister, da kann ich nicht hel- fen, sagte diese; so viel Geld bring' nicht mehr zu- sammen -- aber warten Sie! -- Jhr fiel ein, daß es nicht schaden könnte, wenn sie sich den Magister immer mehr verpflich- tete; und dießmal könnte auch wohl Schnitzer herausrücken. Also bestellte sie den Magister auf den Abend wieder zu sich, und gieng zu Schnitzern. Na, sagte sie, hab ich's nicht gesagt, wenn der Magister einen bezahlt, so wachen gleich meh- rere auf? Da hat der ehrliche Mann, dem zum Glücke Geld von einem fremden Buchhändler ein- gegangen ist, kaum Buschen befriedigt, so meldet sich gleich der -- wie heißt er doch? es ist jemand, der auch immer mit in die Tabagie kömmt, und dem der Magister noch 24 Thaler schuldig ist. Schnitzer. Ach! ich weis schon, nu? Suschen. Der will ihn nun auch setzen lassen; -- Ja ich bin ein armes Dienstmädchen: aber hätt' ich's, gleich gäb' ich's dem armen Ma- gister;
te; nun ſoll Suschen, die doch, wie ich ſehe, viel beſſer zu leben weis, den reichen Gaſtwirth haben, und nicht deine Tochter! Jn dieſer Stimmung lief er zu Schnitzers, und klagte Suschen ſein neues Leiben. Ja, Herr Magiſter, da kann ich nicht hel- fen, ſagte dieſe; ſo viel Geld bring’ nicht mehr zu- ſammen — aber warten Sie! — Jhr fiel ein, daß es nicht ſchaden koͤnnte, wenn ſie ſich den Magiſter immer mehr verpflich- tete; und dießmal koͤnnte auch wohl Schnitzer herausruͤcken. Alſo beſtellte ſie den Magiſter auf den Abend wieder zu ſich, und gieng zu Schnitzern. Na, ſagte ſie, hab ich’s nicht geſagt, wenn der Magiſter einen bezahlt, ſo wachen gleich meh- rere auf? Da hat der ehrliche Mann, dem zum Gluͤcke Geld von einem fremden Buchhaͤndler ein- gegangen iſt, kaum Buſchen befriedigt, ſo meldet ſich gleich der — wie heißt er doch? es iſt jemand, der auch immer mit in die Tabagie koͤmmt, und dem der Magiſter noch 24 Thaler ſchuldig iſt. Schnitzer. Ach! ich weis ſchon, nu? Suschen. Der will ihn nun auch ſetzen laſſen; — Ja ich bin ein armes Dienſtmaͤdchen: aber haͤtt’ ich’s, gleich gaͤb’ ich’s dem armen Ma- giſter;
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te; nun ſoll Suschen, die doch, wie ich ſehe,
viel beſſer zu leben weis, den reichen Gaſtwirth
haben, und nicht deine Tochter!
Jn dieſer Stimmung lief er zu Schnitzers,
und klagte Suschen ſein neues Leiben.
Ja, Herr Magiſter, da kann ich nicht hel-
fen, ſagte dieſe; ſo viel Geld bring’ nicht mehr zu-
ſammen — aber warten Sie! —
Jhr fiel ein, daß es nicht ſchaden koͤnnte,
wenn ſie ſich den Magiſter immer mehr verpflich-
tete; und dießmal koͤnnte auch wohl Schnitzer
herausruͤcken. Alſo beſtellte ſie den Magiſter auf
den Abend wieder zu ſich, und gieng zu
Schnitzern.
Na, ſagte ſie, hab ich’s nicht geſagt, wenn
der Magiſter einen bezahlt, ſo wachen gleich meh-
rere auf? Da hat der ehrliche Mann, dem zum
Gluͤcke Geld von einem fremden Buchhaͤndler ein-
gegangen iſt, kaum Buſchen befriedigt, ſo meldet
ſich gleich der — wie heißt er doch? es iſt jemand,
der auch immer mit in die Tabagie koͤmmt, und
dem der Magiſter noch 24 Thaler ſchuldig iſt.
Schnitzer. Ach! ich weis ſchon, nu?
Suschen. Der will ihn nun auch ſetzen
laſſen; — Ja ich bin ein armes Dienſtmaͤdchen:
aber haͤtt’ ich’s, gleich gaͤb’ ich’s dem armen Ma-
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