und ihn mit ihren Verleumdungen auch an diesen Ort folgten, zu halten. Jn diesem Wahn verzieh er dem seines Erachtens getäuschten Publikum und studierte auf neue Standhaftigkeit, auch dieses Uebel zu ertragen -- Gut, Herr Celestin, bewun- dern Sie Felßens wahre und nicht Scheinphiloso- phie ein andermal, und hören Sie was weiter pas- sirte.
Felß konnte es, so sehr er sich zu überwin- den bemüht war, doch nicht über sich gewinnen, über einen sehr möglichen Nachtheil, den dieser neue Unstern mitbringen werde, ruhig wegzusehn. Er glaubte nemlich, daß, wenn sein Verleger, der auf Ehre hielt und sehr behutsam war, eben so gegen ihn eingenommen würde, er wohl gar nichts mehr mit seinen Schriften zu thun haben wollte, in- dem er ihn für einen verdächtigen Menschen halten könnte, der ihm nächstens irgend einen Streich spielen möchte; aber (freue sich jeder meiner Leser, der Felßens Freund ist) eben dieser sein Verleger, Albrecht Busch, rettete seinen Ruf!
Busch befand sich eben in einem Concert, wo auch Felß zugegen war, und bemerkte das Betra- gen der Gesellschaft gegen den letzten mit dem größten Mißfallen. Sein Herz war so voll davon, daß er mit einem Bekannten von der Sache sprach,
dieser
und ihn mit ihren Verleumdungen auch an dieſen Ort folgten, zu halten. Jn dieſem Wahn verzieh er dem ſeines Erachtens getaͤuſchten Publikum und ſtudierte auf neue Standhaftigkeit, auch dieſes Uebel zu ertragen — Gut, Herr Celeſtin, bewun- dern Sie Felßens wahre und nicht Scheinphiloſo- phie ein andermal, und hoͤren Sie was weiter paſ- ſirte.
Felß konnte es, ſo ſehr er ſich zu uͤberwin- den bemuͤht war, doch nicht uͤber ſich gewinnen, uͤber einen ſehr moͤglichen Nachtheil, den dieſer neue Unſtern mitbringen werde, ruhig wegzuſehn. Er glaubte nemlich, daß, wenn ſein Verleger, der auf Ehre hielt und ſehr behutſam war, eben ſo gegen ihn eingenommen wuͤrde, er wohl gar nichts mehr mit ſeinen Schriften zu thun haben wollte, in- dem er ihn fuͤr einen verdaͤchtigen Menſchen halten koͤnnte, der ihm naͤchſtens irgend einen Streich ſpielen moͤchte; aber (freue ſich jeder meiner Leſer, der Felßens Freund iſt) eben dieſer ſein Verleger, Albrecht Buſch, rettete ſeinen Ruf!
Buſch befand ſich eben in einem Concert, wo auch Felß zugegen war, und bemerkte das Betra- gen der Geſellſchaft gegen den letzten mit dem groͤßten Mißfallen. Sein Herz war ſo voll davon, daß er mit einem Bekannten von der Sache ſprach,
dieſer
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und ihn mit ihren Verleumdungen auch an dieſen
Ort folgten, zu halten. Jn dieſem Wahn verzieh
er dem ſeines Erachtens getaͤuſchten Publikum und
ſtudierte auf neue Standhaftigkeit, auch dieſes
Uebel zu ertragen — Gut, Herr Celeſtin, bewun-
dern Sie Felßens wahre und nicht Scheinphiloſo-
phie ein andermal, und hoͤren Sie was weiter paſ-
ſirte.
Felß konnte es, ſo ſehr er ſich zu uͤberwin-
den bemuͤht war, doch nicht uͤber ſich gewinnen,
uͤber einen ſehr moͤglichen Nachtheil, den dieſer
neue Unſtern mitbringen werde, ruhig wegzuſehn.
Er glaubte nemlich, daß, wenn ſein Verleger, der auf
Ehre hielt und ſehr behutſam war, eben ſo gegen
ihn eingenommen wuͤrde, er wohl gar nichts mehr
mit ſeinen Schriften zu thun haben wollte, in-
dem er ihn fuͤr einen verdaͤchtigen Menſchen halten
koͤnnte, der ihm naͤchſtens irgend einen Streich
ſpielen moͤchte; aber (freue ſich jeder meiner Leſer,
der Felßens Freund iſt) eben dieſer ſein Verleger,
Albrecht Buſch, rettete ſeinen Ruf!
Buſch befand ſich eben in einem Concert, wo
auch Felß zugegen war, und bemerkte das Betra-
gen der Geſellſchaft gegen den letzten mit dem
groͤßten Mißfallen. Sein Herz war ſo voll davon,
daß er mit einem Bekannten von der Sache ſprach,
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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