Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Vorsatz, sich in seinem Hause bekannt zu machen,
um dem Manne Dienste zu leisten, die Frau hin-
gegen ein wenig zum Besten zu haben, warb fest
bei ihm; er meldete Schnitzern sogleich, daß er
zu ihm kommen und künftig recht oft bei ihm ein-
sprechen wollte.

Schon des folgenden Tages hatte Johann Ja-
cob das Vergnügen, Felßen in Buschens Buchla-
den zu sprechen, und ihm alles, was er auf dem
Herzen hatte, zu sagen: "Jch würde, erwiederte
dieser, auf den Punkt der Erziehung eines kleinen
Schnitzers, wie es auch kommen und in welcher
Lage ich sein möchte, wieferne Sie dieses Zutraun
beibehielten, ihr Verlangen, nach Maßgabe der
Umstände, erfüllen, denn das Geschäfft, ein
menschliches Geschöpf zur Tugend zu bilden, (wenn
es auch nur durch die Veranstaltung, dazu geschehen
kann) ehrt und belohnt den, der es übernimmt in
jedem Rang. Aber daß Jhr Sohn bei meinen
Grundsätzen glücklich werden würde, wie man ge-
meiniglich die Bedeutung des Worts nimmt,
könnte ich ihm und Jhnen nicht gewiß versprechen.
Wenn ich nach eigner Erfahrung schließen wollte,
müßte ich vielmehr daran zweifeln; doch wenn er
denken lernte, wie ich eigensinniger Mensch, wür-
de er wenigstens in jedem Fall mit sich selbst zufrie-

den
S 4

Vorſatz, ſich in ſeinem Hauſe bekannt zu machen,
um dem Manne Dienſte zu leiſten, die Frau hin-
gegen ein wenig zum Beſten zu haben, warb feſt
bei ihm; er meldete Schnitzern ſogleich, daß er
zu ihm kommen und kuͤnftig recht oft bei ihm ein-
ſprechen wollte.

Schon des folgenden Tages hatte Johann Ja-
cob das Vergnuͤgen, Felßen in Buſchens Buchla-
den zu ſprechen, und ihm alles, was er auf dem
Herzen hatte, zu ſagen: „Jch wuͤrde, erwiederte
dieſer, auf den Punkt der Erziehung eines kleinen
Schnitzers, wie es auch kommen und in welcher
Lage ich ſein moͤchte, wieferne Sie dieſes Zutraun
beibehielten, ihr Verlangen, nach Maßgabe der
Umſtaͤnde, erfuͤllen, denn das Geſchaͤfft, ein
menſchliches Geſchoͤpf zur Tugend zu bilden, (wenn
es auch nur durch die Veranſtaltung, dazu geſchehen
kann) ehrt und belohnt den, der es uͤbernimmt in
jedem Rang. Aber daß Jhr Sohn bei meinen
Grundſaͤtzen gluͤcklich werden wuͤrde, wie man ge-
meiniglich die Bedeutung des Worts nimmt,
koͤnnte ich ihm und Jhnen nicht gewiß verſprechen.
Wenn ich nach eigner Erfahrung ſchließen wollte,
muͤßte ich vielmehr daran zweifeln; doch wenn er
denken lernte, wie ich eigenſinniger Menſch, wuͤr-
de er wenigſtens in jedem Fall mit ſich ſelbſt zufrie-

den
S 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0285" n="279"/>
Vor&#x017F;atz, &#x017F;ich in &#x017F;einem Hau&#x017F;e bekannt zu machen,<lb/>
um dem Manne Dien&#x017F;te zu lei&#x017F;ten, die Frau hin-<lb/>
gegen ein wenig zum Be&#x017F;ten zu haben, warb fe&#x017F;t<lb/>
bei ihm; er meldete Schnitzern &#x017F;ogleich, daß er<lb/>
zu ihm kommen und ku&#x0364;nftig recht oft bei ihm ein-<lb/>
&#x017F;prechen wollte.</p><lb/>
        <p>Schon des folgenden Tages hatte Johann Ja-<lb/>
cob das Vergnu&#x0364;gen, Felßen in Bu&#x017F;chens Buchla-<lb/>
den zu &#x017F;prechen, und ihm alles, was er auf dem<lb/>
Herzen hatte, zu &#x017F;agen: &#x201E;Jch wu&#x0364;rde, erwiederte<lb/>
die&#x017F;er, auf den Punkt der Erziehung eines kleinen<lb/>
Schnitzers, wie es auch kommen und in welcher<lb/>
Lage ich &#x017F;ein mo&#x0364;chte, wieferne Sie die&#x017F;es Zutraun<lb/>
beibehielten, ihr Verlangen, nach Maßgabe der<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nde, erfu&#x0364;llen, denn das Ge&#x017F;cha&#x0364;fft, ein<lb/>
men&#x017F;chliches Ge&#x017F;cho&#x0364;pf zur Tugend zu bilden, (wenn<lb/>
es auch nur durch die Veran&#x017F;taltung, dazu ge&#x017F;chehen<lb/>
kann) ehrt und belohnt den, der es u&#x0364;bernimmt in<lb/>
jedem Rang. Aber daß Jhr Sohn bei meinen<lb/>
Grund&#x017F;a&#x0364;tzen glu&#x0364;cklich werden wu&#x0364;rde, wie man ge-<lb/>
meiniglich die Bedeutung des Worts nimmt,<lb/>
ko&#x0364;nnte ich ihm und Jhnen nicht gewiß ver&#x017F;prechen.<lb/>
Wenn ich nach eigner Erfahrung &#x017F;chließen wollte,<lb/>
mu&#x0364;ßte ich vielmehr daran zweifeln; doch wenn er<lb/>
denken lernte, wie ich eigen&#x017F;inniger Men&#x017F;ch, wu&#x0364;r-<lb/>
de er wenig&#x017F;tens in jedem Fall mit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zufrie-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 4</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0285] Vorſatz, ſich in ſeinem Hauſe bekannt zu machen, um dem Manne Dienſte zu leiſten, die Frau hin- gegen ein wenig zum Beſten zu haben, warb feſt bei ihm; er meldete Schnitzern ſogleich, daß er zu ihm kommen und kuͤnftig recht oft bei ihm ein- ſprechen wollte. Schon des folgenden Tages hatte Johann Ja- cob das Vergnuͤgen, Felßen in Buſchens Buchla- den zu ſprechen, und ihm alles, was er auf dem Herzen hatte, zu ſagen: „Jch wuͤrde, erwiederte dieſer, auf den Punkt der Erziehung eines kleinen Schnitzers, wie es auch kommen und in welcher Lage ich ſein moͤchte, wieferne Sie dieſes Zutraun beibehielten, ihr Verlangen, nach Maßgabe der Umſtaͤnde, erfuͤllen, denn das Geſchaͤfft, ein menſchliches Geſchoͤpf zur Tugend zu bilden, (wenn es auch nur durch die Veranſtaltung, dazu geſchehen kann) ehrt und belohnt den, der es uͤbernimmt in jedem Rang. Aber daß Jhr Sohn bei meinen Grundſaͤtzen gluͤcklich werden wuͤrde, wie man ge- meiniglich die Bedeutung des Worts nimmt, koͤnnte ich ihm und Jhnen nicht gewiß verſprechen. Wenn ich nach eigner Erfahrung ſchließen wollte, muͤßte ich vielmehr daran zweifeln; doch wenn er denken lernte, wie ich eigenſinniger Menſch, wuͤr- de er wenigſtens in jedem Fall mit ſich ſelbſt zufrie- den S 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/285
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/285>, abgerufen am 22.11.2024.