Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.Mit diesen Worten lief sie selbst fort und Schnitzer überlegte, ob er zu Felßen gehn, oder abwarten sollte, bis Treff wieder zu Hause wär, und erführe, wie es abgelaufen. Sein endlicher Entschluß stimmte auf das letzte, aber alle seine Freude war nun wieder dahin. Wär's wirklich wahr, dachte er, daß Felß den Baron so blamirt hätte, so könnt ichs nicht fein nennen, da er ihm doch nie zugesehn und ihn auch kein Mensch zur Aussage der Sache aufgefodert hat. Aber ich kann es nicht glauben, es sieht dem in sich ge- kehrten Mann, der mit so was seine Gedanken nicht einmal gern beschäftigt, nicht ähnlich. Auch hätt' er mir gewiß zuerst was gesagt, da er doch ziemlich offenherzig mit mir spricht, und ich ihm oft meinen Verdruß geäußert habe, daß in mei- nem Hause gespielt wird, ihm auch sehn ließ, daß ich nicht des Barons Freund bin. Oder es müßte sein, daß er mich hätte schonen wollen, weil er weiß, daß michs doch nur geschmerzt hätte, wenn ich erführe, daß sogar ein falscher Spieler Herberge bei mir genommen hat -- hm! das mag wohl sein, und wenns Felß gesagt hat, so ists auch wahr. Ja was ich alles erleben muß, ich armer Mann! -- Und wenn sie sich nun geprügelt haben, was wirds da für einen Lärm geben, denn Felß wehrt R 3
Mit dieſen Worten lief ſie ſelbſt fort und Schnitzer uͤberlegte, ob er zu Felßen gehn, oder abwarten ſollte, bis Treff wieder zu Hauſe waͤr, und erfuͤhre, wie es abgelaufen. Sein endlicher Entſchluß ſtimmte auf das letzte, aber alle ſeine Freude war nun wieder dahin. Waͤr’s wirklich wahr, dachte er, daß Felß den Baron ſo blamirt haͤtte, ſo koͤnnt ichs nicht fein nennen, da er ihm doch nie zugeſehn und ihn auch kein Menſch zur Ausſage der Sache aufgefodert hat. Aber ich kann es nicht glauben, es ſieht dem in ſich ge- kehrten Mann, der mit ſo was ſeine Gedanken nicht einmal gern beſchaͤftigt, nicht aͤhnlich. Auch haͤtt’ er mir gewiß zuerſt was geſagt, da er doch ziemlich offenherzig mit mir ſpricht, und ich ihm oft meinen Verdruß geaͤußert habe, daß in mei- nem Hauſe geſpielt wird, ihm auch ſehn ließ, daß ich nicht des Barons Freund bin. Oder es muͤßte ſein, daß er mich haͤtte ſchonen wollen, weil er weiß, daß michs doch nur geſchmerzt haͤtte, wenn ich erfuͤhre, daß ſogar ein falſcher Spieler Herberge bei mir genommen hat — hm! das mag wohl ſein, und wenns Felß geſagt hat, ſo iſts auch wahr. Ja was ich alles erleben muß, ich armer Mann! — Und wenn ſie ſich nun gepruͤgelt haben, was wirds da fuͤr einen Laͤrm geben, denn Felß wehrt R 3
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Mit dieſen Worten lief ſie ſelbſt fort und
Schnitzer uͤberlegte, ob er zu Felßen gehn, oder
abwarten ſollte, bis Treff wieder zu Hauſe waͤr,
und erfuͤhre, wie es abgelaufen. Sein endlicher
Entſchluß ſtimmte auf das letzte, aber alle ſeine
Freude war nun wieder dahin. Waͤr’s wirklich
wahr, dachte er, daß Felß den Baron ſo blamirt
haͤtte, ſo koͤnnt ichs nicht fein nennen, da er
ihm doch nie zugeſehn und ihn auch kein Menſch
zur Ausſage der Sache aufgefodert hat. Aber ich
kann es nicht glauben, es ſieht dem in ſich ge-
kehrten Mann, der mit ſo was ſeine Gedanken
nicht einmal gern beſchaͤftigt, nicht aͤhnlich. Auch
haͤtt’ er mir gewiß zuerſt was geſagt, da er doch
ziemlich offenherzig mit mir ſpricht, und ich ihm
oft meinen Verdruß geaͤußert habe, daß in mei-
nem Hauſe geſpielt wird, ihm auch ſehn ließ, daß
ich nicht des Barons Freund bin. Oder es muͤßte
ſein, daß er mich haͤtte ſchonen wollen, weil er
weiß, daß michs doch nur geſchmerzt haͤtte, wenn
ich erfuͤhre, daß ſogar ein falſcher Spieler Herberge
bei mir genommen hat — hm! das mag wohl
ſein, und wenns Felß geſagt hat, ſo iſts auch
wahr. Ja was ich alles erleben muß, ich armer
Mann! — Und wenn ſie ſich nun gepruͤgelt haben,
was wirds da fuͤr einen Laͤrm geben, denn Felß
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