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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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de mit ihm, nach welcher der Postsecretair (den
die gute Schnitzerinn nicht kannte, weshalb sie wohl
so boshafter Weise angeführt werden konnte) am
andern Morgen gestiefelt und gespornt bei ihm ein-
traf. Albrecht wollte anfangs mit ihm in den Gast-
hof gehn, weil er aber doch das Aufsehn vermei-
den und den ehrlichen Johann Jacob nicht mit er-
schrecken wollte, änderte er seinen Entschluß und
hatte schon vor seines Freundes Ankunft ein Billet
an Frau Suschen abgeschickt, mit dem Bescheide
es in ihre eignen Hände zu geben. Jn diesem
Billet schrieb er ihr "daß ein Freund vom Hofe
angekommen sei, und sie in wichtigen und zwar
verdrüßlichen Angelegenheiten sprechen müßte: Zum
größten Glück sei er, als ein Bekannter und Freund
bei ihm zuerst angesprochen und habe ihm die Sache
eröffnet, worauf er ihn um Vergünstigung gebeten,
sie zu benachrichtigen, damit sie zu ihm (Albrech-
ten) kommen möchte, und das Aufsehn so wohl
bei ihrem Mann, als den Leuten im Gasthof vermie-
den würde; auch hätteier seinen Freund um Scho-
nung und Höflichkeit für sie gebeten, welches er
ihm, in Ansehung ihrer ihm bekannt gemachten
Umstände, versprochen hätte. Also bäte er sie, ja
unverzüglich zu kommen, aber ohne dort zu sagen,
wo sie hingänge, damit dadurch die Sache augen-

blick-

de mit ihm, nach welcher der Poſtſecretair (den
die gute Schnitzerinn nicht kannte, weshalb ſie wohl
ſo boshafter Weiſe angefuͤhrt werden konnte) am
andern Morgen geſtiefelt und geſpornt bei ihm ein-
traf. Albrecht wollte anfangs mit ihm in den Gaſt-
hof gehn, weil er aber doch das Aufſehn vermei-
den und den ehrlichen Johann Jacob nicht mit er-
ſchrecken wollte, aͤnderte er ſeinen Entſchluß und
hatte ſchon vor ſeines Freundes Ankunft ein Billet
an Frau Suschen abgeſchickt, mit dem Beſcheide
es in ihre eignen Haͤnde zu geben. Jn dieſem
Billet ſchrieb er ihr „daß ein Freund vom Hofe
angekommen ſei, und ſie in wichtigen und zwar
verdruͤßlichen Angelegenheiten ſprechen muͤßte: Zum
groͤßten Gluͤck ſei er, als ein Bekannter und Freund
bei ihm zuerſt angeſprochen und habe ihm die Sache
eroͤffnet, worauf er ihn um Verguͤnſtigung gebeten,
ſie zu benachrichtigen, damit ſie zu ihm (Albrech-
ten) kommen moͤchte, und das Aufſehn ſo wohl
bei ihrem Mann, als den Leuten im Gaſthof vermie-
den wuͤrde; auch haͤtteier ſeinen Freund um Scho-
nung und Hoͤflichkeit fuͤr ſie gebeten, welches er
ihm, in Anſehung ihrer ihm bekannt gemachten
Umſtaͤnde, verſprochen haͤtte. Alſo baͤte er ſie, ja
unverzuͤglich zu kommen, aber ohne dort zu ſagen,
wo ſie hingaͤnge, damit dadurch die Sache augen-

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[304/0310] de mit ihm, nach welcher der Poſtſecretair (den die gute Schnitzerinn nicht kannte, weshalb ſie wohl ſo boshafter Weiſe angefuͤhrt werden konnte) am andern Morgen geſtiefelt und geſpornt bei ihm ein- traf. Albrecht wollte anfangs mit ihm in den Gaſt- hof gehn, weil er aber doch das Aufſehn vermei- den und den ehrlichen Johann Jacob nicht mit er- ſchrecken wollte, aͤnderte er ſeinen Entſchluß und hatte ſchon vor ſeines Freundes Ankunft ein Billet an Frau Suschen abgeſchickt, mit dem Beſcheide es in ihre eignen Haͤnde zu geben. Jn dieſem Billet ſchrieb er ihr „daß ein Freund vom Hofe angekommen ſei, und ſie in wichtigen und zwar verdruͤßlichen Angelegenheiten ſprechen muͤßte: Zum groͤßten Gluͤck ſei er, als ein Bekannter und Freund bei ihm zuerſt angeſprochen und habe ihm die Sache eroͤffnet, worauf er ihn um Verguͤnſtigung gebeten, ſie zu benachrichtigen, damit ſie zu ihm (Albrech- ten) kommen moͤchte, und das Aufſehn ſo wohl bei ihrem Mann, als den Leuten im Gaſthof vermie- den wuͤrde; auch haͤtteier ſeinen Freund um Scho- nung und Hoͤflichkeit fuͤr ſie gebeten, welches er ihm, in Anſehung ihrer ihm bekannt gemachten Umſtaͤnde, verſprochen haͤtte. Alſo baͤte er ſie, ja unverzuͤglich zu kommen, aber ohne dort zu ſagen, wo ſie hingaͤnge, damit dadurch die Sache augen- blick-

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/310>, abgerufen am 21.11.2024.