Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
ständen rechnen, als ob er nichts mehr hätte,
denn das verschuldete Gut mußte erst verkauft
werden, ehe er die 4000 Thaler in die Hände
bekam. Da dies nicht sogleich geschehen konnte,
so hatte er Schnitzers Nachsicht nöthig, wozu ihm
Suschen noch als Ausgeberinn zu verhelfen wußte,
also fand bereits zwischen diesem vereinigten Paar
gegenseitige Verbindlichkeit statt. Die 4000
Thaler liefen in der Zeit ein, da Johann Jacob
zum zweitenmal heirathete, und weil Baron Treff
sein Capital nicht rühmlicher anzuwenden wußte,
als wenn er selbst eine Bank errichtete, so machte
er sich von der bisherigen Gesellschaft los und warb
sich seine eigenen Spieler an.

Dieses löbliche und honette Geschäft begann
also in des Barons Zimmer und die Soupes
spirituels
trugen nicht wenig bei, Spieler in
Menge hinzuziehn, und anzuwerben. Suschen
durfte, weil Baron Treff schon lange da logierte,
ihm das Zimmer, wo gespielt ward, nicht anrech-
nen, aber sie machte wegen der Gefahr, der sie
sich doch aussetzte, von jedem Tag einen Theil des
Gewinns für sich aus, und machte es ferner zur
Bedingung, daß alle fremde Herren zu dem Sou-
pe spirituel
engagirt würden und gut bezahlen
müßten. Das alles erfolgte, in kurzer Zeit zog
dieses
ſtaͤnden rechnen, als ob er nichts mehr haͤtte,
denn das verſchuldete Gut mußte erſt verkauft
werden, ehe er die 4000 Thaler in die Haͤnde
bekam. Da dies nicht ſogleich geſchehen konnte,
ſo hatte er Schnitzers Nachſicht noͤthig, wozu ihm
Suschen noch als Ausgeberinn zu verhelfen wußte,
alſo fand bereits zwiſchen dieſem vereinigten Paar
gegenſeitige Verbindlichkeit ſtatt. Die 4000
Thaler liefen in der Zeit ein, da Johann Jacob
zum zweitenmal heirathete, und weil Baron Treff
ſein Capital nicht ruͤhmlicher anzuwenden wußte,
als wenn er ſelbſt eine Bank errichtete, ſo machte
er ſich von der bisherigen Geſellſchaft los und warb
ſich ſeine eigenen Spieler an.

Dieſes loͤbliche und honette Geſchaͤft begann
alſo in des Barons Zimmer und die Soupés
ſpirituels
trugen nicht wenig bei, Spieler in
Menge hinzuziehn, und anzuwerben. Suschen
durfte, weil Baron Treff ſchon lange da logierte,
ihm das Zimmer, wo geſpielt ward, nicht anrech-
nen, aber ſie machte wegen der Gefahr, der ſie
ſich doch ausſetzte, von jedem Tag einen Theil des
Gewinns fuͤr ſich aus, und machte es ferner zur
Bedingung, daß alle fremde Herren zu dem Sou-
pé ſpirituel
engagirt wuͤrden und gut bezahlen
muͤßten. Das alles erfolgte, in kurzer Zeit zog
dieſes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#SCHNITZ">
          <p><pb facs="#f0195" n="189"/>
&#x017F;ta&#x0364;nden rechnen, als ob er nichts mehr ha&#x0364;tte,<lb/>
denn das ver&#x017F;chuldete Gut mußte er&#x017F;t verkauft<lb/>
werden, ehe er die 4000 Thaler in die Ha&#x0364;nde<lb/>
bekam. Da dies nicht &#x017F;ogleich ge&#x017F;chehen konnte,<lb/>
&#x017F;o hatte er Schnitzers Nach&#x017F;icht no&#x0364;thig, wozu ihm<lb/>
Suschen noch als Ausgeberinn zu verhelfen wußte,<lb/>
al&#x017F;o fand bereits zwi&#x017F;chen die&#x017F;em vereinigten Paar<lb/>
gegen&#x017F;eitige Verbindlichkeit &#x017F;tatt. Die 4000<lb/>
Thaler liefen in der Zeit ein, da Johann Jacob<lb/>
zum zweitenmal heirathete, und weil Baron Treff<lb/>
&#x017F;ein Capital nicht ru&#x0364;hmlicher anzuwenden wußte,<lb/>
als wenn er &#x017F;elb&#x017F;t eine Bank errichtete, &#x017F;o machte<lb/>
er &#x017F;ich von der bisherigen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft los und warb<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;eine eigenen Spieler an.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;es lo&#x0364;bliche und honette Ge&#x017F;cha&#x0364;ft begann<lb/>
al&#x017F;o in des Barons Zimmer und die <hi rendition="#aq">Soupés<lb/>
&#x017F;pirituels</hi> trugen nicht wenig bei, Spieler in<lb/>
Menge hinzuziehn, und anzuwerben. Suschen<lb/>
durfte, weil Baron Treff &#x017F;chon lange da logierte,<lb/>
ihm das Zimmer, wo ge&#x017F;pielt ward, nicht anrech-<lb/>
nen, aber &#x017F;ie machte wegen der Gefahr, der &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich doch aus&#x017F;etzte, von jedem Tag einen Theil des<lb/>
Gewinns fu&#x0364;r &#x017F;ich aus, und machte es ferner zur<lb/>
Bedingung, daß alle fremde Herren zu dem <hi rendition="#aq">Sou-<lb/>&#x017F;pirituel</hi> engagirt wu&#x0364;rden und gut bezahlen<lb/>
mu&#x0364;ßten. Das alles erfolgte, in kurzer Zeit zog<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;es</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0195] ſtaͤnden rechnen, als ob er nichts mehr haͤtte, denn das verſchuldete Gut mußte erſt verkauft werden, ehe er die 4000 Thaler in die Haͤnde bekam. Da dies nicht ſogleich geſchehen konnte, ſo hatte er Schnitzers Nachſicht noͤthig, wozu ihm Suschen noch als Ausgeberinn zu verhelfen wußte, alſo fand bereits zwiſchen dieſem vereinigten Paar gegenſeitige Verbindlichkeit ſtatt. Die 4000 Thaler liefen in der Zeit ein, da Johann Jacob zum zweitenmal heirathete, und weil Baron Treff ſein Capital nicht ruͤhmlicher anzuwenden wußte, als wenn er ſelbſt eine Bank errichtete, ſo machte er ſich von der bisherigen Geſellſchaft los und warb ſich ſeine eigenen Spieler an. Dieſes loͤbliche und honette Geſchaͤft begann alſo in des Barons Zimmer und die Soupés ſpirituels trugen nicht wenig bei, Spieler in Menge hinzuziehn, und anzuwerben. Suschen durfte, weil Baron Treff ſchon lange da logierte, ihm das Zimmer, wo geſpielt ward, nicht anrech- nen, aber ſie machte wegen der Gefahr, der ſie ſich doch ausſetzte, von jedem Tag einen Theil des Gewinns fuͤr ſich aus, und machte es ferner zur Bedingung, daß alle fremde Herren zu dem Sou- pé ſpirituel engagirt wuͤrden und gut bezahlen muͤßten. Das alles erfolgte, in kurzer Zeit zog dieſes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/195
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/195>, abgerufen am 09.11.2024.