ten Eifer, indem er von allen das wahre und ei- gentliche erzählte; es fanden sich immer mehr Zu- hörer, einige der letzten wußten ihm über seine Ahndung Gewißheit zu geben, indem sie so gar die Häuser nannten, wohin Suschen ihre Nachrichten getragen hatte.
Es war Albrechten nicht so gleich möglich, in der Sache zu handeln, er mußte erst kühl werden, weshalb er das sehnlich harrende Suschen diesen Abend eben so wenig besuchen konnte, als einen andern Gegenstand, der seit kurzen seine Gedan- ken auf eine angenehmere Art beschäftigte. Er stu- dierte einen Theil des Abends auf die Art, mit Ma- dam Schnitzer zu Werke zu gehen, um sie zu be- strafen und Felßens Ehre wegen der Finten, das schuldig bleiben, das heimlich Geld nehmen von Schnitzern etc. betreffend, zugleich zu retten. Be- vor dies geschehn war, wollte er diesen von nichts unterrichten, dann aber hielt er es für nöthig, daß der Beleidigte mit dem Baron Treff selbst ein paar ernsthafte Worte sprechen möchte.
Nachdem er alles überlegt hatte, eilte er noch spät zu seinem Freund, dem Postsecretair, welcher um eine andere Bedienung anzutreten in zwei Ta- gen abreisen solte. Diesen hatte er zu seinem Vor- haben nöthig und nun nahm er die gehörige Abre-
de
ten Eifer, indem er von allen das wahre und ei- gentliche erzaͤhlte; es fanden ſich immer mehr Zu- hoͤrer, einige der letzten wußten ihm uͤber ſeine Ahndung Gewißheit zu geben, indem ſie ſo gar die Haͤuſer nannten, wohin Suschen ihre Nachrichten getragen hatte.
Es war Albrechten nicht ſo gleich moͤglich, in der Sache zu handeln, er mußte erſt kuͤhl werden, weshalb er das ſehnlich harrende Suschen dieſen Abend eben ſo wenig beſuchen konnte, als einen andern Gegenſtand, der ſeit kurzen ſeine Gedan- ken auf eine angenehmere Art beſchaͤftigte. Er ſtu- dierte einen Theil des Abends auf die Art, mit Ma- dam Schnitzer zu Werke zu gehen, um ſie zu be- ſtrafen und Felßens Ehre wegen der Finten, das ſchuldig bleiben, das heimlich Geld nehmen von Schnitzern ꝛc. betreffend, zugleich zu retten. Be- vor dies geſchehn war, wollte er dieſen von nichts unterrichten, dann aber hielt er es fuͤr noͤthig, daß der Beleidigte mit dem Baron Treff ſelbſt ein paar ernſthafte Worte ſprechen moͤchte.
Nachdem er alles uͤberlegt hatte, eilte er noch ſpaͤt zu ſeinem Freund, dem Poſtſecretair, welcher um eine andere Bedienung anzutreten in zwei Ta- gen abreiſen ſolte. Dieſen hatte er zu ſeinem Vor- haben noͤthig und nun nahm er die gehoͤrige Abre-
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ten Eifer, indem er von allen das wahre und ei-
gentliche erzaͤhlte; es fanden ſich immer mehr Zu-
hoͤrer, einige der letzten wußten ihm uͤber ſeine
Ahndung Gewißheit zu geben, indem ſie ſo gar die
Haͤuſer nannten, wohin Suschen ihre Nachrichten
getragen hatte.
Es war Albrechten nicht ſo gleich moͤglich, in
der Sache zu handeln, er mußte erſt kuͤhl werden,
weshalb er das ſehnlich harrende Suschen dieſen
Abend eben ſo wenig beſuchen konnte, als einen
andern Gegenſtand, der ſeit kurzen ſeine Gedan-
ken auf eine angenehmere Art beſchaͤftigte. Er ſtu-
dierte einen Theil des Abends auf die Art, mit Ma-
dam Schnitzer zu Werke zu gehen, um ſie zu be-
ſtrafen und Felßens Ehre wegen der Finten, das
ſchuldig bleiben, das heimlich Geld nehmen von
Schnitzern ꝛc. betreffend, zugleich zu retten. Be-
vor dies geſchehn war, wollte er dieſen von nichts
unterrichten, dann aber hielt er es fuͤr noͤthig, daß
der Beleidigte mit dem Baron Treff ſelbſt ein paar
ernſthafte Worte ſprechen moͤchte.
Nachdem er alles uͤberlegt hatte, eilte er noch
ſpaͤt zu ſeinem Freund, dem Poſtſecretair, welcher
um eine andere Bedienung anzutreten in zwei Ta-
gen abreiſen ſolte. Dieſen hatte er zu ſeinem Vor-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/309>, abgerufen am 22.11.2024.
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