Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
dieses geistige Soupe jeden liebenswürdigen Fremdling, der Verstand genug besaß, seinen Geist da aufklären zu wollen, nach Schnitzers Gasthof: Viele die vorhin ihr Geld anderswo verspielt hat- ten, fanden sich auch da ein und eben so vermehr- te sich die Anzahl der Grazien, denn gewisse Her- ren brachten ihre schon habenden Bekanntschaften hin und einige davon waren sogar mit beim Spiel engagirt. Täglich war demnach Gesellschaft bei Schni- tzers, täglich ward gespielt, auch die beiden Soupee- Tage, wo man aber nur zwei Stunden spielte und punkt sieben Uhr zu den Freuden der Conversation schritt, die denn mit der Zeit des Abendessens bis ein Uhr, zuweilen auch länger dauerten. Bei die- sen Anstalten konnte es nicht fehlen, daß Madam Schnitzer nicht nur viel gewann, denn sie ließ sich gut bezahlen, und die Herren, welche da zusammen kamen, gehörten nicht zu den bedächtigen Leuten, welche es für Weisheit halten, zu rechnen, wie weit es reichen kann, wenn man hoch, und wie weit hingegen, wenn man wirthschaftiich lebt. Nebst dieser guten Aufnahme ihrer Finanzen, wel- che sie in Stand setzten, den größten Luxus in Kleidern und Putz zu zeigen, gewann sie auch täg- lich an Artigkeit, und war in kurzem so weit, daß sie
dieſes geiſtige Soupé jeden liebenswuͤrdigen Fremdling, der Verſtand genug beſaß, ſeinen Geiſt da aufklaͤren zu wollen, nach Schnitzers Gaſthof: Viele die vorhin ihr Geld anderswo verſpielt hat- ten, fanden ſich auch da ein und eben ſo vermehr- te ſich die Anzahl der Grazien, denn gewiſſe Her- ren brachten ihre ſchon habenden Bekanntſchaften hin und einige davon waren ſogar mit beim Spiel engagirt. Taͤglich war demnach Geſellſchaft bei Schni- tzers, taͤglich ward geſpielt, auch die beiden Soupee- Tage, wo man aber nur zwei Stunden ſpielte und punkt ſieben Uhr zu den Freuden der Converſation ſchritt, die denn mit der Zeit des Abendeſſens bis ein Uhr, zuweilen auch laͤnger dauerten. Bei die- ſen Anſtalten konnte es nicht fehlen, daß Madam Schnitzer nicht nur viel gewann, denn ſie ließ ſich gut bezahlen, und die Herren, welche da zuſammen kamen, gehoͤrten nicht zu den bedaͤchtigen Leuten, welche es fuͤr Weisheit halten, zu rechnen, wie weit es reichen kann, wenn man hoch, und wie weit hingegen, wenn man wirthſchaftiich lebt. Nebſt dieſer guten Aufnahme ihrer Finanzen, wel- che ſie in Stand ſetzten, den groͤßten Luxus in Kleidern und Putz zu zeigen, gewann ſie auch taͤg- lich an Artigkeit, und war in kurzem ſo weit, daß ſie
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dieſes geiſtige Soupé jeden liebenswuͤrdigen
Fremdling, der Verſtand genug beſaß, ſeinen Geiſt
da aufklaͤren zu wollen, nach Schnitzers Gaſthof:
Viele die vorhin ihr Geld anderswo verſpielt hat-
ten, fanden ſich auch da ein und eben ſo vermehr-
te ſich die Anzahl der Grazien, denn gewiſſe Her-
ren brachten ihre ſchon habenden Bekanntſchaften
hin und einige davon waren ſogar mit beim Spiel
engagirt.
Taͤglich war demnach Geſellſchaft bei Schni-
tzers, taͤglich ward geſpielt, auch die beiden Soupee-
Tage, wo man aber nur zwei Stunden ſpielte und
punkt ſieben Uhr zu den Freuden der Converſation
ſchritt, die denn mit der Zeit des Abendeſſens bis
ein Uhr, zuweilen auch laͤnger dauerten. Bei die-
ſen Anſtalten konnte es nicht fehlen, daß Madam
Schnitzer nicht nur viel gewann, denn ſie ließ ſich
gut bezahlen, und die Herren, welche da zuſammen
kamen, gehoͤrten nicht zu den bedaͤchtigen Leuten,
welche es fuͤr Weisheit halten, zu rechnen, wie
weit es reichen kann, wenn man hoch, und wie
weit hingegen, wenn man wirthſchaftiich lebt.
Nebſt dieſer guten Aufnahme ihrer Finanzen, wel-
che ſie in Stand ſetzten, den groͤßten Luxus in
Kleidern und Putz zu zeigen, gewann ſie auch taͤg-
lich an Artigkeit, und war in kurzem ſo weit, daß
ſie
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