sich Hoffnung, sie für ihren Mann wenigstens bieg- sam zu machen, wenn man ihrer Thorheit eine Richtung gäbe, bei der sie ein bescheidenes Betra- gen gegen den Ehemann als Vermehrung ihres Werths ansehn lernte.
Auch von Jhrem Busch bekomm' ich immer ei- nen bessern Begriff, je weiter Sie von ihm spre- chen, sagte Celestin. Dieser Zug beweißt, daß er eingesehn hat, es sei Pflicht, ein jedes Mittel, welches zur Beßrung eines Menschen beitragen und etwas Gutes hervorbringen kann, anzuwenden, wenn es auch nicht zu den geraden, sondern zu den Sei- tenmitteln gehört. So ist es z. B. freilich nicht ganz recht, jemanden aus einer Thorheit in die andere zu leiten, in dem Fall aber, wenn eine Person nicht klug zu machen und durch vernünf- tige Vorstellungen zu gewinnen ist, mache man sich immer zu Erlangung eines guten Zwecks ihre Schwachheiten zu Nutze.
Das vornehmste, versetzte ich, von dem was Sie da sagen, Herr Celestin, habe ich immer auch eingesehn, d. h. ich halte viel von Seitenmitteln, denn die geraden, welche ich meines Orts zuweilen anwende, führen mich selten zu meinem Zweck; die Menschen sind gar zu veränderlich, sie kehren
sich
ſich Hoffnung, ſie fuͤr ihren Mann wenigſtens bieg- ſam zu machen, wenn man ihrer Thorheit eine Richtung gaͤbe, bei der ſie ein beſcheidenes Betra- gen gegen den Ehemann als Vermehrung ihres Werths anſehn lernte.
Auch von Jhrem Buſch bekomm’ ich immer ei- nen beſſern Begriff, je weiter Sie von ihm ſpre- chen, ſagte Celeſtin. Dieſer Zug beweißt, daß er eingeſehn hat, es ſei Pflicht, ein jedes Mittel, welches zur Beßrung eines Menſchen beitragen und etwas Gutes hervorbringen kann, anzuwenden, wenn es auch nicht zu den geraden, ſondern zu den Sei- tenmitteln gehoͤrt. So iſt es z. B. freilich nicht ganz recht, jemanden aus einer Thorheit in die andere zu leiten, in dem Fall aber, wenn eine Perſon nicht klug zu machen und durch vernuͤnf- tige Vorſtellungen zu gewinnen iſt, mache man ſich immer zu Erlangung eines guten Zwecks ihre Schwachheiten zu Nutze.
Das vornehmſte, verſetzte ich, von dem was Sie da ſagen, Herr Celeſtin, habe ich immer auch eingeſehn, d. h. ich halte viel von Seitenmitteln, denn die geraden, welche ich meines Orts zuweilen anwende, fuͤhren mich ſelten zu meinem Zweck; die Menſchen ſind gar zu veraͤnderlich, ſie kehren
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ſich Hoffnung, ſie fuͤr ihren Mann wenigſtens bieg-
ſam zu machen, wenn man ihrer Thorheit eine
Richtung gaͤbe, bei der ſie ein beſcheidenes Betra-
gen gegen den Ehemann als Vermehrung ihres
Werths anſehn lernte.
Auch von Jhrem Buſch bekomm’ ich immer ei-
nen beſſern Begriff, je weiter Sie von ihm ſpre-
chen, ſagte Celeſtin. Dieſer Zug beweißt, daß er
eingeſehn hat, es ſei Pflicht, ein jedes Mittel,
welches zur Beßrung eines Menſchen beitragen und
etwas Gutes hervorbringen kann, anzuwenden, wenn
es auch nicht zu den geraden, ſondern zu den Sei-
tenmitteln gehoͤrt. So iſt es z. B. freilich nicht
ganz recht, jemanden aus einer Thorheit in die
andere zu leiten, in dem Fall aber, wenn eine
Perſon nicht klug zu machen und durch vernuͤnf-
tige Vorſtellungen zu gewinnen iſt, mache man ſich
immer zu Erlangung eines guten Zwecks ihre
Schwachheiten zu Nutze.
Das vornehmſte, verſetzte ich, von dem was
Sie da ſagen, Herr Celeſtin, habe ich immer auch
eingeſehn, d. h. ich halte viel von Seitenmitteln,
denn die geraden, welche ich meines Orts zuweilen
anwende, fuͤhren mich ſelten zu meinem Zweck;
die Menſchen ſind gar zu veraͤnderlich, ſie kehren
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/288>, abgerufen am 22.11.2024.
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