Mit einem Worte, die Mannspersonen ver- mieden Felßen, weil sie zeigen wollten, daß sie keine Leute seiner Art wären und die Damen, weil er nicht auf eine schicklichere Art lasterhaft (dieses Ausdrucks bediente ich mich, um Celestin einmal nach dem Munde zu sprechen) war, auch waren sie ihm wegen des vermeinten entehrenden Auf- tritts mit B. Treff abgeneigt, denn fast jedes weibliche Geschöpf verachtet den Mann, der eine freche Beleidigung von einem andern Manne ru- hig einsteckt, um welche brave Gesinnung mancher unter uns Männern dieses Geschlecht beneiden sollte. Es war also nirgend Gnade für ihn.
Er bemerkte diese außerordentlich geringschä- tzende Begegnung nicht, ohne sich gekränkt zu füh- len; Suschen hätte sich kindisch gefreuet, wenn sie gewußt hätte, was dabei in seinem Jnnern vorgieng! So wenig sich der Stolze (wie er oft ge- sagt haben soll) um die zuvorkommende Freund- schaft und Achtung derer bekümmerte, die, nur den Wohlstand an Menschen schätzen, so war ihm doch das auffallende, herabwürdigende Betragen einer ganzen Gesellschaft äußerst kränkend, er wuß- te nicht, wohin er es rechnen sollte und war ziemlich geneigt, es für Würkung seiner Fein- de, die seinen Aufenthalt entdeckt hätten
und
Mit einem Worte, die Mannsperſonen ver- mieden Felßen, weil ſie zeigen wollten, daß ſie keine Leute ſeiner Art waͤren und die Damen, weil er nicht auf eine ſchicklichere Art laſterhaft (dieſes Ausdrucks bediente ich mich, um Celeſtin einmal nach dem Munde zu ſprechen) war, auch waren ſie ihm wegen des vermeinten entehrenden Auf- tritts mit B. Treff abgeneigt, denn faſt jedes weibliche Geſchoͤpf verachtet den Mann, der eine freche Beleidigung von einem andern Manne ru- hig einſteckt, um welche brave Geſinnung mancher unter uns Maͤnnern dieſes Geſchlecht beneiden ſollte. Es war alſo nirgend Gnade fuͤr ihn.
Er bemerkte dieſe außerordentlich geringſchaͤ- tzende Begegnung nicht, ohne ſich gekraͤnkt zu fuͤh- len; Suschen haͤtte ſich kindiſch gefreuet, wenn ſie gewußt haͤtte, was dabei in ſeinem Jnnern vorgieng! So wenig ſich der Stolze (wie er oft ge- ſagt haben ſoll) um die zuvorkommende Freund- ſchaft und Achtung derer bekuͤmmerte, die, nur den Wohlſtand an Menſchen ſchaͤtzen, ſo war ihm doch das auffallende, herabwuͤrdigende Betragen einer ganzen Geſellſchaft aͤußerſt kraͤnkend, er wuß- te nicht, wohin er es rechnen ſollte und war ziemlich geneigt, es fuͤr Wuͤrkung ſeiner Fein- de, die ſeinen Aufenthalt entdeckt haͤtten
und
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Mit einem Worte, die Mannsperſonen ver-
mieden Felßen, weil ſie zeigen wollten, daß ſie
keine Leute ſeiner Art waͤren und die Damen, weil
er nicht auf eine ſchicklichere Art laſterhaft (dieſes
Ausdrucks bediente ich mich, um Celeſtin einmal
nach dem Munde zu ſprechen) war, auch waren
ſie ihm wegen des vermeinten entehrenden Auf-
tritts mit B. Treff abgeneigt, denn faſt jedes
weibliche Geſchoͤpf verachtet den Mann, der eine
freche Beleidigung von einem andern Manne ru-
hig einſteckt, um welche brave Geſinnung mancher
unter uns Maͤnnern dieſes Geſchlecht beneiden
ſollte. Es war alſo nirgend Gnade fuͤr ihn.
Er bemerkte dieſe außerordentlich geringſchaͤ-
tzende Begegnung nicht, ohne ſich gekraͤnkt zu fuͤh-
len; Suschen haͤtte ſich kindiſch gefreuet, wenn
ſie gewußt haͤtte, was dabei in ſeinem Jnnern
vorgieng! So wenig ſich der Stolze (wie er oft ge-
ſagt haben ſoll) um die zuvorkommende Freund-
ſchaft und Achtung derer bekuͤmmerte, die, nur
den Wohlſtand an Menſchen ſchaͤtzen, ſo war ihm
doch das auffallende, herabwuͤrdigende Betragen
einer ganzen Geſellſchaft aͤußerſt kraͤnkend, er wuß-
te nicht, wohin er es rechnen ſollte und war
ziemlich geneigt, es fuͤr Wuͤrkung ſeiner Fein-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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