Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.Der schon gerühmte Blick und der feste Ton, in dem Felß sprach, setzte den Freiherrn so außer al- ler Fassung, daß ihm eine zusammenhängende Antwort unmöglich war. Jch wüßte -- nicht -- in der That -- ich weis nicht -- wer kann -- Frei- lich, fiel ihm Felß in die Rede, wer kann es denken, daß zwischen Jhnen und mir so was vorgefallen sein könnte, ich hoffe, Sie wollten das sagen, und finde daß Sie recht haben; demnach will ich mich für falsch berichtet halten und Jhnen Zeit lassen, sich zu fassen. Die letzten Worte waren von saty- rischem Lächeln begleitet, er ließ den betroffenen Baron stehen und warf, indem er Taback nahm, seine Augen, nicht stolz, nicht frohlockend umher, aber ihr Ausdruck und die Miene, die ihn beglei- tete, forderte Ehrfurcht, oder richtiger gesagt, be- wirkte sie in jedem Herzen so schnell, wie der Fun- ke der Electricität durch eine Reihe von Personen wirkt, indem nur einer den Hauptstoß bekommt. Alles war nun für Felßen gewonnen, der lan- ge nicht so munter gewesen war; man drängte sich zu dem Billard, und jeder bemühte sich, indem er mit Albrechten spielte, ihm besondre Achtung und Aufmerksamkeit zu zeigen. Treff hielt sich nach der kurzen Unterredung mit ihm nicht lange mehr auf, und war froh, daß sie eben den letzten Tag vor seiner
Der ſchon geruͤhmte Blick und der feſte Ton, in dem Felß ſprach, ſetzte den Freiherrn ſo außer al- ler Faſſung, daß ihm eine zuſammenhaͤngende Antwort unmoͤglich war. Jch wuͤßte — nicht — in der That — ich weis nicht — wer kann — Frei- lich, fiel ihm Felß in die Rede, wer kann es denken, daß zwiſchen Jhnen und mir ſo was vorgefallen ſein koͤnnte, ich hoffe, Sie wollten das ſagen, und finde daß Sie recht haben; demnach will ich mich fuͤr falſch berichtet halten und Jhnen Zeit laſſen, ſich zu faſſen. Die letzten Worte waren von ſaty- riſchem Laͤcheln begleitet, er ließ den betroffenen Baron ſtehen und warf, indem er Taback nahm, ſeine Augen, nicht ſtolz, nicht frohlockend umher, aber ihr Ausdruck und die Miene, die ihn beglei- tete, forderte Ehrfurcht, oder richtiger geſagt, be- wirkte ſie in jedem Herzen ſo ſchnell, wie der Fun- ke der Electricitaͤt durch eine Reihe von Perſonen wirkt, indem nur einer den Hauptſtoß bekommt. Alles war nun fuͤr Felßen gewonnen, der lan- ge nicht ſo munter geweſen war; man draͤngte ſich zu dem Billard, und jeder bemuͤhte ſich, indem er mit Albrechten ſpielte, ihm beſondre Achtung und Aufmerkſamkeit zu zeigen. Treff hielt ſich nach der kurzen Unterredung mit ihm nicht lange mehr auf, und war froh, daß ſie eben den letzten Tag vor ſeiner
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Der ſchon geruͤhmte Blick und der feſte Ton,
in dem Felß ſprach, ſetzte den Freiherrn ſo außer al-
ler Faſſung, daß ihm eine zuſammenhaͤngende
Antwort unmoͤglich war. Jch wuͤßte — nicht —
in der That — ich weis nicht — wer kann — Frei-
lich, fiel ihm Felß in die Rede, wer kann es denken,
daß zwiſchen Jhnen und mir ſo was vorgefallen
ſein koͤnnte, ich hoffe, Sie wollten das ſagen, und
finde daß Sie recht haben; demnach will ich mich
fuͤr falſch berichtet halten und Jhnen Zeit laſſen,
ſich zu faſſen. Die letzten Worte waren von ſaty-
riſchem Laͤcheln begleitet, er ließ den betroffenen
Baron ſtehen und warf, indem er Taback nahm,
ſeine Augen, nicht ſtolz, nicht frohlockend umher,
aber ihr Ausdruck und die Miene, die ihn beglei-
tete, forderte Ehrfurcht, oder richtiger geſagt, be-
wirkte ſie in jedem Herzen ſo ſchnell, wie der Fun-
ke der Electricitaͤt durch eine Reihe von Perſonen
wirkt, indem nur einer den Hauptſtoß bekommt.
Alles war nun fuͤr Felßen gewonnen, der lan-
ge nicht ſo munter geweſen war; man draͤngte ſich
zu dem Billard, und jeder bemuͤhte ſich, indem er
mit Albrechten ſpielte, ihm beſondre Achtung und
Aufmerkſamkeit zu zeigen. Treff hielt ſich nach der
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und war froh, daß ſie eben den letzten Tag vor
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