Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.Confuselius war bei den ersten Worten der Frau Schnitzerinn, welche der Topf begleitete, zu sehr erschrocken, als daß er sich gleich hätte ver- antworten können. Er hatte auch das Blut, wel- ches ihm an einigen Stellen des Gesichts herablief, abzuwischen: aber er bekam doch bald die Sprache so weit wieder, daß er contra schimpfte und schmähte, obgleich, was er sagte, eigentlich nicht gehört und verstanden wurde, weil ihn Madame Schnitzer überschrie. Alles im Gasthofe lief zusammen; Schnitzer kam zitternd aus seinem Stübchen hervor, und entsetzte sich, seine liebe junge Frau mit seinem Freunde Confuselius in einer so hitzigen Fehde be- griffen zu finden. Suschen, mein liebes Suschen! Herr Magi- ster, Magister Confuselius! -- Was ist's denn, was giebts denn? stotterte er: und die Zankenden ließen ihn ausrufen und fragen, ohne sich stören zu lassen. Schaffe mir den Kerl aus dem Hause, rief endlich Suschen; schaff ihn fort -- ach ich bin -- so wankte sie in die nächste Stube, sank auf einen Stuhl, und bemühte sich, ohnmächtig zu werden. Schni-
Confuſelius war bei den erſten Worten der Frau Schnitzerinn, welche der Topf begleitete, zu ſehr erſchrocken, als daß er ſich gleich haͤtte ver- antworten koͤnnen. Er hatte auch das Blut, wel- ches ihm an einigen Stellen des Geſichts herablief, abzuwiſchen: aber er bekam doch bald die Sprache ſo weit wieder, daß er contra ſchimpfte und ſchmaͤhte, obgleich, was er ſagte, eigentlich nicht gehoͤrt und verſtanden wurde, weil ihn Madame Schnitzer uͤberſchrie. Alles im Gaſthofe lief zuſammen; Schnitzer kam zitternd aus ſeinem Stuͤbchen hervor, und entſetzte ſich, ſeine liebe junge Frau mit ſeinem Freunde Confuſelius in einer ſo hitzigen Fehde be- griffen zu finden. Suschen, mein liebes Suschen! Herr Magi- ſter, Magiſter Confuſelius! — Was iſt’s denn, was giebts denn? ſtotterte er: und die Zankenden ließen ihn ausrufen und fragen, ohne ſich ſtoͤren zu laſſen. Schaffe mir den Kerl aus dem Hauſe, rief endlich Suschen; ſchaff ihn fort — ach ich bin — ſo wankte ſie in die naͤchſte Stube, ſank auf einen Stuhl, und bemuͤhte ſich, ohnmaͤchtig zu werden. Schni-
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Confuſelius war bei den erſten Worten der
Frau Schnitzerinn, welche der Topf begleitete, zu
ſehr erſchrocken, als daß er ſich gleich haͤtte ver-
antworten koͤnnen. Er hatte auch das Blut, wel-
ches ihm an einigen Stellen des Geſichts herablief,
abzuwiſchen: aber er bekam doch bald die Sprache
ſo weit wieder, daß er contra ſchimpfte und
ſchmaͤhte, obgleich, was er ſagte, eigentlich nicht
gehoͤrt und verſtanden wurde, weil ihn Madame
Schnitzer uͤberſchrie.
Alles im Gaſthofe lief zuſammen; Schnitzer
kam zitternd aus ſeinem Stuͤbchen hervor, und
entſetzte ſich, ſeine liebe junge Frau mit ſeinem
Freunde Confuſelius in einer ſo hitzigen Fehde be-
griffen zu finden.
Suschen, mein liebes Suschen! Herr Magi-
ſter, Magiſter Confuſelius! — Was iſt’s denn,
was giebts denn? ſtotterte er: und die Zankenden
ließen ihn ausrufen und fragen, ohne ſich ſtoͤren
zu laſſen.
Schaffe mir den Kerl aus dem Hauſe, rief
endlich Suschen; ſchaff ihn fort — ach ich bin — ſo
wankte ſie in die naͤchſte Stube, ſank auf einen
Stuhl, und bemuͤhte ſich, ohnmaͤchtig zu
werden.
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Zitationshilfe: | Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/179>, abgerufen am 16.02.2025. |