Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
wollen, dich mit ber Wirthschaft abzugeben; ma foi, mon pauvre Nigaud, das wär die ver- kehrte Welt! Johann Jacob wußte nicht recht, war dies Stichelei oder Wohlmeinung, die erste mußte er doch einstecken, damit es wenigstens hierbei bleiben möchte; die letzte legte ihm Erkenntlichkeit gegen eine hübsche artige, witzige und zugleich wirthliche Frau auf, die, wenn ers recht überlegte, an ihrem Mann, der ein gutes Theil geringer als sie wäre, keine sonderliche Partie gethan hätte. Diese Meinung entstand damahls in ihm, als Suschen ihn bere- dete, daß ihr Vater Lieutenant gewesen wäre; er ließ sie auch nicht mehr fahren, weßhalb er sich auch nicht verwunderte, daß sie zu mehr Staat als seine verstorbene Frau inelinirte und überhaupt was vornehmes an sich hätte. Jndem er auf diese Art durch vielerlei Umstän- de zur Achtung für sein Suschen bewogen ward, und sich völlig verhielt, als wäre sie die Besitze- rinn des Vermögens und hätte ihn glücklich gemacht, kam es ihm auch nicht schicklich vor, ihr, die doch wissen würde, was sich gehörte, weiter in was zu reden, oder ihr viel in den Weg zu kom- men. Das letzte unterließ er immer mehr, je öf- ter sie ihn, wenn er unnöthiger Weise zum Vor- schein
wollen, dich mit ber Wirthſchaft abzugeben; ma foi, mon pauvre Nigaud, das waͤr die ver- kehrte Welt! Johann Jacob wußte nicht recht, war dies Stichelei oder Wohlmeinung, die erſte mußte er doch einſtecken, damit es wenigſtens hierbei bleiben moͤchte; die letzte legte ihm Erkenntlichkeit gegen eine huͤbſche artige, witzige und zugleich wirthliche Frau auf, die, wenn ers recht uͤberlegte, an ihrem Mann, der ein gutes Theil geringer als ſie waͤre, keine ſonderliche Partie gethan haͤtte. Dieſe Meinung entſtand damahls in ihm, als Suschen ihn bere- dete, daß ihr Vater Lieutenant geweſen waͤre; er ließ ſie auch nicht mehr fahren, weßhalb er ſich auch nicht verwunderte, daß ſie zu mehr Staat als ſeine verſtorbene Frau inelinirte und uͤberhaupt was vornehmes an ſich haͤtte. Jndem er auf dieſe Art durch vielerlei Umſtaͤn- de zur Achtung fuͤr ſein Suschen bewogen ward, und ſich voͤllig verhielt, als waͤre ſie die Beſitze- rinn des Vermoͤgens und haͤtte ihn gluͤcklich gemacht, kam es ihm auch nicht ſchicklich vor, ihr, die doch wiſſen wuͤrde, was ſich gehoͤrte, weiter in was zu reden, oder ihr viel in den Weg zu kom- men. Das letzte unterließ er immer mehr, je oͤf- ter ſie ihn, wenn er unnoͤthiger Weiſe zum Vor- ſchein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#SCHNITZ"> <p><pb facs="#f0211" n="205"/> wollen, dich mit ber Wirthſchaft abzugeben; <hi rendition="#aq">ma<lb/> foi, mon pauvre Nigaud,</hi> das waͤr die ver-<lb/> kehrte Welt!</p><lb/> <p>Johann Jacob wußte nicht recht, war dies<lb/> Stichelei oder Wohlmeinung, die erſte mußte er<lb/> doch einſtecken, damit es wenigſtens hierbei bleiben<lb/> moͤchte; die letzte legte ihm Erkenntlichkeit gegen<lb/> eine huͤbſche artige, witzige und zugleich wirthliche<lb/> Frau auf, die, wenn ers recht uͤberlegte, an ihrem<lb/> Mann, der ein gutes Theil geringer als ſie waͤre, keine<lb/> ſonderliche Partie gethan haͤtte. Dieſe Meinung<lb/> entſtand damahls in ihm, als Suschen ihn bere-<lb/> dete, daß ihr Vater Lieutenant geweſen waͤre; er<lb/> ließ ſie auch nicht mehr fahren, weßhalb er ſich<lb/> auch nicht verwunderte, daß ſie zu mehr Staat<lb/> als ſeine verſtorbene Frau inelinirte und uͤberhaupt<lb/> was vornehmes an ſich haͤtte.</p><lb/> <p>Jndem er auf dieſe Art durch vielerlei Umſtaͤn-<lb/> de zur Achtung fuͤr ſein Suschen bewogen ward,<lb/> und ſich voͤllig verhielt, als waͤre ſie die Beſitze-<lb/> rinn des Vermoͤgens und haͤtte ihn gluͤcklich gemacht,<lb/> kam es ihm auch nicht ſchicklich vor, ihr, die<lb/> doch wiſſen wuͤrde, was ſich gehoͤrte, weiter in<lb/> was zu reden, oder ihr viel in den Weg zu kom-<lb/> men. Das letzte unterließ er immer mehr, je oͤf-<lb/> ter ſie ihn, wenn er unnoͤthiger Weiſe zum Vor-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſchein</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [205/0211]
wollen, dich mit ber Wirthſchaft abzugeben; ma
foi, mon pauvre Nigaud, das waͤr die ver-
kehrte Welt!
Johann Jacob wußte nicht recht, war dies
Stichelei oder Wohlmeinung, die erſte mußte er
doch einſtecken, damit es wenigſtens hierbei bleiben
moͤchte; die letzte legte ihm Erkenntlichkeit gegen
eine huͤbſche artige, witzige und zugleich wirthliche
Frau auf, die, wenn ers recht uͤberlegte, an ihrem
Mann, der ein gutes Theil geringer als ſie waͤre, keine
ſonderliche Partie gethan haͤtte. Dieſe Meinung
entſtand damahls in ihm, als Suschen ihn bere-
dete, daß ihr Vater Lieutenant geweſen waͤre; er
ließ ſie auch nicht mehr fahren, weßhalb er ſich
auch nicht verwunderte, daß ſie zu mehr Staat
als ſeine verſtorbene Frau inelinirte und uͤberhaupt
was vornehmes an ſich haͤtte.
Jndem er auf dieſe Art durch vielerlei Umſtaͤn-
de zur Achtung fuͤr ſein Suschen bewogen ward,
und ſich voͤllig verhielt, als waͤre ſie die Beſitze-
rinn des Vermoͤgens und haͤtte ihn gluͤcklich gemacht,
kam es ihm auch nicht ſchicklich vor, ihr, die
doch wiſſen wuͤrde, was ſich gehoͤrte, weiter in
was zu reden, oder ihr viel in den Weg zu kom-
men. Das letzte unterließ er immer mehr, je oͤf-
ter ſie ihn, wenn er unnoͤthiger Weiſe zum Vor-
ſchein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |