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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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richten der Schnitzerinn nicht wenig, daher auch sein
Erbeben auf dem Caffeehause noch größer war,
als es außerdem gewesen sein würde. Er hatte
einige kleine Reisen aufs Land gemacht und war
überhaupt mit seiner bevorstehenden weiten Reise
beschäftigt, daher war von den Begebenheiten bei
Albrechten nichts vor seine Ohren gekommen,
vielleicht hätte ers dieses letztemal, da er vor
seinem Abgange auf dem Caffeehause war, um
von einigen Bekannten Abschied zu nehmen, noch
erfahren, wenn Felß nicht drein kam durch die
kurze Scene mit ihm, und nach derselben alle Auf-
merksamkeit auf sich allein zog und ihn selbst eher
wegscheuchte, als er es Willens gewesen war.

Demnach erfahr er nichts von dem, was seiner
lieben Frau Wirthinn begegnet war, hatte aber
noch den letzten Abend einen nicht eben zärtlichen
Auftritt mit ihr, denn ihm war eingefallen, daß
blos ihre Rachsucht an dem Gerede, daß er Felßen
schlecht behandelt, Schuld wär.

Wir Thiermenschen setzen uns bei solchen Ge-
legenheiten nicht in Winkel, und überlegen, daß
wir uns eigentlich die Unannehmlichkeit selbst zuge-
zogen haben, so würde z. B. Treff, wenn er was
mit Beobachtung seiner selbst und mit der Bemü-
hung, seine gemachten Fehler zu untersuchen, hät-
te
richten der Schnitzerinn nicht wenig, daher auch ſein
Erbeben auf dem Caffeehauſe noch groͤßer war,
als es außerdem geweſen ſein wuͤrde. Er hatte
einige kleine Reiſen aufs Land gemacht und war
uͤberhaupt mit ſeiner bevorſtehenden weiten Reiſe
beſchaͤftigt, daher war von den Begebenheiten bei
Albrechten nichts vor ſeine Ohren gekommen,
vielleicht haͤtte ers dieſes letztemal, da er vor
ſeinem Abgange auf dem Caffeehauſe war, um
von einigen Bekannten Abſchied zu nehmen, noch
erfahren, wenn Felß nicht drein kam durch die
kurze Scene mit ihm, und nach derſelben alle Auf-
merkſamkeit auf ſich allein zog und ihn ſelbſt eher
wegſcheuchte, als er es Willens geweſen war.

Demnach erfahr er nichts von dem, was ſeiner
lieben Frau Wirthinn begegnet war, hatte aber
noch den letzten Abend einen nicht eben zaͤrtlichen
Auftritt mit ihr, denn ihm war eingefallen, daß
blos ihre Rachſucht an dem Gerede, daß er Felßen
ſchlecht behandelt, Schuld waͤr.

Wir Thiermenſchen ſetzen uns bei ſolchen Ge-
legenheiten nicht in Winkel, und uͤberlegen, daß
wir uns eigentlich die Unannehmlichkeit ſelbſt zuge-
zogen haben, ſo wuͤrde z. B. Treff, wenn er was
mit Beobachtung ſeiner ſelbſt und mit der Bemuͤ-
hung, ſeine gemachten Fehler zu unterſuchen, haͤt-
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[320/0326] richten der Schnitzerinn nicht wenig, daher auch ſein Erbeben auf dem Caffeehauſe noch groͤßer war, als es außerdem geweſen ſein wuͤrde. Er hatte einige kleine Reiſen aufs Land gemacht und war uͤberhaupt mit ſeiner bevorſtehenden weiten Reiſe beſchaͤftigt, daher war von den Begebenheiten bei Albrechten nichts vor ſeine Ohren gekommen, vielleicht haͤtte ers dieſes letztemal, da er vor ſeinem Abgange auf dem Caffeehauſe war, um von einigen Bekannten Abſchied zu nehmen, noch erfahren, wenn Felß nicht drein kam durch die kurze Scene mit ihm, und nach derſelben alle Auf- merkſamkeit auf ſich allein zog und ihn ſelbſt eher wegſcheuchte, als er es Willens geweſen war. Demnach erfahr er nichts von dem, was ſeiner lieben Frau Wirthinn begegnet war, hatte aber noch den letzten Abend einen nicht eben zaͤrtlichen Auftritt mit ihr, denn ihm war eingefallen, daß blos ihre Rachſucht an dem Gerede, daß er Felßen ſchlecht behandelt, Schuld waͤr. Wir Thiermenſchen ſetzen uns bei ſolchen Ge- legenheiten nicht in Winkel, und uͤberlegen, daß wir uns eigentlich die Unannehmlichkeit ſelbſt zuge- zogen haben, ſo wuͤrde z. B. Treff, wenn er was mit Beobachtung ſeiner ſelbſt und mit der Bemuͤ- hung, ſeine gemachten Fehler zu unterſuchen, haͤt- te

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/326>, abgerufen am 21.11.2024.