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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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rinn Delikatesse weidlich aus, und gieng meinen
derben Schritt fort durch die Welt.

Schnitzer fühlte, daß er hier nicht nöthigen
könnte, er versprach und nahm sich vor, Herrn
Felß wenigstens um den andern Tag zu besuchen.
Es wurmte ihn indessen, da die Veränderung ge-
schehn war, nicht wenig, daß nun der letzte und noch
dazu ein so auserwählter Ehrenmann aus seinem
Hause gewichen war, er sagte seiner Frau nichts
darüber, aber er konnte sich nicht überwinden, ihr wie
sonst freundlich zuzusprechen; um ihr nicht Bitterkei-
ten zu sagen, schwieg er ganz still und vermied sie.

Eine ganze Woche, nachdem Felß ausgezogen
war, ließ Madam Schnitzer hingehn, ohne daß
sie ihres Mannes verändertes Betragen zu bemer-
ken schien, sie freute sich vielmehr über die Gewalt,
die sie über ihn erhalten hatte, da er doch auch
hier sogleich gehorcht und Felßen weggeschafft hät-
te. Dagegen nun war sie so gnädig, ihm einige
Trauertage um seinen Freund zu übersehn. Sogar
hielt sie den neuen auf Felßen gefaßten Groll zurück,
obwohl sie wirklich Ursache gehabt hätte, tüchtig
auf ihn zu schimpfen, da er so unartig ge-
wesen war, indem er fortgieng, nur im Vor-
beigehn zu ihr zu sagen: "Wünsche wohl zu leben,
Frau Wirthinn!" Da fand sie nun, daß der Mann
so
rinn Delikateſſe weidlich aus, und gieng meinen
derben Schritt fort durch die Welt.

Schnitzer fuͤhlte, daß er hier nicht noͤthigen
koͤnnte, er verſprach und nahm ſich vor, Herrn
Felß wenigſtens um den andern Tag zu beſuchen.
Es wurmte ihn indeſſen, da die Veraͤnderung ge-
ſchehn war, nicht wenig, daß nun der letzte und noch
dazu ein ſo auserwaͤhlter Ehrenmann aus ſeinem
Hauſe gewichen war, er ſagte ſeiner Frau nichts
daruͤber, aber er konnte ſich nicht uͤberwinden, ihr wie
ſonſt freundlich zuzuſprechen; um ihr nicht Bitterkei-
ten zu ſagen, ſchwieg er ganz ſtill und vermied ſie.

Eine ganze Woche, nachdem Felß ausgezogen
war, ließ Madam Schnitzer hingehn, ohne daß
ſie ihres Mannes veraͤndertes Betragen zu bemer-
ken ſchien, ſie freute ſich vielmehr uͤber die Gewalt,
die ſie uͤber ihn erhalten hatte, da er doch auch
hier ſogleich gehorcht und Felßen weggeſchafft haͤt-
te. Dagegen nun war ſie ſo gnaͤdig, ihm einige
Trauertage um ſeinen Freund zu uͤberſehn. Sogar
hielt ſie den neuen auf Felßen gefaßten Groll zuruͤck,
obwohl ſie wirklich Urſache gehabt haͤtte, tuͤchtig
auf ihn zu ſchimpfen, da er ſo unartig ge-
weſen war, indem er fortgieng, nur im Vor-
beigehn zu ihr zu ſagen: „Wuͤnſche wohl zu leben,
Frau Wirthinn!“ Da fand ſie nun, daß der Mann
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[240/0246] rinn Delikateſſe weidlich aus, und gieng meinen derben Schritt fort durch die Welt. Schnitzer fuͤhlte, daß er hier nicht noͤthigen koͤnnte, er verſprach und nahm ſich vor, Herrn Felß wenigſtens um den andern Tag zu beſuchen. Es wurmte ihn indeſſen, da die Veraͤnderung ge- ſchehn war, nicht wenig, daß nun der letzte und noch dazu ein ſo auserwaͤhlter Ehrenmann aus ſeinem Hauſe gewichen war, er ſagte ſeiner Frau nichts daruͤber, aber er konnte ſich nicht uͤberwinden, ihr wie ſonſt freundlich zuzuſprechen; um ihr nicht Bitterkei- ten zu ſagen, ſchwieg er ganz ſtill und vermied ſie. Eine ganze Woche, nachdem Felß ausgezogen war, ließ Madam Schnitzer hingehn, ohne daß ſie ihres Mannes veraͤndertes Betragen zu bemer- ken ſchien, ſie freute ſich vielmehr uͤber die Gewalt, die ſie uͤber ihn erhalten hatte, da er doch auch hier ſogleich gehorcht und Felßen weggeſchafft haͤt- te. Dagegen nun war ſie ſo gnaͤdig, ihm einige Trauertage um ſeinen Freund zu uͤberſehn. Sogar hielt ſie den neuen auf Felßen gefaßten Groll zuruͤck, obwohl ſie wirklich Urſache gehabt haͤtte, tuͤchtig auf ihn zu ſchimpfen, da er ſo unartig ge- weſen war, indem er fortgieng, nur im Vor- beigehn zu ihr zu ſagen: „Wuͤnſche wohl zu leben, Frau Wirthinn!“ Da fand ſie nun, daß der Mann ſo

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/246>, abgerufen am 24.11.2024.