der Treulose war ganz undankbar gegen ihre Liebe, er wollte Schnitzern dienen und sie, wie er sich ausdrückte, zahm machen. Jmmer und lange war es ihm nicht möglich, die übernommene Rolle fortzusetzen, aber Suschen hatte recht gerathen, daß sie glaubte, er wolle nur warten, bis sie völlig wieder gesund wäre, ehe er seine Absichten mit ihr ganz zeigte, er wollte sie wirklich in dieser Ver- fassung schonen, dann aber zu allerlei Demüthi- gungen für sie ernstliche Anstalten machen, wozu er schon so manch hübsches Plänchen ausstudiert hatte.
Es trat aber ein Umstand ein, welcher es ihm ohnmöglich machte, noch lange Zeit mit der Frau Gast wirthinn zu verlieren, er überlegte in der Ge- schwindigkeit, daß es ihr oder Schnitzers zukünfti- gen Erben nicht schaden könnte, wenn die Dame hin und wieder ein wenig geschraubt, gedemüthigt und geärgert würde und wollte schon zu Ausführung eines seiner Entwürfe, welcher die Lieutenants Tochter, wie ohne sein Zuthun, als ein gemeines Soldatenmädchen, darstellen sollte, schreiten, als sich ihm etwas nöthigeres anbot. Die Entdeckung von Suschens Herkommen, welche sie zu unter- drücken gewußt hatte, blieb also verschoben, und wird, weil greuliche Ungewitter von einer, und
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der Treuloſe war ganz undankbar gegen ihre Liebe, er wollte Schnitzern dienen und ſie, wie er ſich ausdruͤckte, zahm machen. Jmmer und lange war es ihm nicht moͤglich, die uͤbernommene Rolle fortzuſetzen, aber Suschen hatte recht gerathen, daß ſie glaubte, er wolle nur warten, bis ſie voͤllig wieder geſund waͤre, ehe er ſeine Abſichten mit ihr ganz zeigte, er wollte ſie wirklich in dieſer Ver- faſſung ſchonen, dann aber zu allerlei Demuͤthi- gungen fuͤr ſie ernſtliche Anſtalten machen, wozu er ſchon ſo manch huͤbſches Plaͤnchen ausſtudiert hatte.
Es trat aber ein Umſtand ein, welcher es ihm ohnmoͤglich machte, noch lange Zeit mit der Frau Gaſt wirthinn zu verlieren, er uͤberlegte in der Ge- ſchwindigkeit, daß es ihr oder Schnitzers zukuͤnfti- gen Erben nicht ſchaden koͤnnte, wenn die Dame hin und wieder ein wenig geſchraubt, gedemuͤthigt und geaͤrgert wuͤrde und wollte ſchon zu Ausfuͤhrung eines ſeiner Entwuͤrfe, welcher die Lieutenants Tochter, wie ohne ſein Zuthun, als ein gemeines Soldatenmaͤdchen, darſtellen ſollte, ſchreiten, als ſich ihm etwas noͤthigeres anbot. Die Entdeckung von Suschens Herkommen, welche ſie zu unter- druͤcken gewußt hatte, blieb alſo verſchoben, und wird, weil greuliche Ungewitter von einer, und
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der Treuloſe war ganz undankbar gegen ihre Liebe,
er wollte Schnitzern dienen und ſie, wie er ſich
ausdruͤckte, zahm machen. Jmmer und lange
war es ihm nicht moͤglich, die uͤbernommene Rolle
fortzuſetzen, aber Suschen hatte recht gerathen,
daß ſie glaubte, er wolle nur warten, bis ſie voͤllig
wieder geſund waͤre, ehe er ſeine Abſichten mit
ihr ganz zeigte, er wollte ſie wirklich in dieſer Ver-
faſſung ſchonen, dann aber zu allerlei Demuͤthi-
gungen fuͤr ſie ernſtliche Anſtalten machen, wozu
er ſchon ſo manch huͤbſches Plaͤnchen ausſtudiert
hatte.
Es trat aber ein Umſtand ein, welcher es ihm
ohnmoͤglich machte, noch lange Zeit mit der Frau
Gaſt wirthinn zu verlieren, er uͤberlegte in der Ge-
ſchwindigkeit, daß es ihr oder Schnitzers zukuͤnfti-
gen Erben nicht ſchaden koͤnnte, wenn die Dame
hin und wieder ein wenig geſchraubt, gedemuͤthigt
und geaͤrgert wuͤrde und wollte ſchon zu Ausfuͤhrung
eines ſeiner Entwuͤrfe, welcher die Lieutenants
Tochter, wie ohne ſein Zuthun, als ein gemeines
Soldatenmaͤdchen, darſtellen ſollte, ſchreiten, als
ſich ihm etwas noͤthigeres anbot. Die Entdeckung
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/301>, abgerufen am 21.11.2024.
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