Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.Seit dem starken Auftritt mit Suschen wa- ren vier volle Monate verflossen, in denen er nichts hatte von sich hören lassen, weil es ihm wohl gieng. Wie in der Welt doch immer noch jedermann et- was Liebes findet, so hatte auch der Magister end- lich eine noch nicht ganz alte Wittwe auf der Vor- stadt kennen lernen, die ihn leidlich fand. Sie hat- te einen Kramladen, war nach ihrer Art wohlhabend und sehr munter. Es dünkte ihr, da Confuselius bei näherer Be- kanntschaft seine Wünsche nach ihrem Besitze äußer- te, nicht uneben Frau Magistern zu werden. Aber sie war erst einige Monate Wittwe, da sie seine Be- kanntschaft machte und er ihr kurz darauf den An- trag that, also wollte ihre Erbarkeit, daß sie es ihm nicht anders als unter drr Bedingung, es noch lange geheim zu halten, zusagte. Gegen dies Ver- sprechen beredete er sie, ihn jetzt gleich, da sie doch wüßten, wie sie zusammenstünden, ins Haus und in Kost zu nehmen. Dies ward ihm gewährt und nun war unser Mann geborgen, er speiste, trank, schlief, pflegte sich und nahm sich keines Dinges mehr an, ja er war so über alle Eitelkeit hinweg, daß er fast den ganzen Rest seiner Schauspiele der Geliebten zum Brautgeschenk gab, welche nun für lange
Seit dem ſtarken Auftritt mit Suschen wa- ren vier volle Monate verfloſſen, in denen er nichts hatte von ſich hoͤren laſſen, weil es ihm wohl gieng. Wie in der Welt doch immer noch jedermann et- was Liebes findet, ſo hatte auch der Magiſter end- lich eine noch nicht ganz alte Wittwe auf der Vor- ſtadt kennen lernen, die ihn leidlich fand. Sie hat- te einen Kramladen, war nach ihrer Art wohlhabend und ſehr munter. Es duͤnkte ihr, da Confuſelius bei naͤherer Be- kanntſchaft ſeine Wuͤnſche nach ihrem Beſitze aͤußer- te, nicht uneben Frau Magiſtern zu werden. Aber ſie war erſt einige Monate Wittwe, da ſie ſeine Be- kanntſchaft machte und er ihr kurz darauf den An- trag that, alſo wollte ihre Erbarkeit, daß ſie es ihm nicht anders als unter drr Bedingung, es noch lange geheim zu halten, zuſagte. Gegen dies Ver- ſprechen beredete er ſie, ihn jetzt gleich, da ſie doch wuͤßten, wie ſie zuſammenſtuͤnden, ins Haus und in Koſt zu nehmen. Dies ward ihm gewaͤhrt und nun war unſer Mann geborgen, er ſpeiſte, trank, ſchlief, pflegte ſich und nahm ſich keines Dinges mehr an, ja er war ſo uͤber alle Eitelkeit hinweg, daß er faſt den ganzen Reſt ſeiner Schauſpiele der Geliebten zum Brautgeſchenk gab, welche nun fuͤr lange
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Seit dem ſtarken Auftritt mit Suschen wa-
ren vier volle Monate verfloſſen, in denen er nichts
hatte von ſich hoͤren laſſen, weil es ihm wohl gieng.
Wie in der Welt doch immer noch jedermann et-
was Liebes findet, ſo hatte auch der Magiſter end-
lich eine noch nicht ganz alte Wittwe auf der Vor-
ſtadt kennen lernen, die ihn leidlich fand. Sie hat-
te einen Kramladen, war nach ihrer Art wohlhabend
und ſehr munter.
Es duͤnkte ihr, da Confuſelius bei naͤherer Be-
kanntſchaft ſeine Wuͤnſche nach ihrem Beſitze aͤußer-
te, nicht uneben Frau Magiſtern zu werden. Aber
ſie war erſt einige Monate Wittwe, da ſie ſeine Be-
kanntſchaft machte und er ihr kurz darauf den An-
trag that, alſo wollte ihre Erbarkeit, daß ſie es
ihm nicht anders als unter drr Bedingung, es noch
lange geheim zu halten, zuſagte. Gegen dies Ver-
ſprechen beredete er ſie, ihn jetzt gleich, da ſie doch
wuͤßten, wie ſie zuſammenſtuͤnden, ins Haus und
in Koſt zu nehmen. Dies ward ihm gewaͤhrt und
nun war unſer Mann geborgen, er ſpeiſte, trank,
ſchlief, pflegte ſich und nahm ſich keines Dinges
mehr an, ja er war ſo uͤber alle Eitelkeit hinweg,
daß er faſt den ganzen Reſt ſeiner Schauſpiele der
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Zitationshilfe: | Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/198>, abgerufen am 16.02.2025. |