Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
daß er den Mann, den er suchte, finden würde, kündigte seine Absicht mit einem Schimpfnamen an, und rannte mit aufgehobenem Stock auf ihn los, aber der kleine Magister hatte gleichfalls ei- nen Stock in der Nähe stehn, den er geschwind genug zur Hand nahm. Eben so schnell sprang seine Braut, welche das Geschrei draußen hörte, mit der Ofengabel herein. Der eben auch nicht riesenhafte Freiherr sah sich also zwischen zwei Feu- ern, und hielt es hier für das sicherste sein spani- sches Rohr zu senken. Was wollen Sie von mir? -- was wollen Sie von dem Magister? sagte das Liebespaar zu gleicher Zeit. Der Baron antwortete, indem er den anonymischen Brief herauszog: Haben Sie nicht dieses Pasquil geschrieben? Confuselius verneinte es und blieb standhaft dabei. Jndem er so seine Unschuld bezeugte, welche seine Braut bestätigte, fanden sich einige Bekannte ein und etliche Käu- fer kamen in den daranstoßenden Laden, die gleich- falls Bekannte und gute Freunde der Krämerinn wa- ren. Durch so viel Beistand dreust gemacht, hob der Magister seinen Spruch folgendermaßen an: Wie konnten Sie sich unterstehn, mich gleich bei Jhrem Eintrit zu schimpfen? wer hat Jhnen das Recht dazu gegeben? Denken Sie, daß Sie bes- ser N 3
daß er den Mann, den er ſuchte, finden wuͤrde, kuͤndigte ſeine Abſicht mit einem Schimpfnamen an, und rannte mit aufgehobenem Stock auf ihn los, aber der kleine Magiſter hatte gleichfalls ei- nen Stock in der Naͤhe ſtehn, den er geſchwind genug zur Hand nahm. Eben ſo ſchnell ſprang ſeine Braut, welche das Geſchrei draußen hoͤrte, mit der Ofengabel herein. Der eben auch nicht rieſenhafte Freiherr ſah ſich alſo zwiſchen zwei Feu- ern, und hielt es hier fuͤr das ſicherſte ſein ſpani- ſches Rohr zu ſenken. Was wollen Sie von mir? — was wollen Sie von dem Magiſter? ſagte das Liebespaar zu gleicher Zeit. Der Baron antwortete, indem er den anonymiſchen Brief herauszog: Haben Sie nicht dieſes Paſquil geſchrieben? Confuſelius verneinte es und blieb ſtandhaft dabei. Jndem er ſo ſeine Unſchuld bezeugte, welche ſeine Braut beſtaͤtigte, fanden ſich einige Bekannte ein und etliche Kaͤu- fer kamen in den daranſtoßenden Laden, die gleich- falls Bekannte und gute Freunde der Kraͤmerinn wa- ren. Durch ſo viel Beiſtand dreuſt gemacht, hob der Magiſter ſeinen Spruch folgendermaßen an: Wie konnten Sie ſich unterſtehn, mich gleich bei Jhrem Eintrit zu ſchimpfen? wer hat Jhnen das Recht dazu gegeben? Denken Sie, daß Sie beſ- ſer N 3
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an, und rannte mit aufgehobenem Stock auf ihn
los, aber der kleine Magiſter hatte gleichfalls ei-
nen Stock in der Naͤhe ſtehn, den er geſchwind
genug zur Hand nahm. Eben ſo ſchnell ſprang
ſeine Braut, welche das Geſchrei draußen hoͤrte,
mit der Ofengabel herein. Der eben auch nicht
rieſenhafte Freiherr ſah ſich alſo zwiſchen zwei Feu-
ern, und hielt es hier fuͤr das ſicherſte ſein ſpani-
ſches Rohr zu ſenken.
Was wollen Sie von mir? — was wollen
Sie von dem Magiſter? ſagte das Liebespaar zu
gleicher Zeit. Der Baron antwortete, indem er
den anonymiſchen Brief herauszog: Haben Sie nicht
dieſes Paſquil geſchrieben? Confuſelius verneinte
es und blieb ſtandhaft dabei. Jndem er ſo ſeine
Unſchuld bezeugte, welche ſeine Braut beſtaͤtigte,
fanden ſich einige Bekannte ein und etliche Kaͤu-
fer kamen in den daranſtoßenden Laden, die gleich-
falls Bekannte und gute Freunde der Kraͤmerinn wa-
ren. Durch ſo viel Beiſtand dreuſt gemacht, hob
der Magiſter ſeinen Spruch folgendermaßen an:
Wie konnten Sie ſich unterſtehn, mich gleich bei
Jhrem Eintrit zu ſchimpfen? wer hat Jhnen das
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